Kurz gesagt: Miss Silver 2 – Ein abgeschlossener Fall von Patricia Wentworth
Ein abgeschlossener Fall von Patricia Wentworth ist der zweite Band der Miss Silver-Reihe (auch unter dem Titel Miss Silver und die falsche Zeugin veröffentlicht). Hilary wird im Zug von einer verwirrten, weinenden Frau angesprochen und als sie nachhause kommt, fragt sie ihre Cousine Marion Grey, ob sie weiß wer das sein könnte. Marion kann die Frau als die Haushälterin des Onkels ihres Ehemannes identifizieren. Hilary arbeitet sich durch die Akten des Falles, der vor etwa einem Jahr verhandelt wurde: Geoff Grey soll seinen Onkel erschossen haben, den er nach einem Anruf sofort besuchte. Sein Onkel müsse ihm etwas dringendes erzählen. Vor der Tür des Arbeitszimmers hören die Hausangestellten einen angeblichen Streit zwischen Geoff und seinem Onkel und sagen bei der Verhandlung auch gegen ihn aus. Er beteuert immer wieder seine Unschuld und auch Hilary und Marion glauben eigentlich nicht, dass er seinen Onkel ermordet hat. Die beiden Neffen, die ein Motiv hätten (weil sie durch ein am gleichen Tag aufgesetztes Testament) begünstigt wären und vom Charakter eher dazu fähig wären einen Mord zu begehen, haben beide ein Alibi. Hilary beginnt mit ihren Ermittlungen, gerät in Gefahr und ihr Ex-Verlobter engagiert eine ältere Dame, die eine tolle Detektivin sein soll, die ihnen hilft, Informationen über die Hausangestellten zusammen zu tragen und den vertrackten Fall zu lösen…
Ich muss sagen, dass ich es sehr schade finde, dass Miss Silver in diesem Fall unglaublich spät erst auftritt und dann auch nur sehr wenige Auftritte hat. Von ihrer Ermittlungsarbeit bekommt man nicht allzu viel mit, denn sie beschreibt ihrem Auftraggeber immer nur was sie wie herausgefunden hat. Das war mir zu wenig, vor allem, da Bastei Lübbe diesen Band ja als sozusagen ersten Band digital neu herausgegeben hat. Es gibt auch keine richtige Vorstellung der eigentlichen Protagonistin.
Dafür wird der Fall am Anfang unglaublich lang beschrieben, da Hilary am Anfang des Krimis erst einmal die Akte über den Prozess durcharbeitet und man so als Leser:in auch direkt über den Fall, die Zeug:innen und die Beweise und Indizien aufgeklärt wird. Das liest sich vielleicht nicht sonderlich spannend, aber ich mochte diese Art und Weise die Leser:innen über das zuvor Geschehene zu informieren. Mich hat das an einen Christie-Krimi erinnert.
Ich finde Hilary super sympathisch. Mir hätte es gut gefallen, wenn Hilary zusammen mit Miss Silver oder ihrem Verlobten Henry in Zukunft noch bei weiteren Fällen ermittelt hätte, denn sie hat sich als Detektivin echt gut angestellt, ist klug und mutig. Sie hat mir deutlich besser gefallen als viele andere Detektivinnen, die tatsächlich in ganzen Reihen als Protagonistin vorkommen. Henry war relativ anstrengend, schafft es aber an der ein oder anderen Stelle über seinen Schatten zu springen und sich von seinem Frauen- und Männerbild zu lösen. Das hat mir auch ganz gut gefallen. Insgesamt hatte ich das Gefühl, dass ich diese beiden Figuren deutlich besser und detaillierter kennen gelernt habe als Miss Silver selbst. Ich hoffe einfach mal, dass das in den nächsten Bänden noch besser wird.
Insgesamt habe ich Ein abgeschlossener Fall von Patricia Wentworth aber genossen. Ich mag diesen Band der für mich neuen Krimi Reihe um Miss Silver und werde sicherlich noch weitere Bände lesen. Bisher ist mir Miss Silver sehr sympathisch und ich mochte den Fall sehr gerne. Für mich handelte es sich hierbei um einen klassischen, englischen Krimi.