Sommerloch-Juli Urlaub in Griechenland

Ion von Euripides

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In der Tragödie Ion von Euripides schildert der Autor die Geburt von Ion, allerdings erst in der Rückschau. Kreusa und ihr Mann Xuthos kommen nach Delphi um dort in den Tempeln die Götter um Rat zu bitten, denn sie schaffen es einfach nicht ein Kind zu bekommen. Xuthos betet im Tempel des Apollon und bekommt dort die Weisung den Mann, der ihm als erstes begegnet als seinen Sohn anzuerkennen. Es stellt sich heraus, dass er zu der Zeit von Ions Zeugung etwa eine Affäre mit einer Sklavin hatte, die wohl heimlich einen Knaben geboren haben muss. Ion ist nicht glücklich über diese niedere Abstammung, ist aber froh, dass er endlich einen Vater hat auch wenn er immer noch gerne wüsste, wer seine Mutter ist oder sich zumindest nicht sicher ist, dass er es nicht wissen möchte. Kreusa erfährt, dass ihr Mann nun einen Sohn hat und hat Angst von ihrem Platz im Haus vertrieben zu werden, schließlich ist ja bekannt, dass Stiefkinder ihre Stiefelternteile öfter töten oder zumindest aus dem Haus drängen. Um das nicht zuzulassen macht Kreusa sich auf, um Ion töten zu lassen. Dieser Plan fliegt durch göttliche Schickung auf und so muss Kreusa vor den Häschern flüchten, die die beinahe Mörderin fassen wollen. Ion ist kurz davor die Frau, die ihn töten wollte selbst zu töten. Bis auch dies verhindern wird, indem Kreusa sich auf einen Altar flüchtet. Ion und sie erfahren zusammen, dass er ihr Sohn ist. Die Tempeldienerin hat die Sachen, in die er gewickelt war, behalten und Kreusa erkennt sie als ihre wieder. Athene sagt ihnen, dass sie Mutter und Sohn sind und bittet sie unter ihrem Schutz zurück nach Athen zu kehren, aber Xuthos nichts davon zu sagen, dass er nicht sein Vater ist.

Was sich mir logisch nicht ganz erschlossen hat, war wie man Xuthos erklärt, dass Kreusa zwar versucht hat, Ion zu töten, er ihr das aber einfach verzeiht und die beiden fortan glücklich zusammenleben können. Abgesehen davon hat diese Tragödie viele interessante Stellen: Zum einen haben wir da die Anagnorisis von Ion und Kreusa, die sich im Tempel widererkennen. Wir haben den Chor, der immer wieder vermittelnd und reflektierend in die Handlung eingreift. Und auch den ein oder anderen Botenbericht finden wir in diesem Stück. So berichtet beispielsweise am Anfang Hermes als Bote was zuvor vorgefallen ist, damit der Leser oder Zuschauer die Hintergründe der Handlung besser einordnen kann. Und abschließend tritt auch Athene wieder als Deus ex machina auf. Sie löst den Konflikt zwischen Kreusa und Ion auf und offenbart sich als von Apollon geschickt, der übrigens kaum eine Rolle spielt in der Tragödie, denn er lässt immer andere seine Probleme lösen. Athene erklärt den Parteien, was vorgefallen ist und gibt einen Rat wie am Ende am besten zu verfahren sei. Wer sich also mal mit den vielen Feinheiten und Kniffen des griechischen Theaters auseinandersetzen möchte, ist hier gut beraten, denn man versteht doch viele dieser Fachbegriffe und Konzepte besser wenn man sie mal in einer Tragödie gelesen hat.

Natürlich sind einige Aspekte der Tragödie moralisch fraglich. Zum einen ist da, dass Xuthos einfach so ein Kind untergeschoben bekommt, wobei ihm natürlich niemand versprochen hat, dass der Junge, den er findet, ein leiblicher Sohn ist. Dennoch ist es nicht wirklich richtig, ihn in dem Glauben zu lassen. Und als nächstes ist da die Vergewaltigung von Kreusa. Nirgendwo wird es als Vergewaltigung bezeichnet, aber dennoch wird aus dem, was Kreusa beschreibt und ihrer Wortwahl deutlich, dass es eine Vergewaltigung gewesen sein muss. Apollon zwingt sich ihr auf und sie hat keine andere Möglichkeit und fügt sich ihm, doch gleichzeitig schützt er sie auch wieder. Er sorgt dafür, dass ihre Schwangerschaft nicht auffliegt und auch nicht, dass sie ein Kind geboren hat. Außerdem beschützt er seinen Sohn und lässt ihn nach Delphi bringen, sodass er dort im Schutz des Vaters als Tempeldiener aufwächst. Dies gefiel mir nicht, und es wollte sich entsprechend auch keine Sympathie mit dem Gott Apollon einstellen.

Dennoch empfinde ich Ion von Euripides als wahres Meisterwerk und ich kann jedem, der sich für griechische Tragödien oder für Literaturwissenschaft interessiert nur empfehlen diese Tragödie zu lesen.

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Iphigenie im Lande der Taurer von Euripides

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In dem Drama Iphigenie im Lande der Taurer von Euripides geht es um Agamemnons Tochter Iphigenie. Außerdem geht es um Orestes, ihren Bruder, um Pylades, den Chor griechischer Frauen, ein Rinderhirt, Thoas (König der Taurer), ein Bote aus dem Gefolge des Thoas, Pallas Athene, Tempeldiener und -dienerinnen und das Gefolge des Thoas. Die Handlung spielt im Lande der Taurer. Iphigenie wird von ihrem Vater nach Tauris geschickt, um dort als Tempeldienerin zu arbeiten. Sie soll Fremde im Tempel für die Opferung vorbereiten. Eines Tages erscheinen Orestes und Pylades und ihr kommen diese beiden Fremdlinge bekannt vor. Sie fragt sie nach ihren Namen und findet heraus, dass es sich bei ihnen um ihren Bruder und dessen Freund handelt. Orestes erkennt seine Schwester nicht wieder auch weil er sie für tot hält, aber als sie sich zu erkennen gibt, erzählt Orestes von dem Auftrag mit dem er gekommen ist: Das Tempelbild zurück nachhause bringen. Mit einer Liste gelingt es Iphigenie nicht nur das Tempelbild, sondern auch ihren Bruder und dessen Freund in Sicherheit zu bringen und mit ihnen zu fliehen, doch der Wind und das Meer stellen sich gegen sie. Da erscheint dem König von Tauris Thoas die Göttin Athene, die ihm ihre Wünsche mitteilt und denen er sich natürlich, weil Athene eben eine Götting ist, fügt.

