Lady Lydia Ambervale lebt ein zurückgezogenes Leben seitdem ihr Vater vor einigen Jahren verstorben ist. Nach dessen Tod hat sie alle ihre Bediensteten entlassen und nur eine Haushälterin neu angestellt, damit sich diese um den Haushalt und die Zubereitung des Essens kümmert. Außerdem arbeitet noch ein alter Mitarbeiter für sie, der sich um den Garten und die Pferde kümmert. Abgesehen von den beiden, hat Lydia keinerlei Freude und sie schlägt sämtliche Einladungen, die für sie ankommen aus.
Als ihre Haushälterin ihr mitteilt, dass eine alte Freundin von ihr seit kurzem verschwunden ist, macht sich Lydia direkt an die Ermittlungen, denn sie wittert ein Problem, dem sie sich mit ihrer wissenschaftlichen Logik nähern kann. Erst mit der Zeit findet sie heraus, dass ihr Ex-Verlobter, der die Verlobung löste, da sich Lydia in der Zeit, in der es ihrem Vater sehr schlecht ging, kurz vor dessen Tod, viel um ihn kümmern wollte, in den Tod des Dienstmädchens verwickelt sein könnte. Es stellt sich nämlich heraus, dass gute Freunde von ihm, die Arbeitgeber einer anderen jungen Frau waren, die ebenfalls verschwand.
Lydia hat bei ihren Ermittlungen tatkräftige Unterstützung von einem alten Freund ihres Vaters, ihrer Haushälterin, ihrem anderen Angestellten und einem Polizisten aus dem East End, der für das Verschwinden der jungen Frau zuständig war.
Obwohl ich introvertierte Figuren grundsätzlich mag, fand ich Lydias Verhalten teilweise sehr anstrengend. Vor allem weil man nicht versteht, warum sie so ist, wie sie ist. Natürlich kriegt man nach und nach immer mehr Infos über sie, aber so richtig weiß man nicht, warum sie sich so dagegen währt, dass es ein paar Menschen gibt, die sich um sie sorgen. Das fand ich sehr anstrengend und nervig und habe es so nicht geschafft, Lydia wirklich sympathisch zu finden und einen richtigen Zugang zu ihr zu finden.
Hinzu kam, dass es sich am Anfang eine Liebesbeziehung zwischen Lydia und dem Polizisten andeutet. Ich mag es, wenn sich in einem Cosy Crime eine Liebesgeschichte entspinnt zwischen zwei ermittelnden Parteien und fand es dementsprechend ziemlich toll, dass sich hier eine Liebesgeschichte zu entspinnen schien, denn beide schienen Interesse aneinander zu haben. Und plötzlich behauptet der Autor (beziehungsweise der Erzähler), dass sich der Polizist für die Haushälterin interessiert und sie sich für ihn zu interessiert. Und ich habe mich nur gefragt: a) woher kommt das auf einmal? Und b) war da nicht eine Liebesgeschichte zwischen der Protagonistin und dem Polizisten? Ich fühlte mich als Leserin ziemlich belogen, weil ich mich auf die Liebesgeschichte bereits gefreut hatte.
Insgesamt fand ich auch den Stil und die Ermittlertätigkeit nicht so toll. Das lag natürlich auch daran, dass sich Lydia Ambervale vorher noch nie mit Kriminalfällen beschäftigt hat, keine Ahnung vom Ermitteln hat und so auch ein bisschen im Nebel stochert. Ich bin also auch von der Ermittlungsarbeit her nicht sonderlich begeistert gewesen.
Alles in allem war ich von Lady Ambervale und das tote Dienstmädchen von Andreas Temmer nicht sonderlich begeistert und war irgendwann wirklich froh, dass ich es endlich geschafft hatte, nachdem es davor einige Phasen gab, in denen ich sehr langsam beziehungsweise gar nicht vorankam, weil ich mich einfach nicht überwinden konnte, weiterzulesen.
Vielen Dank an Digital Publishers für das Rezensionsexemplar!