Der Stricker

Rezension: Erzählungen, Fabeln, Reden vom Stricker

Rezension: Erzählungen, Fabeln, Reden vom Stricker

Die einzelnen Inhaltsangaben “Erzählungen, Fabeln, Reden” vom Stricker findet ihr im Label “der Stricker”.
Da ich noch nicht so viel Erfahrung mit mittelhochdeutscher Literatur habe, weiß ich nicht wie differenziert meine Meinung ist, aber ich hoffe, dass sie trotzdem vergleichsweise gut ist.
In dieser Ausgabe des Reclam-Verlags finden wir sowohl den mittelhochdeutschen als auch den neuhochdeutschen Text. Auf der rechten Seite finden wir das Original und auf der linken Doppelseite dann die „Übersetzung“. Am Originaltext will ich nicht herum meckern, weil ich sicher bin, dass das nur zu Tränen führen würde, aber an der Übersetzung möchte ich dann doch meine Rezensionskünste ausleben. Dass die Übersetzungen oftmals schwierig sind, weil wir heute diese Begriffe anders verwenden, ist klar. Worte wie „maget“ oder „vrouwe“, was auf neuhochdeutsch „Magd“ oder „Frau“ heißt, ist relativ klar, aber wusstet ihr, dass die Worte inzwischen andere Konnotate haben? Wenn ich eine Frau heute als Magd bezeichne, dann assoziiert man damit meistens eine eher negativbeladenen Frauenbegriff. Daraus ergeben sich natürlich Übersetzungsschwierigkeiten. Bleibt man möglichst nah am Text indem man „vrouwe“ mit „Frau“ übersetzt, oder übersetzt man es mit „Edeldame“, denn dieses Wort würde dem mittelhochdeutschen Original eher entsprechen. Dementsprechend haben wir auch bei anderen Begriffen solche Schwierigkeiten, die dann zu teilweise sehr abstrusen Übersetzungen führen.
Ansonsten haben mir die kurzen Fabeln neben dem Märchen, den Mären und den Reden eigentlich recht gut gefallen. Natürlich fand ich die Behandlung Frauen gegenüber doch sehr unschön um es mal ganz vorsichtig auszudrücken. Es mag damals vielleicht in Ordnung gewesen sein, seine Frau einzumauern oder sie so lange zu verprügeln bis ihr nur die Haut nur noch in Fetzen vom Körper hing, aber das halte ich aus heutiger Sicht für ein kleinwenig überzogen (um es mal so kleinzureden, dass jeder merkt, wie sehr ich es hier überspitze).
An eigentlich fast jedem Ende der einzelnen „Geschichten“ finden wir eine Moral wie wir sie von Fabeln schon oftmals kennen („Und die Moral von der Geschicht’, Frauen schlagen tut man nicht!“ oder so). Das hat mir ganz gut gefallen, obwohl es einem natürlich die Möglichkeit nimmt seine eigenen Interpretationen mit einzubringen, aber man darf sich davon nicht abhalten lassen sich an den Geschichten zu versuchen.
Alles in allem ein schönes Werk, das man zwar von seinen moralischen Ansätzen her nicht in die heutige Zeit übertragen sollte, aber dennoch kann man seine Freude an den Originaltexten und den Übersetzungen haben, sodass ich dieses Buch vom Stricker gerne weiterempfehle, denn man findet hier einen mittelhochdeutschen Text mitsamt Übersetzung für kleines Geld. 
Der Stricker

Inhaltsangabe: 23 Der Höfling

Inhaltsangabe: 23 Der Höfling
In der Rede „Der Höfling“ geht es um einen Höfling, der an den Hof eines Herrn kommt um dort gut zu speisen, seine Lieder sind allerdings nicht sehr schön und man merkt ihm an, dass er das, womit er eigentlich seinen Lebensunterhalt verdient nicht zu schätzen weiß und nicht zufrieden mit der Schönheit der Natur namentlich mit der Schönheit der Blumen ist. Auch kann er von „Minne“ nichts verstehen, wenn er um eine verheiratete Frau und sogar um die Frau seines Herrn wirbt. Diese Höflinge haben es nicht verdient, dass man sie verköstigt. Sie haben es nicht verdient, dass man ihnen gutes Essen auf den Tisch bringt, deshalb sollte man ihnen einfach nur Blumen auf den Tisch stellen und wenn sie zu einer Zeit kommen, zu der es keine Blumen gibt, da solle man ihnen sagen, dass sie unhöflich wären, dass sie mit den Blumen nichts anzufangen wissen und dass sie zu einer Zeit wiederkommen sollten zu der man ihnen Blumen geben könne.