Iphigenie im Lande der Taurer und Iphigenie in Tauris/bei den Taurern scheinen verschiedene Übersetzungen des gleichen Stückes zu sein. Ich persönlich lese die Übersetzung von Dietrich Ebener, die ich persönlich auch sehr zugänglich finde, wobei ich nichts dazu sagen kann wie gut die Übersetzung ist. Auch die Iphigenie lässt sich gut weg lesen und gehört auf jeden Fall auch zu jenen Stücken, die man mal gelesen haben sollte, vor allem wenn man sich für Literatur interessiert. Wenn man sich die großen Meister der deutschen Literatur ansieht, findet man dort öfter Stoffe, die Euripides, Aischylos oder Sophokles schon verwendeten und so ist es auch bei diesem Stück. Vielleicht kennt ihr bereits Iphigenie auf Tauris von Johann Wolfgang von Goethe? Ich jedenfalls habe das Stück vor einiger Zeit gelesen und deshalb war ich natürlich noch beeindruckter als ich nun diese Vorlage in die Hände bekam. Wer aber eines der beiden Stücke kennt, der braucht nicht auf Überraschungen zu hoffen, denn im Prinzip ähneln sich die Stücke ziemlich. Ich überlegte gerade, wo der Unterschied zwischen einer Adaption und einer Übersetzung ist, denn natürlich eine Übersetzung ist eine Überführung in eine andere Sprache und eine Adaption eine Aufarbeitung in gegebenenfalls anderer Sprache. Aber es gibt mit Sicherheit auch Zwischenmodelle und so fragte ich mich eben, ob das von Goethe schon eine Adaption oder noch eine Übersetzung ist. Da ich mich aber leider nicht mehr so detailliert an das Drama von Goethe erinnere, weiß ich nicht, ob es eine Übersetzung oder eine Adaption ist.

Ansonsten ist die Iphigenie eben eine Wiedererkennungsgeschichte. Iphigenie, die schon seit Jahren in der Fremde lebt, hat das Gefühl ihren Bruder wiederzuerkennen und offenbart sich ihm, als sie ihn schließlich wiederkennt, indem sie ihn bittet eine Botschaft von ihr an die Heimat zu übermitteln. Wobei ich sagen muss, dass diese Wiedererkennung in der Übersetzung, die ich gelesen habe, nicht so gut rauskam, fand ich sie doch recht eindrucksvoll. Natürlich ist es dafür ganz gut, wenn man die ungefähre Geschichte kennt, was, glaube ich, bei diesen antiken Tragödien an sich ganz gut ist, denn oft passiert über Seiten hinweg nicht besonders viel und man fragt sich, wie man mit so wenig Handlung so viele Seiten füllen kann, und dennoch geschieht Handlung, die sehr subtil versteckt ist, und die man nicht verpassen sollte. Dafür ist es natürlich dann ganz gut, wenn man die Handlung und die handelnden Figuren ein wenig kennt.

Grundsätzlich ist es die Iphigenie im Lande der Taurer von Euripides auf jeden Fall wert, mal gelesen zu werden und jedem Literaturinteressierten kann ich eine Lektüre dieser Tragödie nur wärmstens ans Herz legen.

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Medeia von Euripides

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Der Medeia Stoff von Euripides ist meistens schon ziemlich bekannt, dennoch werde ich versuchen ihn hier kurz zusammenzufassen. In der Tragödie Medeia lernt eben diese, die Protagonistin, Iason aus Griechenland kennen. Er soll das goldene Vlies stehlen, braucht dabei aber die Unterstützung der klugen und zauberkundigen jungen Frau Medeia. Sie hilft beim Diebstahl und tötet ihren eigenen Bruder um Iason zu helfen. Gemeinsam fliehen sie auf der Argo. Dort sind sie verheiratet und haben zwei Söhne. Jahre später setzt die eigentliche Handlung der Tragödie ein. Medeia erfährt, dass Iason sich von ihr trennt, weil er die Königstochter von Korinth heiraten möchte. Er meint, dass das ja nur Vorteile hat, denn die Söhne von Medeia könnten dann ebenfalls von dem neuen Status ihres Vaters profitieren. Medeia wird wütend und ersinnt einen Plan. Sie möchte sich an dem König, der sie verbannt hat aus Korinth, an seiner Tochter und an seinem Ex-Mann rächen. Dafür nimmt sie ein Gewand von sich und versetzt es mit einem Gift oder einem Zauber, dazu eine Krone, die sie der Königstochter von ihren Söhnen überbringen lässt zusammen mit der Bitte, dass ihre Söhne von der Verbannung verschont bleiben mögen. Die Königstochter stirbt infolge der Vergiftung genau wie ihr Vater. Medeia tötet ihre eigenen Kinder um Iason unter die Nase zu reiben, was er mit seinem Verhalten angerichtet hat.

