Dieser Beitrag erscheint im Rahmen des Blogprojektes Sommerloch-Juli Urlaub in Griechenland.
In die Wohlwollenden von Aischylos geht es um die Gerichtsverhandlung von Orestes. Die Tragödie schließt sich direkt an den Mord von Orestes an seiner Mutter an und ist somit der dritte Teil der Trilogie. Orestes wird von den Rachegöttinnen angeklagt, da sie finden, dass Orestes kein Recht dazu hatte, seine Mutter zu ermorden. Er habe durch den Mord an seiner Mutter Schuld auf sich geladen, die er nun seinerseits sühnen müsse. Apollon verteidigt Orestes, denn schließlich habe es seinem Schützling den Mord aufgetragen. Die Rachegöttinnen Erinyen weichen aber nicht von ihren Gedanken ab und wollen Orestes bestrafen. Nun wird Athene gebeten ein faires Urteil zu fällen. Sie sagt aber, dass sie das alleine nicht kann und beruft so ein Gericht ein mit verschiedenen bürgerlichen Richtern. Diese sollen am Ende anonym abstimmen, ob sie Orestes für schuldig halten. Auch Athene gibt eine Stimme ab und sagt, dass bei einer Stimmengleichheit die Entscheidung für Orestes fallen wird. Natürlich kommt es zur Stimmengleichheit, Orestes ist freigesprochen, was die Rachegöttinnen schrecklich finden. Zur Versöhnung werden sie von Athene belohnt.
Die Wohlwollenden ist der letzte Teil der Trilogie um Orestes. Sie ist somit als Abschluss der beiden vorangegangen Tragödien zu sehen. Wenn man sich die Struktur der drei Tragödien ansieht, hat man auch hier so eine Art drei Akt-Schema. Der erste Teil stellt eine Art Einleitung dar und ist auch ein Stückchen länger als die beiden nachfolgenden Tragödien. In ihm werden die Figuren vorgestellt und somit auch die nachfolgenden Konflikte im Grunde schon vorausgedeutet. In der zweiten Tragödie geschieht dann die Rache am vorangegangenen Vatermord und so wird sie zum Einstieg von dem, was dann im dritten Teil folgen wird. In der letzten Tragödie ist im Prinzip alles geschehen und wir stehen vor dem Scheideweg: Wird die Trilogie gut oder schlecht enden? Wird Orestes ungeschoren aus der Sache herauskommen (was ja durchaus ein Glücksfall für ihn wäre) oder wird er für sein Handeln bestraft?
Im Grunde ist, denke ich, ziemlich klar, wie die Tragödie ausgehen wird, denn schließlich steht Apollo auf Orestes‘ Seite und somit ist ja klar, dass Orestes am Ende nicht irgendwie bestraft werden wird. Was ich ein bisschen schade fand, war, dass Orestes‘ Schwester Elektra überhaupt nicht mehr vorkommt. Sie kommt ja auch am Ende vom zweiten Teil nicht mehr vor und wird dann in der dritten Tragödie komplett ausgespart, dabei hätte sie ja durchaus für ihren Bruder bei der Verhandlung aussagen können oder etwas in der Art. So hätte man sie noch eingebaut, aber sie hätte keine allzu prominente Rolle gespielt.
Apollo und vor allem Athene wirken hier also Deus ex machina (wie ist die Mehrzahl? Deii?). Apollo ist deshalb derjenige, der das Geschehen beeinflusst, weil er Orestes schützt und unter seinen Schirm stellt und Athene wirkt, wie sonst häufig auch, eigentlich noch schützender. Sie lässt das Geschehen der Tragödie so weit voranschreiten, dass es so wirkt als hätte sie keinerlei Einfluss. Athene lässt sogar die Mehrheit bestimmen, ob Orestes schuldig ist oder nicht, sodass sie vordergründig erst einmal alles den Menschen überlässt. Doch dann greift sie ein, stimmt selbst mit ab und sagt, dass bei einer Stimmengleichheit Orestes freigesprochen würde. Sie wirkt also hier am Ende als entscheidende Instanz und löst so den Konflikt final.
Insgesamt erscheint mir Die Wohlwollenden von Aischylos als ein sehr interessanter Abschluss der Orestes-Trilogie. Es gibt einige Motive, die man kennen sollte wie beispielsweise Athena als Götting, aber gleichzeitig zeigt ihre Rolle auch das Konzept der eingreifenden göttlichen Instanz. Deshalb halte ich die Trilogie und vor allem deren letzten Teil als wertvoll und empfehlen ihn gerne weiter.
Ein Gedanke zu „Orestie: Die Wohlwollenden von Aischylos“