Am Ende sagt der Erzähler, dass diese Höflinge von denen oben die Rede war, von einem Feuer erhitzt wären. Dieses Feuer wäre ein Feuer der Hölle und des Teufels und so wäre es nötig dieses Feuer nicht durch süßen Wein und Pfeffer noch zu schüren, sondern dagegen vorzugehen, indem man ihnen nur Wasser oder kalten Speisen vorsetzt. So würde das Feuer erlöschen. 
Der Stricker

Inhaltsangabe: 22 Die unbewachte Gattin

Inhaltsangabe: 22 Die unbewachte Gattin
In der Rede „Die unbewachte Gattin“ geht es um einen Gastgeber, der seine Frau mit seinem Gast alleine lässt und während er dafür sorgt, dass es seinem Gast gut geht und seine Aufgaben erledigt, spielt dieser sich an die Gattin seines Gastgebers heran und erzählt Lügen über seinen Gastgeber. Er verspricht ihr alles mögliche und wenn die Frau darauf hereinfällt und böse zu ihrem Mann wird, dann soll dieser dafür die Hofdamen verprügeln. Frauen, die böse zu ihren Männern sind, die ihn betrügen, die umgeben sich nämlich auch mit Damen und Zofen, die genauso sind wie sie und ihnen erzählen, dass ihre Gedanken gut wären und raten ihnen glücklich zu sein. Wenn ein Mann also eine solche Frau hat, dann soll er deren Zofe und ihre Hofdamen schlagen, denn diese werden dann zu ihrer Herrin gehen und ihr sagen, dass sie sich anders verhalten solle, denn nicht nur wollen sie keinen Kontakt mehr zu ihr, weil sie ihretwegen geschlagen werden, sondern raten sie ihr außerdem sich zu ändern, weil sie die wäre, die verprügelt wird, sobald der Mann die Damen totgeprügelt habe. Deshalb wird sich die Frau ändern wollen.

So schließt der Stricker damit, dass jede Dame, die sich nicht unter die „huote“ stellen lassen möchte, nicht gut sei und jede gute Frau, es toll finde unter die „huote“ gestellt zu werden und sich ihres Herzens erfreuen würde. 
Der Stricker

Inhaltsangabe: 21 Der Richter und der Teufel

Inhaltsangabe: 21 Der Richter und der Teufel

Es gab einmal einen Richter, der böse und sehr mächtig, außerdem habgierig war. Der Teufel lauert ihm auf und der Richter will wissen wer er sei, sodass er den Teufel so unter Druck setzt, dass es ihm dieser sagt. Der Teufel will auf den Markt, denn an diesem Tag bekommt er, was man ihm ernsthaft schenkt. In der Wut werden ihm ein Schwein, ein Rind und ein Kind geschenkt, die der Teufel nicht nimmt, obwohl der Richter es ihm rät, da diese Tiere und das Kind ihm nur in der Wut geschenkt worden waren. Als letztes taucht eine alte Frau auf, die Gott bittet den Richter vom Teufel holen zu lassen, da sie es ernst meint, nimmt in der Teufel mit.

Am Ende sagt der Erzähler, dass der, der sich mit dem Teufel einlässt, in Gefahr gerät, denn den Teufel sollte man fürchten. 
Der Stricker

Inhaltsangabe: 20 Der arme und der reiche König

Inhaltsangabe: 20 Der arme und der reiche König

Zwei Könige lebten in zwei Königreichen. Einer der Könige war reich, der andere war arm, dafür aber klug. Der reiche König konnte den armen König nicht leiden. Als der reiche König starb, kam sein Sohn an die Macht. Auch sein Sohn mochte den armen König nicht. Als er eines nachts von ihm träumte, verlangte er Genugtuung von dem armen König. Dieser erklärte sich bereit sich mit ihm zu treffen, sodass sie sich eines Tages an einem Fluss gegenüberstanden. Der arme König erklärte sich bereit ihm die Spiegelbilder der Ritter, die er bei sich hatte, zu übergeben und er könne mit ihnen machen, was er wolle. Dies erzürnt den reichen König, aber der arme König argumentiert, dass er aufgrund des Traumes, also eines Schattens angeklagt wurde, sodass es nur gerecht wäre, wenn er dafür seinerseits Schatten erhielte.