Der Medeia-Stoff gehört zu den bekanntesten Stoffen der antiken, griechischen Mythologie. Alleine deshalb ist er es wert, dass man ihn mal liest. Und die Geschichte ist ja nun auch wirklich nicht uninteressant. Ich mochte Medeia eigentlich immer, aber diese Gefühle sind nach dem Lesen der Tragödie dann doch eher durchwachsen. Ich kann verstehen, dass sie wütend ist und verletzt, nachdem Iason sich von ihr trennt und das auf so schmähliche Weise und auch noch mit dieser haarsträubenden Begründung. Sein Verhalten ist nun wirklich ziemlich gemein und man versteht, dass sie sich an ihm rächen möchte. Gleichzeitig ist es schade, dass sie seine Fähigkeiten benutzt um sich gegen die Königstochter durchzusetzen. Klar, Iason liebt die Königstochter gerade deshalb, weil sie die Tochter des Königs ist. Und da ist es ja eigentlich nur fair, dass sie ebenfalls ihre besonderen Fähigkeiten nutzt. Und dieses sind nun mal ihre Zauberkräfte beziehungsweise ihr besonderes Wissen bezüglich der Gifte.

Medeia ist eine sehr starke, selbstbestimmte Frau, die sich von einem Mann, offensichtlich nichts gefallen lässt. Damit wirkt sie wie eine emanzipierte Frau, doch die Botschaft, die diese Tragödie vermittelt, deutet leider auf etwas anderes hin. Im Prinzip werden Männer ermahnt sich eine emanzipierte Frau zu suchen, denn sobald sie ihre Frau verlassen, rastet diese aus, tötet die neue Frau und deren Familie und erschlägt hinterher die gemeinsamen Kinder. Natürlich kann man diese Tragödie auch als Kritik an Iasons Verhalten werten, schließlich ist Medeia hinterher diejenige, die keine offensichtlichen Konsequenzen tragen muss. Dennoch wirkt es auf mich eher so, als wäre die Tragödie Kritik an einem emanzipierten Frauenbild, weil eben diese emanzipierte Frau eine so bösartige Löwin ist, dass sie ihr eigentlich nicht per se böses Wissen für schlechte Zwecke nutzt.

Insgesamt ist die Medeia von Euripides auf jeden Fall mal lesenswert, dennoch habe ich ein bisschen was an ihr auszusetzen, sodass ich sie nicht vollumfänglich empfehlen kann.

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Alkestis von Euripides

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In der Tragödie Alkestis von Euripides geht es um den Tod der Hauptperson: Alkestis, weiterhin spielen mit ihr Ehemann Admetos, Apollon, Thanatos, Chor der pheraiischen Greise, eine Dienerin, Eumelos, Herakles, Pheres, ein Diener, Tochter des Admetos, Diener und Dienerinnen, Trauergefolge. Die Handlung spielt in Pherai in Thessalien. Admetos sucht jemanden, der an seiner statt sterben würde, doch seine alten Eltern wollen lieber leben. Seine Frau kann und will nicht ohne ihn nicht leben, also entscheidet sie sich für ihn zu sterben. Alkestis wird also sterben und ihr Mann versucht sie zu überzeugen nicht zu sterben, doch es liegt nicht mehr in ihrer Macht. Sie nimmt ihm noch das Versprechen ab, sich keine neue Frau und Mutter für die gemeinsamen Kinder zu suchen, was er ihr bereitwillig verspricht. Als Alkestis gestorben ist, taucht Herakles in seinem Haus auf und bittet um Gastfreundschaft. Admetos will seinen Freund trotz seiner Trauer nicht wegschicken und behauptet so, dass nur eine entfernte Bekannte zufällig bei ihnen im Haus gestorben ist. Herakles findet letztendlich doch heraus, dass Alkestis gestorben ist und so schmiedet er einen Plan: Am Grab will er den Dämon, der Alkestis ins Totenreich führt abpassen, überfallen und sie ihm entreißen. Herakles bringt Admetos eine verschleierte Frau und bittet seinen Freund diese bei sich aufzunehmen, denn er habe sie bei einem Faustkampf gewonnen. Admetos fühlt sich an seine Frau erinnert und möchte sie deshalb eigentlich nicht aufnehmen, lässt sich aber schließlich doch von dem Freund überzeugen, der ihm sogleich offenbart: Diese Frau erinnert dich nicht nur an Alkestis, sie sieht nicht nur auf wie Alkestis, es ist Alkestis. Admetos ist glücklich seine Frau doch wieder an seiner Seite zu haben.

Ihr habt es vielleicht schon an der Beschreibung von mir gemerkt, aber ich persönlich mochte die Alkestis von Euripides wirklich gerne. Das Motiv ist wohl nicht allzu unbekannt, und wird öfter in Werken verarbeitet. Mir persönlich hat es ziemlich imponiert, dass eine Frau ist für ihren Mann zu sterben, sodass dieser weiter leben kann und vielleicht auch weiterhin sein Amt ausüben kann. Die Konsequenzen, die damit verbunden sind, lasse ich hier also mal komplett außeracht. Aber natürlich kann man hier auch bemängeln, dass Alkestis für ihren Mann sterben muss. Die einzige Frau des Stücks wird geopfert oder opfert sich, weil ihr Mann nicht sterben möchte. Das finde ich persönlich sehr bedenklich und mir gefiel die Implikation dessen nicht wirklich. Lässt man eine feministische Interpretation aber bleiben, fand ich es durchaus interessant, zumal die Eltern von Admetos nicht bereit waren für ihren einzigen Sohn zu sterben. Man sollte doch davon ausgehen, dass seine Eltern bereit sind sich zu opfern, damit ihr Sohn weiterleben kann und weiterhin sollte man doch davon ausgehen, dass sie wissen, dass sie Enkelkinder haben, dass diese ihre Eltern brauchen und somit rein logisch betrachtet das eigene Opfer vorzuziehen wäre. Admetos macht genau dies seinem Vater zum Vorwurf. Dieser lässt sich diesen Vorwurf zwar nicht so einfach gefallen, schließlich hätte sein Sohn den Tod ja auch einfach auf sich nehmen können, dennoch ist dieser Punkt auf jeden Fall erwähnenswert.

