Mary Quinn 1 - Ein verhängnisvoller Auftrag von Y. S. Lee

Inhaltsangabe: Meisterspionin Mary Quinn 1 – Ein verhängnisvoller Auftrag von Y.S. Lee

Mary Quinn ist am Anfang der Trilogie eine Waise, die wegen eines Einbruchs zum Tode durch den Strang verurteilt wird. Zu diesem Zeitpunkt ist Mary gerade 12 Jahre alt, aber ist sehr klug und eine Kämpferin. Als sie kurz nach ihrer Gerichtsverhandlung entführt wird beziehungsweise entkommt, lernt sie Miss Scrimshaws Mädcheninstitut und Anne Treleaven kennen. Miss Treleaven macht ihr ein Angebot, das Mary nicht ablehnen kann: sie erhält vom Institut eine Ausbildung und kann so mehr aus ihrem Leben machen. Nach der Schule wird sie in der Lage sein, einen von den wenigen höhergestellten Berufen zu erlernen, die Frauen offen stehen. Natürlich wird in der Schule niemand gefangen gehalten. Wenn sie irgendwann weg möchte, steht es ihr frei, jeder Zeit zu gehen.

Mary ist am Anfang skeptisch, stimmt aber zu und so beginnt ihr Schullaufbahn. Daraufhin gibt es einen Sprung: Mary ist inzwischen fertig mit der Schule, sie hat verschiedene Jobs ausprobiert, für die sie sich aber allesamt nicht geeignet fühlt oder bei denen sie das Gefühl hat, dass sie sie nicht genug ausfüllen.

Daraufhin erhält sie von Miss Treleaven und ihrer Kollegin Mrs. Frame ein neues Angebot: sie könnten sie zur Spionin ausbilden. Mit dieser Ausbildung sollte sie in der Lage sein, an Informationen zu kommen und der Agentur gute Dienste leisten. Die Agentur besteht aus einigen Frauen und sie sammeln Informationen für verschiedene Auftraggeber, haben dabei aber einige Prinzipien für welche Arten von Auftraggebern sie nicht arbeiten. Die Leute, die sie beauftragen, wissen nicht, dass es sich um eine Agentur handelt, in der ausschließlich Frauen arbeiten, aber Mrs. Frame und Miss Treleaven gehen davon aus, dass Männer Frauen grundsätzlich unterschätzen und sie so besonders gut darin sind, Informationen zu sammeln.

Mary wird in ihrem ersten Einsatz für einige Tage als Hilfsspionin eingesetzt. Sie soll in der Familie als Gesellschafterin der Tochter Angelica anfangen, nachdem sie ihre einmonatige Ausbildung als Spionin absolviert hat. Da Mary bereits Selbstverteidigungserfahren hat, sich verkleiden kann (weil sie sich als Waise als Junge ausgegeben hat), Schlösser knacken kann und auch sonst einige nützliche Fertigkeiten hat, konnte sie ihre Ausbildung verkürzen.

Angelica stellt sich schon bald als ziemliches Biest heraus: sie möchte keine Gesellschafterin und sie möchte niemanden, der auch nur ein bisschen Aufmerksamkeit von ihr selbst abziehen könnte. Während einer Feier lernt Mary den Bauingenieur James Easton kennen. Nachdem sie einige Mal aufeinander getroffen sind, beschließen sie, zusammenzuarbeiten. James sucht Informationen über die gerüchtehalber bekannten zwielichtigen Geschäfte Thorolds, da sein älterer Bruder George plant, Angelica zu heiraten und Mary soll in der Familie Informationen für die gleichen Geschäfte finden, behauptet vor James aber, dass sie versucht etwas über den Aufenthaltsort einer schwangeren Angestellten, die von Henry Thorold geschwängert und entlassen wurde, herauszufinden.

