Der Mann im braunen Anzug von A. Christie

Inhaltsangabe: Der Mann im braunen Anzug von Agatha Christie

In dem Kriminalroma Der Mann im braunen Anzug von Agatha Christie ermittelt Anne Beddingfeld (bzw. Beddingfield).

Anne Beddingfeld ist die Tochter eines renommierten Professors. Als dieser überraschend stirbt, ist sie auf sich gestellt und zieht für die Übergangszeit mit dem Anwalt ihres Vaters zusammen nach London. Dort sucht sie nach einer Anstellung. Dabei ist sie zufällig bei einem grauenvollen Unfall zugegen, bei dem ein Mann auf die Schienen einer U-Bahn stürzt und stirbt. Sie hält diesen Vorfall aber nicht für einen zufälligen Unfall und auch nicht für einen Selbstmord, sodass sie auf eigene Faust ermittelt, denn die junge Frau möchte gerne ein Abenteuer erleben.

Als ein Mann sich als Arzt ausgibt, den Mann untersucht und danach verschwindet, verfolgt sie ihn und findet einen Zettel, den der Mann wohl dem Toten abgenommen hat. Auf dem Zettel steht „17. 122 Kilmorden Castle“. Kurze Zeit später erfährt Anne von einer Frau, die in einem leerstehenden Haus erdrosselt wurde. Offenbar haben beide Todesfälle miteinander zu tun.

Anne scheint ihr Abenteuer gefunden zu haben und so macht sie sich auf zu dem Haus, um den Tatort zu begutachten. Dort angekommen, befragt sie eine Zeugin, scheint aber davon und einem Film abgesehen, nicht wirklich weiterzukommen. Außerdem versucht sie den Ort beziehungsweise das Schloss namens Kilmorden oder Kilmorden Castle auf der Karte zu finden und sucht in allen Büchern, die sie im Haushalt des Anwalts findet. Nachdem diese Spur sie in eine Sackgasse geführt hat, findet sie durch einen großen Zufall heraus, dass es sich bei Kilmorden Castle weder um eine Ortschaft noch um eine Burg oder ein Schloss handelt, sondern um ein Schiff. Da die Überfahrt nach Südafrika auf der Kilmorden Castle zufällig genau das kostet, was sie von ihrem Vater geerbt hat, beschließt sie, eine Fahrkarte zu kaufen.

Auf dem Schiff kommt sie mit vielen seltsamen Menschen zusammen: Sie trifft Mr. Chichester, Mr. Pagett, Mrs. Blair, Colonel Race, Sir Eustace Pedler und einen mysteriösen Mann, der blutend in ihre Kabine stürzt. Neben diesem nächtlichen Besucher, passieren noch einige andere seltsame Dinge: Sie will aufgrund ihrer Seekrankheit ihre Kabine wechseln, doch die Kabine, die ihr zugewiesen wird, wollen auch noch Mr. Chichester und Mr. Pagett haben. Mrs. Blair bekommt in der Nacht plötzlich ein Filmdöschen durch die Lüftungsschlitze ihrer Kabine geworfen, da sie am Tag eines verloren hat, hält sie die Rückgabe dieses Filmdöschen nur für einen Streich.

Anne vertraut sich Mrs. Blair an und die beiden werfen bald gute Freunde und Vertraute. Beide Frauen versuchen nun gemeinsam den Fall aufzulösen, wobei Mrs. Blair sich bei den meisten Verdächtigen nicht vorstellen kann, dass diese die Verbrechen begangen haben könnten. Bald wird ihnen aber immer klarer, was in den Fall noch alles hereinspielt: Die Ereignisse eines Diamantendiebstahls vor etlichen Jahren, ein Verbrechergenie, das immer dafür sorgt, dass ein anderer verdächtigt wird und der überall nur als Colonel bekannt ist.

In Südafrika angekommen, wird Anne entführt, und kann sich nur knapp befreien. Beinahe wäre sie dem Colonel in die Hände gefallen, dem sie einige Fragen hätte beantworten sollen. Immer mehr Puzzleteile kommen für Anne hinzu und dennoch verdächtigt sie den Mann, der damals auf dem Schiff verletzt in ihre Kabine stürzte und in den sie sich verliebt hat, schließlich umranken diesen Mann viele Geheimnisse und niemand kennt auch nur seinen richtigen Namen.