Ich persönlich verstehe Alkestis Motive nicht so genau, aber abgesehen davon dass mir die Innensicht der Figuren ein bisschen gefehlt hat, mochte ich die Darstellung von Alkestis sehr gerne. Sie als liebende Mutter und Ehefrau ist bereit sich selbst zu opfern, damit ihr Mann weiterleben kann, um ihren Kindern den Vater zu erhalten. Ich mochte auch, dass Herakles Alkestis zurückholt aus dem Reich der Toten, was eigentlich niemand für möglich hielt und mir fehlte auch, aber das liegt vielleicht an meinem mangelnden Hintergrund wissen, eine Begründung für einige Dinge. Ich habe beispielsweise nicht so ganz verstanden, warum Alkestis überhaupt für Admetos sterben konnte, ich habe auch nicht verstanden, weshalb sie zurückgeholt werden konnte und woher Herakles wusste, dass so etwas im Hause von Admetos ablief. Lag es wirklich nur daran, dass er zufällig als Gast vorbeikam und von einem Diener über den Tod der Hausherrin aufgeklärt wurde, oder wusste er vorher schon davon und hat nur darauf gewartet, dass man ihn aufklärt, damit er einen Grund hat ans Grab zu gehen um Alkestis zu befreien.

Alles in allem hat mir die Tragödie Alkestis von Euripides wirklich gut gefallen und für mich zumindest war auch die Übersetzung wirklich ein Genuss, sodass ich dieses Tragödie auf jeden Fall auch inhaltlich und stilistisch weiterempfehlen möchte.

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Philoktet von Sophokles

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In der Tragödie Philoktet von Sophokles aus dem Jahr 409 v. Chr. gibt es nur wenige Figuren: Odysseus, Neoptolemos, Philoktet, Ein als Händler verkleideter Seemann, Herakles, Chor der fünfzehn Seeleute des Neoptolemos. Der Handlungsort ist eine öde Felsküste der Insel Lemnos im nördlichen Ägäischen Meer. Vor Jahren hatte Odysseus Philoktet auf dieser Insel ausgesetzt, der dort seitdem mit einem verletzten Bein um sein Leben kämpfen muss. Philoktet erjagt sich mit seinem Bogen sein Essen und schleppt sich humpelnd über die Einöde. Neoptolemos soll ihn mit einer List davon überzeugen mit ihnen zu kommen bzw. ihnen seinen Bogen zu geben, was dieser aber natürlich nicht möchte, weil er den Bogen braucht. Neoptolemos ist Sohn des Achilles und damit weit bekannt für seine Tugendhaftigkeit und seine Ehrlichkeit. Er versteht nicht, warum sie Philoktet auf diese Weise hereinlegen müssen und vor allem, warum er der sein muss, der ihn reinlegt. Erst recht nachdem er den armen Mann lieb gewonnen hat, fällt es ihm schwer seine List aufrecht zu erhalten, gibt ihm sogar den dringend benötigten Bogen zurück. Neoptolemos und Philoktet wollen nicht zurück mit dem Schiff fahren, wollen auf der Insel bleiben, doch dann kommt Herakles mit einem Götterspruch, dem sich beiden beugen müssen: Nur gemeinsam also Neoptolemos und Philoktet zusammen können Troja erobern.

Man merkt immer wieder, dass es ganz praktisch wäre, wenn man sich in der griechischen Geschichte und Mythologie besser auskennen würde um diese Stücke wirklich auch interpretatorisch erschließen zu können. Oft wird aus dem Kontext klar, welche Figuren miteinander verwandt sind, aber warum es nun so wichtig ist, dass Neoptolemos und Achilles Vater und Sohn sind, hat sich mir nur aus dem Kontext erschlossen. Es wird immer wieder darauf verwiesen, dass sie Vater und Sohn sind und dass Achilles ein besonders tugendhafter Mann gewesen sei, sodass sich Neoptolemos ebenso verhalten sollte und muss.

Es gab wohl damals nicht nur ein Stück von Sophokles, das Philoktet zum Thema hatte, sondern ebenfalls von Euripides und von Aischylos, welche den gleichen Stoff auch verarbeiteten. Diese wurden in der Antike sogar miteinander verglichen. Diese Chance hätte ich heute auch gerne, und würde die Stücke gerne mal miteinander vergleichen, was ich mir durchaus interessant und gewinnbringend vorstellen kann. Schade, dass das heute nicht mehr möglich ist, aber glücklicherweise gab es ja jemanden, der die Stücke in der Antike schon miteinander verglichen hat, sonst wüssten wir vielleicht gar nicht, dass es mehrere Stücke zum selben Stoff gab.

Als ich vor dem Lesen des Stücks sah, dass es nur an einer Felsküste spielt und dass es eigentlich nur zwei bzw. drei handlungstragende Figuren gibt, war ich sehr skeptisch und ich dachte, dass dieses Stück bestimmt sehr schnell langweilig wird. Aber diese Befürchtungen bleiben aus. Klar, das Stück ist jetzt nicht das spannendste, aber ich mochte die Entwicklung von Neoptolemos und ich mochte, dass er, obwohl es ihm schadet, seine tugendhafte Seite wiederfindet und sich letztendlich dafür entscheidet. Ich mochte auch, dass Philoktet, obwohl er einen Groll auf Odysseus hat, sich am Ende, dank Herakles, dafür entscheidet, dem Heer gegen Troja beizustehen.

Insgesamt hat mir der Philoktet von Sophokles nicht umwerfend gut, aber dennoch nicht schlecht gefallen, sodass ich eine Lektüre durchaus mal empfehlen würde.