Am Ende: braucht man sich nicht zu wundern, wenn man nach Ehrungen verlangt, die einem nicht zustehen, wenn man am Ende leer ausgeht. 
Der Stricker

Inhaltsangabe: 19 Die drei Wünsche

Inhaltsangabe: 19 Die drei Wünsche

Ein Mann fand, dass es Gott nicht gut genug mit ihm meinte, sodass er betete, dass Gott ihn reich machen möge. Ein Engel erscheint ihm und gewehrt ihm drei Wünsche. Der Engel warnt ihn aber, dass ihm die drei Wünsche nichts nützen würden, denn aufgrund seiner Dummheit werde er am Ende genauso viel besitzen wie er jetzt besitzt. Dies will er nicht glauben, sodass er die drei Wünsche gerne annimmt. Da die Frau aber mit ihm betete, will sie einen der Wünsche für sich haben, was ihr der Mann gestattet. Die Frau wünscht sich sofort ein Kleid, dass schöner ist als alle anderen Kleider, die jemals gefertigt und getragen wurden. Sofort trägt die Frau das Kleid. Der Mann, überhaupt nicht zufrieden mit dem Wunsch seiner Frau, wünscht sich sofort, dass sie das Kleid im Leibe tragen soll. Dies fügt der Frau große Schmerzen zu und sie beschwert sich darüber bei ihren Verwandte. Diese drohen dem Mann, er solle seine Frau befreien oder sie werden sie rächen.
Am Ende: haben Mann und Frau genauso wenig wie zuvor, die drei Wünsche nützten ihnen überhaupt nichts und sie gehen leer aus. Beiden wird die Schuld daran angelastet, denn sie verhielten sich beide falsch.

Der Stricker

Inhaltsangabe: 18 Das Ehescheidungsgespräch

Inhaltsangabe: 18 Das Ehescheidungsgespräch

Ein Mann will sich von seiner Frau scheiden lassen und zählt al ihre negativen Eigenschaften auf (sie sei unter anderem hässlich, würde stinken und sei unfruchtbar). Er sagt, dass er sich in vierzig Wochen scheiden lassen will und nennt immer weniger Wochen, sodass er sich irgendwann am gleichen Tag noch scheiden lassen will.
Sie macht es genau andersrum und nennt immer mehr Wochen, die sie bei ihm bleiben will, sodass er irgendwann Angst kriegt und um sie zu besänftigen, nennt er sie tugendhaft und gottesfürchtig, sodass ihre Wut auf ihn ob seiner Beleidigungen verraucht und sie sich im Bett versöhnen und küssen. 
Der Stricker

Inhaltsangabe: 17 Die eingemauerte Frau

Inhaltsangabe: 17 Die eingemauerte Frau

In der moralischen Erzählung „Die eingemauerte Frau“ vom Stricker geht es um einen Ritter und seine Ehefrau, die immer böse zu ihrem Mann war. Egal wie er sie bat und schlug, sie wollte sich nicht ändern.
Der Ritter schlug seine Frau ziemlich heftig, aber auch das wollte sie nicht zur Vernunft bringen. Daraufhin beschloss er, dass es sinnvoll wäre, sie einzumauern. Er ließ also ein kleines Zimmer in seinem Haus bauen, das nur ein Fenster hatte. Seine Frau wurde hinein gesperrt, bekam immer nur das schlechteste Essen und musste zusehen wie er mit anderen Frauen flirtete und sie küsste. Das machte sie so traurig, dass Gott über sie kam und sie sich grundsätzlich änderte. Daraufhin feierte der Ritter ein großes Fest für seine Frau, zu diesem wurden auch alle Verwandten der Frau eingeladen, denn diese hatten sich von ihrer Verwandten abgewandt, weil sie so boshaft zu ihrem Mann war. Der Ritter befiehlt ihren Verwandten, dass sie ab jetzt wieder nett zu seiner Frau sein sollten, da sie von Gott bekehrt wurde.
Die Frau bietet an, dass sie ab jetzt jede Frau, die ihrem Mann gegenüber böse war und die man zu ihr bringt, bekehrt.