Der Mann im braunen Anzug von A. Christie

Rezension: Der Mann im braunen Anzug von Agatha Christie

Bei Der Mann im braunen Anzug von Agatha Christie handelt es sich einen relativ frühen Krimi der Autorin, denn dieser stammt aus dem Jahr 1924. Anne Beddingfeld, die Ermittlerin dieses Krimis, kommt leider nur in diesem einen Krimi vor. Colonel Race, der ebenfalls als Ermittler auftritt, kommt später noch in weiteren Büchern vor.

Deshalb würde ich auch gerade mal mit dem Charakter der Hauptfigur anfangen: Anne Beddingfeld, als Tochter eines relativ armen Wissenschaftlers, hat nie ein behütetes Leben geführt, weil sie sich um einen Haushalt kümmern musste und ihr Vater sich mehr auf seine Arbeit und Ausgrabungen konzentriert hat als auf die Erziehung seiner Tochter. Sie ist also unglaublich stark und weiß genau was sie will. Außerdem weiß sie nicht nur wie sie bekommt, was sie sich wünscht, sondern auch wie sie mit Männern reden muss, damit diese sie respektieren. Mit ihrem Vater musste sie mehr als einmal schimpfen, weil er mitten im Winter ohne Mantel aus dem Haus geht. So weiß sie auch wie ihr Leben von nun an weitergehen soll. Sie schafft es, nach London zu kommen und sich nach Südafrika einzuschiffen. Außerdem flüchtet sie vor ihren Entführern, obwohl sie dennoch Angst hat. Hinzu kommt, dass sie auch noch klug ist. Nach so einer Detektivin suche ich schon länger. Ich war total begeistert von der jungen Frau und dachte, dass sie sicherlich meine neue Lieblingsdetektivin wird. Und dann fand ich leider heraus, dass es nur diesen einen Krimi mit ihr gibt.

Die anderen Charaktere werden, wie bei Christie üblich, nicht so sonderlich ausführlich gezeichnet, was aber auch gar nicht schlimm ist. Man bekommt dennoch einigen Informationen über sie und um ihre Beweggründe halbwegs zu verstehen und sie als Verdächtige zu haben, reichen die Charakterbeschreibungen durchaus.

An dem Roman gibt es eine Besonderheit: Die Erzählweise. Die Geschichte wird vornehmlich aus der Sicht von Anne erzählt, da sie gebeten wurde davon zu berichten. Gleichzeitig werden einige Passagen aber durch die Tagebucheinträge von Sir Eustace Pedler unterstützt. Er hat ihr sein Tagebuch als sein literarisches Erbe vermacht, damit sie damit machen kann, was sie möchte. Sie füllt die Lücken, die es unweigerlich in einer Erzählung, die aus der Sicht einer Person entstanden ist, gibt, damit ausgefüllt. Allerdings erfahren wir von Anfang an, dass Pedler sich selbst als unzuverlässigen Erzähler offenbart, denn er meint, dass er in seinem Tagebuch niemals etwas negatives über ihn selbst schreiben würde. Das macht diese Tagebucheinträge besonders spannend.

Die Geschichte an sich hat mir auch gut gefallen, vor allem weil es sich hier wirklich mal um eine Reise handelt. Die Geschichte beginnt in der Nähe von London, geht dann in London weiter und findet dann in weiten Teilen auf dem Meer und in Südafrika selbst statt. Auch dort reisen die Figuren noch einmal etwas. Ich mag es ja sehr gerne, wenn Romane auf Reisen erzählt werden.

Hinzu kommt noch, dass Christie auch (zumindest ein bisschen was) von den Örtlichkeiten in Südafrika beschreibt und man so einen groben Eindruck von dem fernen Land erhält, zumal man das ja bei einem solchen Roman mit einem so exotischen Ort irgendwie erwartet; vor allem wenn man die Entstehungszeit werden die Leser:innen von damals davon sicherlich fasziniert gewesen sein.

Alles in allem hat mir Der Mann im braunen Anzug von Agatha Christie wirklich gut gefallen und ich muss sagen, dass der Krimi bisher zu meinen Lieblingswerken der Autorin gehört. Das Frauenbild ist an einigen Stellen doch schon veraltet, aber davon abgesehen ist Anne ein starker Charakter, von dem ich gerne mehr gelesen hätte.