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König Ödipus von Sophokles

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In dem Drama König Ödipus von Sophokles geht es um den König von Theben, ihm wird das Leid der Stadt geklagt. Eine Seuche sucht die Stadt heim, dieser soll ein Orakelspruch abhelfen. Es stellt sich heraus, dass der Tod des vormaligen Königs untersucht werden muss um der Seuche Herr zu werden. Der König Laios wurde damals von Räubern auf einem Waldweg getötet, darüber weiß König Ödipus nichts, da er erst in die Stadt kam als der König bereits tot war. Der Tod des damaligen Königs war nicht untersucht worden, da gerade die Sphinx in der Stadt wütete, gegen welche Ödipus kämpfte und so die Königin heiraten durfte und König wurde. Es wird nach Teiresias, dem Seher, geschickt, welcher Ödipus mitteilen soll, wer der Mörder von Laios ist. Der Seher will nicht mit der Sprache herausrücken, erst als er von Ödipus bedroht wird, beschließt er kryptische Andeutungen zu machen, die Ödipus noch nicht genau versteht. Da Kreon von Ödipus des Mordes verdächtig wird und sich auch darüber beschwert, dass Ödipus ihm unterstellt an einer Intrige gegen ihn beteiligt zu sein, beschwert er sich und so diskutieren sie als Iokaste, Ödipus Frau und Kreons Schwester, auftaucht. Iokaste bittet Ödipus sich zu beruhigen und zusammen wollen sie den Verdächtigungen des Sehers nachgehen. Die Andeutungen verunsichern Ödipus deshalb, weil er bei einem Mahl von einem Betrunkenen darauf hingewiesen wurde, dass er nicht der leibliche Sohn seiner Eltern, des Königs Polybos und Merope ist. Seine Eltern konnten seinen Verdacht zwar zerstreuen, aber als er daraufhin zu einem Orakel geht, wird ihm geweissagt, dass er seinen Vater töten wird um hinterher in Blutschande mit seiner Mutter zu leben. Um dies zu verhindern, ist er nicht nachhause zurückgekehrt. Iokaste versucht ihren Mann zu beruhigen, denn den Orakelspruch, den ihr erster Mann empfing, ist nicht wahrgeworden. Ihm wurde eins geweissagt, dass sein Sohn ihn töten werde und dass seine Frau mit dem gemeinsamen Sohn Kinder zeugen würde. Allerdings sei der Sohn kurz nach der Geburt gestorben, der Mann von Räuber ermordet, sodass der Orakelspruch gar nicht in Erfüllung gehen konnte. Der Mann, der Ödipus damals im Wald aussetzen wollte, tritt auf und erkennt in Ödipus den Säugling von damals. Damit stellt sich heraus, dass sich die Vorhersage bewahrheitet hat. Ödipus hat ausversehen seinen Vater im Wald an einer Wegkreuzung erschlagen. Daraufhin hat er Iokaste, die Königin von Theben und seine Mutter, geheiratet und mit ihr Kinder gezeugt. Ein Diener kommt aus dem Palast und erzählt, dass sich Iokaste erhängt hat, Ödipus sticht sich die Augen aus, verabschiedet sich von seinen Eltern und bittet seinen Schwager als König über Theben zu herrschen, er selbst verweist sich des Landes und verlässt die Stadt für immer.

Der Stoff des König Ödipus ist oftmals zumindest grob bekannt, sodass man hiermit zumindest noch einmal rekapitulieren kann und noch einmal vertieft in die Materie einsteigen kann. Das hat mir sehr gut gefallen, auch dass die Figuren sehr schnell recht bekannt sind, fand ich sehr gut. Denn es gibt irgendwie nur eine Hand voll, die wichtig sind. Der Seher und der Hirte, der Ödipus wiedererkennt, sind wichtig. Davon abgesehen sind Iokaste, Kreon und Ödipus wichtig, die Kinder werden zwar erwähnt, spielen aber keine tiefergehende Rolle, außer natürlich, dass sie lebende Beweise für die Schuld von Iokaste und Ödipus sind. Iokaste mochte ich persönlich nicht sonderlich, sie verlässt ihre Kinder indem sie Selbstmord verübt und war sogar bereit ihren Sohn Ödipus zu opfern, damit ihr Mann nicht von ihm ermordet werden kann. Gerade dadurch verliert sie ihren Sohn, der sie Jahre später nicht als Mutter erkennt und sie verliert ihren Mann. Die Prophezeiung kann sich erst erfüllen, weil das Orakel dem König und der Königin von Theben prophezeit, dass ihr Sohn den König töten wird und mit seiner Mutter in Blutschande leben wird. Wenn diese Vorhersage nicht gemacht worden wäre, wäre Ödipus nicht weggeschickt worden, er hätte seinen Vater nicht ermordet, weil er entweder gar nicht in dem Wald gewesen wäre oder weil er ihn als seinen Vater erkannt hätte und er hätte seine Mutter nicht geheiratet.

Was mir hingegen sehr gut gefallen hat, war, dass die Verwicklungen erst nach und nach ausgedeckt werden. Natürlich ist der Stoff bekannt und man weiß, worauf es hinausläuft, aber der Spannungsbogen bleibt für jemanden, der den Stoff nicht kennt oder aber – wie ich – nicht genau weiß, was wann wie wo passiert, gespannt. Und auch diese Art des Erzählens, dass der Chor bzw. der Chorführer als eine Art Berater, Interpretierender und Erzähler wirkt, fand ich interessant, denn er bewertet das Geschehen gleichzeitig noch.

Alles in allem kann man also sagen, dass König Ödipus von Sophokles ein Drama ist, das man gelesen haben sollte. Auch derjenige, der weiß, woher der ödipale Komplex kommt und der, der ungefähr weiß, worum es geht, sollte sich dieses Drama noch mal näher ansehen, denn ich persönlich fand es total spannend und mochte die Erzählweise, auch wenn es Dinge gab, die ich nicht so gut fand, kann man über diese sicherlich hinwegsehen.