Als die Frauen, die böse zu ihren Männern waren, von der Frau hörten, die eingemauert worden war, beschlossen sie, da sie es nicht aushalten würden, eingesperrt zu werden, wieder nett zu ihren Männern zu sein. 

Der Stricker

Inhaltsangabe: 16 Der nackte Ritter

Inhaltsangabe: 16 Der nackte Ritter

In „der nackte Ritter“ geht es um einen Ritter, der reiste und von einem Herren aufgenommen wurde. Dieser Herr wollte, dass sich der Ritter wohlfühlte, sodass er den Ofen anheizen ließ und das beste Essen auftragen ließ. Die Töchter des Gastherren setzen sich um den Gast und unterhielten ihn. Damit sie in der Nacht nicht frieren werden müssen, ließ man das Feuer weiteranheizen und als es so warm war, da bat man den Gast seinen Rock abzunehmen und es sich gemütlich zu machen. Da sich das aber in Gesellschaft nicht schickte, wollte der Ritter seine Kleidung nicht ablegen. Der Gastherr versuchte ihn zu überreden, aber das Ritter ließ nicht mit sich reden, sodass er seinen Dienern den Auftrag gab, ihm heimlich, wenn er unaufmerksam war, den Rock abzunehmen. Als sie es aber tun, sitzt der Ritter plötzlich nackt vor ihnen, da er nichts darunter trug. Die Damen waren schockiert und der Ritter fühlte sich entblößt und entehrt.
Am Ende: Der Erzähler ermahnt hiermit alle Gastgeber ihren Gästen die Wünsche zu lassen und sie nicht zu irgendetwas zu drängen, denn Dienste, die nicht dankbar angenommen werden, schaden mehr als sie nützen.
Der Stricker

Inhaltsangabe: 15 Der kluge Knecht

Moralische Erzählungen (Mären)
Inhaltsangabe: 15 Der kluge Knecht
 

„Es stört jede Frau, wenn man ihren Liebhaber bei ihr findet.“
Im klugen Knecht merkte eben dieser Knecht, dass die Frau seines Meisters ein Verhältnis mit dem Pfarrer hatte. Jeden Morgen trieb die Frau ihren Mann früh nach draußen, damit er Holz mache. Sie kochte unterdessen das Essen für ihren Liebhaber, sodass sie erst gemeinsam gegessen haben und sich dann im Schlafzimmer vergnügten. Der Knecht fand heraus, dass die Frau ihren Mann betrog und schmiedete einen Plan um seinem Meister zu zeigen, dass seine Frau ihn betrügt. Er kommt zurück zum Haus, weil er behauptete etwas vergessen zu haben. Die Frau musste ihren Liebhaber unter einer Bank verstecken. Der Knecht hingegen wollte nicht wieder gehen und hielt sich längere Zeit im Haus auf, als der Meister dann plötzlich wieder vor der Tür steht, überredet ihn der Knecht mit ihm zu essen, da er so hungrig sei. Die Frau bewirtete die beiden, wünschte sie sich aber weit weg und verfluchte sie im Geheimen.
Der Knecht macht seinen Meister durch eine Geschichte, die er ihm erzählte darauf aufmerksam, dass dort ein Spanferkel ist und ein großer Kuchen und dann zeigt er ihm den Pfarrer unter der Bank. So wurde der Pfarrer unter Druck gesetzt, dem Meister einiges von seinem Besitz zu überschreiben, sodass dieser sich wünschte die Frau niemals kennengelernt zu haben. Die Frau hingegen wurde verprügelt und ihr Mann mochte sie danach nicht mehr so gerne.

Am Ende: Der Knecht wird für sein kluges und besonnenes Verhalten gelobt, denn mit Klugheit könne man Bildung und Sitte erreichen wie sie am Hof üblich war. Der Knecht ist gut mit der Situation umgegangen, denn er hat den Meister durch eine Geschichte Stück für Stück zur Entdeckung des Liebhabers seiner Frau geführt, denn ansonsten hätte sie einfach behaupten können, dass der Knecht sich das ausdachte um ihr zu schaden, weil er sie hasse.