Während Mary für die Familie arbeitet, sammelt sie einige Informationen und merkt auch schon bald, dass niemand in der Familie so ist wie es scheint…

Mary Quinn 1 - Ein verhängnisvoller Auftrag von Y. S. Lee

Rezension: Meisterspionin Mary Quinn 1 – Ein verhängnisvoller Auftrag von Y.S. Lee

Der erste Band der Reihe Meisterspionin Mary Quinn beginnt erst einmal mit Marys Vorgeschichte und man erfährt auch im Laufe des ersten Bandes immer mehr über ihre Vergangenheit, ihre Familie und damit über sie selbst, was mir sehr gut gefallen hat, weil man so die Protagonistin immer besser kennenlernt.

Mich haben einige große Zufälle gestört, auf deren Auflösung ich am Ende des ersten Bandes noch gehofft hatte: Mary wird durch die Ermittlungen zu einem Laskarenheim geführt, das eine Verbindung zu ihrer eigenen Vergangenheit hat, da der Leiter des Heims sie von früher kennt. Ich hatte mir, vor allem dadurch, dass Anne Treleaven Mary bittet ihre eigene Geschichte noch einmal zu schildern, erhofft, dass sie Mary absichtlich diesen Auftrag gegeben haben, damit sie gezwungen ist, ihr Erbe und ihre Vergangenheit zu akzeptieren und offener damit umzugehen. Diese Auflösung hätte ja am Ende des ersten Bandes folgen können, aber es kam nichts. So wirkt es eher wie ein riesengroßer Zufall, dass sie ausgerechnet mit chinesischen Seeleuten zu tun hat, dass sie ausgerechnet zu diesem Heim geführt wird und dass der Leiter sie auch noch aus ihrer Kindheit kennt. Sowas finde ich immer schade, denn man hätte das ja durchaus in die Geschichte einbauen können.

Die Vergangenheit von Mary wird sehr tragisch geschildert, sowohl was den Tod ihres Vaters, als auch was den Tod ihrer Mutter (und die Tätigkeit, der sie gegen Ende ihres Lebens nachgegangen ist) und den Tod von ihrem Geschwisterchen angeht. Auch die Lebensumstände, in denen Mary danach gelebt hat, klingen unglaublich traurig und dass es für Mary als 12-Jährige keine Hoffnung mehr gibt und sie sich gegen ein Todesurteil nicht auflehnt, tut einem unglaublich weh. Gerade diese Lebensumstände haben aus Mary einen sehr sympathischen Charakter gemacht, der unglaubliche Fertigkeiten hat.

Was mir an Ein verhängnisvoller Auftrag von Y.S. Lee besonders gut gefällt ist, dass Mary nicht einfach so besondere Fertigkeiten hat. Sie kann zwar ihre Ausbildung stark verkürzen, aber nur, weil sie viele Fähigkeiten schon besitzt und am Anfang übernimmt sie erst einmal Hilfsarbeiten und soll eigentlich nur zuhören und berichten statt selbst aktiv zu werden und sich in Gefahr zu bringen. In anderen, ähnlichen Reihen kann die Spionin von Anfang an alles und kriegt direkt mit ihrem ersten Auftrag super gefährliche Aufgaben, die sie natürlich alle super bewältigt. Das finde ich immer sehr unglaubwürdig und hier wirkte es deutlich plausibler.

Die Reihe erinnert mich übrigens an die Agency for Scandal-Reihe von Laura Wood. Wer diese Reihe also mochte (bzw. mag), die könnte auch die Meisterspionin Mary Quinn-Reihe mögen.

Dennoch ist der erste Band sehr spannend und ich bin nur so durch die Seiten geflogen. Ich freue mich schon direkt auf den zweiten Band und hoffe, dass dieser ähnlich spannend wird und dass James Easton (trotz des Endes) wieder vorkommt, denn die Wortgefechte zwischen den beiden würde ich sonst arg vermissen. Von mir gibt es also eine klare Empfehlung für den ersten Band der Mary Quinn-Reihe von Y. S. Lee.