 

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Antigone von Sophokles

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In dem Drama Antigone von Sophokles geht es um eine der Töchter des Ödipus. Dieser dritte Teil der Ödipus-Trilogie spielt offenbar einige Jahre nach Ödipus‘ Tod. Kreon ist als König immer noch an der Macht in Theben. Er verbietet, dass sein Neffe Polyneikes zu beerdigen, da er ein Feind der Stadt sei. Antigone, Polyneikes‘ Schwester, setzt sich über dieses Verbot hinweg und beerdigt ihren Bruder. Als sich herausstellt, dass sie das Verbot des Königs missachtet hat, wird sie zur Strafe lebendig eingemauert. Haimon, Antigones Verlobter, bittet den König, seinen Vater, dass er Antigone verschonen möge, da dies auch das Volk der Stadt wollte. Kreon hingegen will das nicht und meint auch noch, dass Haimon sich von Antigone beeinflussen lasse. Haimon sagt seinem Vater, Kreon, dass er selbst auch nicht mehr leben wolle, wenn Antigone sterben würde. Als Kreon zu Antigone kommt, die schon eingemauert ist, sagt sie ihm, dass sie ihren Bruder immer wieder beerdigt hätte, ihren Mann und die Kinder allerdings nicht, da diese – im Gegensatz zu ihrem Bruder – ersetzbar seien. Kreon beschließt nach den Weissagungen von Teiresias, Antigone wieder frei zulassen, da sonst jemand aus seiner Familie sterben würde. Eurydike, Kreons Frau und Haimons Mutter, wird berichtet, dass ihr Sohn als er mit an die Grabstätte, in die Antigone eingemauert wurde, kommt vor Zorn darüber, dass sie Selbstmord begangen hatte, seinen Vater mit dem Schwert attackiert. Dieser überlebt, kann aber nicht verhindern, dass sich Haimon in sein eigenes Schwert stürzt und seine Verlobte in den Armen haltend, stirbt. Eurydike geht zurück in den Palast und nimmt sich dort das Leben. Kreon wirft sich auf den Leichnam des Sohnes, als dieser in Richtung Palast getragen wird.

Die Antigone ist der dritte Teil der Ödipus-Trilogie und schließt sich damit an König Ödipus an. Mir persönlich gefiel Antigone ziemlich gut, da sie sehr stark und selbstbewusst wirkt, obwohl sie damit König Kreon gegen sich aufbringt. Wenn sie sich nicht gegen seinen Willen hinweggesetzt hätte, wäre es nicht zu den schlimmen Konsequenzen gekommen. Sie hatte mehr als genug Gelegenheit darüber nachzudenken, ob ihr Verhalten Konsequenzen hat, oder nicht, da sie von ihrer Schwester Ismene, darauf hingewiesen wird, dass man sich nicht gegen den Willen des Königs zur Wehr setzen sollte. Aber Ismene ist sogar bereit die Schuld mit Antigone zusammen zu tragen, obwohl sie ihre Schwester gewarnt hat und ihr geraten hat, nichts gegen den Willen des Königs zu unternehmen. Antigone weist dies von sich und nun kommen wir zu der Stelle, wo mir Antigone nicht so gut gefallen hat: Sie sagt, und ich weiß nicht, ob diese Aussage wirklich ernst gemeint ist, dass sie dies für ihren Bruder immer wieder getan hätte. Für ihren Mann und ihre Kinder allerdings nicht, da diese ersetzbar werden im Gegensatz zu ihren Geschwistern, da diese aufgrund des Todes ihrer Eltern nicht mehr ersetzbar wären. Dieses Menschenbild – so diese Aussage denn ernst gemeint war – ist natürlich im zeitlich-historischen Kontext zu sehen. Schließlich hatte Antigone nicht nur ihren Vater und ihre Mutter verloren, auch stammt sie aus einer Familie in der Mutter und Großmutter ein und dieselbe sind und somit ihre Eltern Sohn und Mutter sind. Diese Erfahrungen und der anschließende Selbstmord seiner Eltern prägen ein Kind sicherlich. Und damit könnte man vielleicht auch erklären, warum sie ihre Liebe nicht in einem Mann und den gemeinsamen Kindern sucht, da sie weiß, wie diese Familienstrukturen zustande kommen können.

Insgesamt ist der Stoff der Antigone wohl weniger bekannt als der des König Ödipus‘, sodass ich dieses Werk von Sophokles gerne weiterempfehle, auch wenn in dem Drama von Antigone nicht besonders viel geschieht.

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Orestie: Die Wohlwollenden von Aischylos

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In die Wohlwollenden von Aischylos geht es um die Gerichtsverhandlung von Orestes. Die Tragödie schließt sich direkt an den Mord von Orestes an seiner Mutter an und ist somit der dritte Teil der Trilogie. Orestes wird von den Rachegöttinnen angeklagt, da sie finden, dass Orestes kein Recht dazu hatte, seine Mutter zu ermorden. Er habe durch den Mord an seiner Mutter Schuld auf sich geladen, die er nun seinerseits sühnen müsse. Apollon verteidigt Orestes, denn schließlich habe es seinem Schützling den Mord aufgetragen. Die Rachegöttinnen Erinyen weichen aber nicht von ihren Gedanken ab und wollen Orestes bestrafen. Nun wird Athene gebeten ein faires Urteil zu fällen. Sie sagt aber, dass sie das alleine nicht kann und beruft so ein Gericht ein mit verschiedenen bürgerlichen Richtern. Diese sollen am Ende anonym abstimmen, ob sie Orestes für schuldig halten. Auch Athene gibt eine Stimme ab und sagt, dass bei einer Stimmengleichheit die Entscheidung für Orestes fallen wird. Natürlich kommt es zur Stimmengleichheit, Orestes ist freigesprochen, was die Rachegöttinnen schrecklich finden. Zur Versöhnung werden sie von Athene belohnt.

