Die glücklose Hutmacherin von J. Bull

Inhaltsangabe: Miss Austen ermittelt 1 – Die glücklose Hutmacherin von Jessica Bull

Jane Austen ist die Protagonistin in diesem historischen Kriminalroman. In Die glücklose Hutmacherin von Jessica Bull versucht sie, den Mord an eben jener Hutmacherin aufzuklären.

Jane ist in Deane House auf einem Ball als ihr Bruder Henry über die Leiche einer jungen Frau stolpert: die örtliche Hutmacherin, die von niemandem außer Jane erkannt wird. Schnell stellt sich heraus, dass die arme junge Frau nicht nur schwanger war, sondern auch noch ermordet wurde. Jane, neugierig von diesem Fall angezogen, beginnt zu ermitteln und wundert sich schon bald, warum sich niemand zu der Frau bekennt, denn schließlich muss jemand der Vater ihres Babys sein.

Besonderen Ansporn den tatsächlichen Mörder zu schnappen, erhält sie, als ihr Bruder Georgy verhaftet wird. Es stellt sich nämlich heraus, dass die Kette der Hutmacherin in Georgys Besitz ist, was diesen zum Hauptverdächtigen macht. Der Friedensrichter macht Jane irgendwann klar, dass Georgy eigentlich nicht nur vorgeworfen wird, die Kette entwendet zu haben, sondern, dass es nur seiner Güte ihrer Familie gegenüber zu verdanken ist, dass er den jungen, geistig eingeschränkten Mann nicht auch des Mordes an der jungen Frau bezichtigt, denn das wäre für die Familie eine zu große Schande; wenngleich die Strafe für Georgy sehr ähnlich wäre (Galgen).

Nach und nach findet Jane einige Motive heraus: es könnte Jonathan Harcourt gewesen sein, denn dieser könnte eine Affäre mit Zoë, der Hutmacherin bzw. Spitzenklöpplerin, gehabt haben, auch sein Vater könnte ein Motiv gehabt haben, denn dieser nimmt seine eheliche Treue nicht ganz so eng oder Zoë hat ihn oder seine Haushälterin, mit der er eine Affäre hat, erpresst. Damit hat die Haushälterin Mrs. Twistleton auch ein Motiv. Außerdem könnte es Sophy gewesen sein, denn diese sollte Jonathan heiraten und wollte die Rivalin möglicherweise aus dem Weg räumen. Oder es war Mr. Fitzgerald, der bei der Entdeckung der Leiche viel zu ruhig geblieben ist; möglicherweise weil er wusste, was ihn erwartet? Auch ein Kindheitsfreund von Jane könnte es gewesen sein, denn er hatte Janes Vater um einen Vorschuss auf seinen Lohn gebeten, den dieser Jack nicht zahlen konnte. Jack arbeitet nämlich als Betreuer für Georgy und so könnte ihr Bruder auch an die Kette, die möglicherweise Jacks Diebesgut war, gekommen sein.

Jane muss nun schnell aufklären wer der Mörder oder die Mörderin war, denn sonst wird ihr Bruder wegen des Diebstahls verurteilt…

Die glücklose Hutmacherin von J. Bull

Rezension: Miss Austen ermittelt 1 – Die glücklose Hutmacherin von Jessica Bull

Bei Die glücklose Hutmacherin von Jessica Bull handelt es sich um den ersten Band der Jane Austen ermittelt-Reihe. Ich habe gesehen, dass in meinem E-Book hinten schon eine Leseprobe zum zweiten Band ist, und ich überlege wirklich, ob ich diesen noch lesen möchte, aber kommen wir erst einmal zu meiner Rezension:

Ich finde es ungemein zynisch eine Frau, die ermordet wurde, schlichtweg „glücklos“ zu nennen (im Titel). Die Frau wurde nicht nur auf brutalste Art erschlagen, sondern war darüber hinaus noch schwanger, sodass der/die Mörder:in sogar zwei Leben ausgelöscht hat. Schon allein die Tatsache, dass ein ungeborenes Baby ebenfalls ermordet wurde, sorgt dafür, dass ich diesen Krimi nicht mehr als Cosy Crime bezeichnen würde. Hinzu kommt, dass die Tatumstände äußerst blutig waren und das mehrfach betont wird und sogar teilwiese sehr detailreich umschrieben wird. Auch diese Dinge gehören, meiner Ansicht nach, nicht in einen Cosy Crime.

Was mich mit am meisten gestört hat, war vor allem Janes Unvermögen in einem Kriminalfall zu ermitteln. Sie schafft es einfach nicht, logisch darüber nachzudenken, wer alles ein Motiv hat, wer aus welchen Gründen die Tat begangen hat und wem eine Tat vom Charakter her, in Zusammenhang mit dem Motiv und der Gelegenheit zuzutrauen wäre. Sie stochert die ganze Zeit im Trüben, schreibt zwar Listen mit Tatverdächtigen und wer welches Motiv hat, nach Alibis fragt sie praktisch gar nicht und klärt nur, wer zur Tatzeit sicher im Haus war, aber nicht, ob noch weitere Personen sich hätte ins Haus schleichen können. Offensichtliche Details die manche Verdächtigen ausschließen oder offen auf einzelne Verdächtige deuten, ignoriert sie komplett bis sie auf jeden oder jede Tatverdächtige mal gedeutet hat und gesagt hat „Das ist der/die Täter:in!“, dann muss sie sich entschuldigen, weil diese Person natürlich unschuldig ist und weiter geht es bis sie den oder die nächste beschuldigt. Das ist keine Ermittlungsarbeit. Wenn der zweite Band genauso ist, will ich den nicht lesen.

Ich hatte von der historischen Krimi-Reihe um die Brontë-Schwestern auch die ersten Bände gelesen und war ähnlich enttäuscht. Ich verstehe einfach nicht, wie so brillante englische Autor:innen als so ungeschickte, naive, inkompetente Ermittlerinnen dargestellt werden können.

Alles in allem war ich von Die glücklose Hutmacherin von Jessica Bull total enttäuscht. Ich mochte Jane nicht sonderlich, fand ihre Ermittlungsarbeit einfach furchtbar und um einen Cosy Crime handelt es sich hier aufgrund der Brutalität des Verbrechens auch nicht. Ob ich den zweiten Band noch lesen möchte, muss ich mir gut überlegen, denn zumindest einer der Kritikpunkte könnte sich ja entwickelt haben: vielleicht ist Jane bei ihrem zweiten Fall ja eine bessere Ermittlerin.

 

 

 

Vielen Dank an den Verlag und Netgalley für das Rezensionsexemplar!