Die Tote in der Sommerfrische von E. Dix ·Hörbücher

Rezension: Die Tote in der Sommerfrische von Elsa Dix

Den Kriminalroman Die Tote in der Sommerfrische von Elsa Dix habe ich auch wieder als Hörbuch gehört, sodass ich hier auf beides, Inhalt und Format, eingehen werde.

Der Roman erinnerte mich ein bisschen an den ersten Teil, Ein gefährlicher Gegner, der Tommy und Tuppence-Beresford-Reihe von Agatha Christie. Ein junges Pärchen ermittelt das erste Mal zusammen. Die Charaktere der beiden Ermittler sind auch recht ähnlich. Außerdem spielen die beiden Romane zu einer ähnlichen Zeit. Der Unterschied ist nur, dass Elsa Dix heute über einen Fall vor 100 Jahren schreibt und Christie ihren Roman damals geschrieben hat. Normalerweise mag ich historische Romane nicht sonderlich, aber durch diese Ähnlichkeit hatte ich gar nicht so das Gefühl, dass es sich um einen historischen Roman handelte und wahrscheinlich mochte ich ihn auch deshalb so gerne.

Kommen wir also zu den Charakteren: Ich habe es ja in der Inhaltsangabe recht detailliert beschrieben. Viktoria Berg wurde von ihrem Vater recht frei erzogen. Für eine Frau darf sie sich sehr frei bewegen, er ließ sie sogar alleine in den Urlaub fahren. Außerdem darf sie ihre eigene Meinung haben, er zwingt sie nicht zu heiraten (auch wenn er es gerne sehen würde) und er lässt sie arbeiten. Viktoria möchte nicht heiraten, auch wenn sie sich – vor allem zu Christian – sehr stark hingezogen fühlt und mit ihm das erste Mal merkt, worauf sie da eigentlich verzichten möchte: Küsse, Liebe, Leidenschaft, Kinder und eine eigene Familie. Doch ihre Freiheit scheint ihr wichtiger zu sein.

Christian ist eigentlich ein netter Kerl, hatte aber dennoch einige Fehler. Man erfährt später, dass er zuhause für den Tod an einem Polizisten verantwortlich war. Er ist eigentlich ein Arbeiterjunge, hat sich aber durch seine Intelligenz und durch Fleiß hochgearbeitet. Das führt zu Spannungen innerhalb seiner Familie. Er spricht kaum noch mit seinen Eltern und vor allem sein Vater ist überhaupt nicht damit einverstanden, dass Christian nur ein Journalist ist, weil er das nicht also richtige Arbeit anerkennt. Christian scheint auch schon Erfahrungen mit Frauen zu haben, denn die Mädchen aus der Arbeiterschicht sind Männern gegenüber etwas offener. Dennoch ist er beeindruckt von Viktoria, denn sie ist selbstsicher und auch wenn er beleidigt ist, weil sie nicht bereit ist ihre Freiheit für ihn aufzugeben, hat er sich offenbar in die willensstarke Frau verliebt.

Die Geschichte an sich ist auch ziemlich spannend erzählt: Die Kulisse ist ein historisches Seebad auf Norderney. Damit passte der Roman für mich perfekt in den Sommer. Die Figuren werden teilweise etwas ausführlicher ausgestaltet, manchmal auch weniger genau. Klar ist aber, dass einer von ihnen der Täter sein muss, was den Krimi zu einem Whodunit macht. Ungewiss bleibt lange wer denn der Täter ist. Nicht mal nach dem Mord an Seyfarth konnte man sich sicher sein, dass er Henny nicht ermordet hat, da er ganz offensichtlich ein Motiv hatte und sich auch allen gegenüber als sehr negative Person offenbart, sodass es viele Menschen auf Norderney gibt, die ein Motiv gehabt hätten, ihn zu ermorden. So wäre es möglich gewesen, dass er Henny ermordet hat und er dann von einem anderen Mörder ermordet wurde. Ich muss sagen, dass mir aber nach etwa zwei Dritteln des Romans klar war, wer der Mörder ist (aber dazu werde ich hier nicht mehr verraten), dennoch war es spannend, weil ich mir natürlich nicht sich sein konnte.

Kommen wir nun zum Hörbuch selbst: Wir haben zwei ermittelnde Figuren, aber nur einen Hörbuchsprecher. Das fand ich am Anfang sehr befremdlich, weil ich erst vor wenigen Wochen Time to Love gehört habe. Dort gibt es zwei Hauptfiguren, die von zwei verschiedenen Sprecherinnen gesprochen wurden. Mit so etwas hatte ich hier dann auch gerechnet, weil man bei der männlichen Stimme den Erzähler natürlich mit Christian assoziiert und dann verwirrt ist, dass dieser Sprecher auch von Viktorias Innenwelt weiß. Gleichzeitig ist der Krimi der Debütroman von Elsa Dix, sodass es schon etwas verwunderlich ist, dass es überhaupt ein Hörbuch dazu gibt (wenngleich dieses nur als Download verfügbar ist). Ich denke, dass das auch der Grund sein könnte, warum man nicht noch einen zweiten Sprecher engagiert hat.

Dennoch hat mir die Lesung von Steffen Groth gut gefallen. Ich mochte seine Art des Erzählens und ich habe dem Hörbuch sehr gerne zugehört.

Sprecher und Geschichte haben für mich das Hörbuch Die Tote in der Sommerfrische von Elsa Dix zu einem tollen Hörbuch gemacht, sodass ich jetzt schon sehr gespannt bin, ob es wirklich noch einen zweiten Teil in dieser Reihe geben wird und ich hoffe inständig darauf. Von mir gibt es also eine ganz klare Empfehlung.

 

 

 

Danke an den Hörverlag für das Hörbuchrezensionsexemplar!

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