Die Wohlwollenden ist der letzte Teil der Trilogie um Orestes. Sie ist somit als Abschluss der beiden vorangegangen Tragödien zu sehen. Wenn man sich die Struktur der drei Tragödien ansieht, hat man auch hier so eine Art drei Akt-Schema. Der erste Teil stellt eine Art Einleitung dar und ist auch ein Stückchen länger als die beiden nachfolgenden Tragödien. In ihm werden die Figuren vorgestellt und somit auch die nachfolgenden Konflikte im Grunde schon vorausgedeutet. In der zweiten Tragödie geschieht dann die Rache am vorangegangenen Vatermord und so wird sie zum Einstieg von dem, was dann im dritten Teil folgen wird. In der letzten Tragödie ist im Prinzip alles geschehen und wir stehen vor dem Scheideweg: Wird die Trilogie gut oder schlecht enden? Wird Orestes ungeschoren aus der Sache herauskommen (was ja durchaus ein Glücksfall für ihn wäre) oder wird er für sein Handeln bestraft?

Im Grunde ist, denke ich, ziemlich klar, wie die Tragödie ausgehen wird, denn schließlich steht Apollo auf Orestes‘ Seite und somit ist ja klar, dass Orestes am Ende nicht irgendwie bestraft werden wird. Was ich ein bisschen schade fand, war, dass Orestes‘ Schwester Elektra überhaupt nicht mehr vorkommt. Sie kommt ja auch am Ende vom zweiten Teil nicht mehr vor und wird dann in der dritten Tragödie komplett ausgespart, dabei hätte sie ja durchaus für ihren Bruder bei der Verhandlung aussagen können oder etwas in der Art. So hätte man sie noch eingebaut, aber sie hätte keine allzu prominente Rolle gespielt.

Apollo und vor allem Athene wirken hier also Deus ex machina (wie ist die Mehrzahl? Deii?). Apollo ist deshalb derjenige, der das Geschehen beeinflusst, weil er Orestes schützt und unter seinen Schirm stellt und Athene wirkt, wie sonst häufig auch, eigentlich noch schützender. Sie lässt das Geschehen der Tragödie so weit voranschreiten, dass es so wirkt als hätte sie keinerlei Einfluss. Athene lässt sogar die Mehrheit bestimmen, ob Orestes schuldig ist oder nicht, sodass sie vordergründig erst einmal alles den Menschen überlässt. Doch dann greift sie ein, stimmt selbst mit ab und sagt, dass bei einer Stimmengleichheit Orestes freigesprochen würde. Sie wirkt also hier am Ende als entscheidende Instanz und löst so den Konflikt final.

Insgesamt erscheint mir Die Wohlwollenden von Aischylos als ein sehr interessanter Abschluss der Orestes-Trilogie. Es gibt einige Motive, die man kennen sollte wie beispielsweise Athena als Götting, aber gleichzeitig zeigt ihre Rolle auch das Konzept der eingreifenden göttlichen Instanz. Deshalb halte ich die Trilogie und vor allem deren letzten Teil als wertvoll und empfehlen ihn gerne weiter.

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Orestie: Die Spenderinnen am Grabe von Aischylos

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Im zweiten Teil der Orestie-Trilogie treffen sich Elektra und Orestes, die Kinder von Agamemnon, am Grab ihres Vaters. Orestes erfährt, dass Klytaimestra und Aigisthos gemeinsam den Vater ermordet haben und so beschließt er gemeinsam mit seiner Schwester die verräterische Mutter zu ermorden. Sie denken sich einen Plan aus: Orestes soll als Fremder in das elterliche Haus kommen und dort dem Hausherren und seiner Frau erzählen, dass Orestes verstorben sei. Sobald Aigisthos zugegen ist, möchte er ihn selbst ermorden. Hinterher soll dann noch die Mutter über ihren Freund gebeugt ermordet werden, denn schließlich wollte sie mit Aigisthos für immer zusammen sein und hat deshalb den Ehemann ermordet.

Bei Die Spenderinnen am Grabe handelt es sich um den zweiten Teil der Orestie-Trilogie. Das Stück ist auch noch unter den Übersetzungen Die Totenspende, Die Grabesspenderinnen und die Weihgussträgerinnen bekannt, weil der Chor eben aus den Frauen besteht, die Elektra zum Grab ihres Vaters begleitet haben. Orestes und Elektra haben dort einen Moment des Wiedererkennens, allerdings spielt Elektra danach kaum noch eine Rolle. Sie überlässt die Rache mehr oder weniger komplett ihrem Bruder und dem Chor, der für die dunklen Machenschaften der Geschwister eingespannt wird, denn schließlich handelt es sich um eine Art „gerechte Rache“, schließlich hat ihre Mutter zusammen mit ihrem Freund/neuen Mann Aigisthos ihren Ehemann umgebracht, um mit dem neuen Mann zusammen sein zu können und weil er sich eine andere Frau, Kassandra, mitgebracht hatte.

Auch hier spielt die Handlung in einem sehr begrenzten Raum – auf dem Friedhof und im Königsschloss zu Argos – und in einer sehr kurzen Zeitspanne von einigen Stunden. Dieses Vorgehen war für antike Tragödien durchaus üblich und ist insofern vielleicht gerade deshalb bemerkenswert. Die handelnden Figuren gehören zum Königshof und sind somit von hoher Geburt, außerdem gibt es nur wenige Figuren, die namentlich benannt sind: Orestes, Pylades, Elektra, Klytaimestra und Aigisthos, außerdem gibt es den Chor der Sklavinnen, einen Diener, die Amme des Orestes und das Gefolge.

Ich fand die Familienkonstellationen etwas befremdend und hatte echt Schwierigkeiten mich dort hineinzudenken. Wie kann eine Mutter einfach so erst den eigenen Ehemann umbringen, auch wenn dieser sie betrogen hat, denn sie hat ja eigentlich genau das Gleiche getan? Und später ein Sohn seine Mutter, ohne die genauen Hintergründe zu kennen. Hätte er ihr eher verziehen, wenn er gewusst hätte, dass sein Vater eine Geliebte hatte? Oder wäre das kein Grund für ihn gewesen? Interessanterweise wird im ersten Teil ja vorausgedeutet, dass die Rache von Orestes folgen wird und so geschieht es dann auch ziemlich unmittelbar. Aber abgesehen davon passiert auch nicht viel anderes, sodass es praktisch keine Nebenhandlungen gibt. Dies hängt sicherlich mit der geringen Anzahl von Figuren zusammen. Wenn es kaum Figuren gibt, kann es auch praktisch keine Nebenhandlungen geben.

Insgesamt ist der zweite Teil der Orestie-Tragödien Die Spenderinnen am Grabe von Aischylos sehr blutig, aber deshalb nicht weniger spannend und ich mag auf jeden Fall wissen wie die Trilogie im dritten Teil ausgeht.

Sommerloch-Juli Urlaub in Griechenland

Orestie: Agamemnon von Aischylos

Dieser Beitrag ist im Rahmen des Blogprojektes Sommerloch-Juli Urlaub in Griechenland erschienen.

Im ersten Teil der Orestie-Trilogie Agamemnon von Aischylos spielen folgende Figuren eine Rolle: Ein Wächter, Chor vornehmer Greise von Argos, Klytaimestra, Ein Herold, Agamemnon, Kassandra, Aigisthos und da Gefolge. Die Handlung spielt in Argos. Klytaismestra wartet auf ihren Mann Agamemnon, welcher aus dem Krieg heimkehren soll. Am Anfang des Theaterstücks wird der Sieg über Troja durch die Griechen bekannt gegeben und so wartet sie auf ihren Ehemann. Allerdings nicht, weil sie ihn so sehr vermisst hat, sondern weil sie nun einen neuen Gefährten, Aigisthos, hat. Als Agamemnon heimkehrt bringt er eine Geliebte mit: Kassandra, die gleichzeitig Seherin ist. Sie wurde verflucht. Sie sieht zwar, was in der Zukunft geschehen wird, allerdings glaubt ihr niemand, dass sie damit recht haben könnte, sodass sie die Zukunft unausweichlich wird. Kassandra weiß also, dass sie sterben wird, wenn sie den Palast betritt und so bespricht sie mit dem Chor, ob sie es wagen soll oder nicht. Klytaimestra tötet nicht nur ihren Ehemann, sondern auch dessen Sklavin und Geliebte Kassandra und ergötzt sich an der Bestürzung, die sie damit hervorruft. Nun da sie und Aigisthos in den Palast einziehen können, soll es ruhiger und friedlicher werden. Doch der erste Teil der Trilogie ist natürlich nur der Auftakt der folgenden Ereignisse…

Ich muss sagen, dass ich in den ersten Teil der wohl einzigen antiken Tragödie nicht wirklich gut hineinkam. Das hatte wohl zwei Gründe: Zum einen habe ich den Agamemnon über einen Zeitraum von mehreren Wochen hinweg gelesen und da es keine Szenen oder Akte gibt, muss man mehr oder weniger mitten in der Handlung stoppen, wodurch ich sehr schwer wieder in das Geschehen zurückgefunden habe. Zum anderen habe ich diese Tragödie auf dem eReader gelesen und ich habe schon ein paar Mal den Eindruck gehabt, dass ich mir Sachen, wenn ich sie auf einem Bildschirm lese, nicht so gut merken kann. Eigentlich sollte das auf einem eReader anders sein, aber so richtig funktioniert das für mich noch nicht. Vielleicht brauche ich einfach noch mehr Übung? Ich werde es in den nächsten Wochen lesen, denn die beiden anderen Teile der Orestie-Trilogie habe ich auch als eBook auf meinem eReader.

In den griechischen Tragödien scheinen diese Themen wie in 100.000 anderen Werken danach eine besondere Rolle zu spielen: Liebe, Rache, Hass, Mord und Totschlag. Eine Frau wartet auf ihren aus dem Krieg heimgekehrten Mann, eigentlich liebt sie ihn nicht mehr, aber er kommt nun mal nachhause. Er bringt seine Geliebte mit und erzürnt damit seine Frau noch mehr. Sie tötet ihn und seine Geliebte, obwohl sie eigentlich selbst unglücklich in der Ehe ist und bereits einen neuen Mann an ihrer Seite hat. Eigentlich kann der Grund für ihre Mordgelüste doch nicht in Eifersucht oder in Begehren ihrem Mann gegenüber liegen, oder? Vielleicht ist es der Wunsch die nachfolgende Herrscherin zu sein und nicht ihrem Mann und dessen neuer Frau Platz zu machen. Oder war eine Scheidung damals gänzlich undenkbar? Erst recht in einem Königshaus? Leider kenne ich mich mit den damaligen Gepflogenheiten nicht besonders gut aus.

Ich stelle mir natürlich auch die Frage, ob der Autor hier Kritik an einem bestimmten Königshaus geübt hat oder ob es eine generelle Kritik am Krieg war, indem man zwar nicht die Folgen für die normale Zivilgesellschaft darlegt, sondern einfach zeigt, dass das Leben zuhause weitergeht, dass Frauen sich neue Männer suchen, dass Männer sich Sklavinnen halten und diese aus den ausgeplünderten und besiegten Städten mitbringen. Ich könnte mir hier eine generelle Kritik am Krieg und an den damit in Zusammenhang stehenden, vielleicht auf den ersten Blick gar nicht offensichtlichen, Konsequenzen vorstellen.

Die Orestie von Aischylos scheint mir auf jeden Fall einmal lesenswert zu sein und ich bin schon sehr gespannt auf die beiden auf Agamemnon folgenden Teile der Trilogie.