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Woyzeck III

Woyzeck III

‚Es war einmal ein arm Kind und hat kein Vater und keine Mutter war alles tot und war niemand mehr auf der Welt. Alles tot, und es ist hingangen und hat gerrt Tag und Nacht. Und wie auf die Erd niemand mehr war, wollt’s in Himmel gehn, und der Mond guckt es so freundlich an und wie’s endlich zum Mond kam, war’s ein Stück faul Holz und da ist es zur Sonn gangen und wie’s zur Sonn kam war’s eine verwelkte Sonnenblume und wie’s zu den Sternen kam, warens kleine goldne Mücken die waren angesteckt wie der Neuntötet sie auf die Schlehen steckt und wie wieder auf die Erd wollt, war die Erd ein umgestürzter Hafen und war ganz allein und da hat sich s hingesetzt und gerrt und da sitzt es noch und ist ganz allein‘
Dieses Märchen, das ich dem Fragment ‚Woyzeck‘ entnommen habe, haben wir sowohl in der Schule als auch in der Uni besprochen. In der Schule habe ich mich ehrlich gesagt nicht weiter darüber gewundert als es als „Antimärchen“ bezeichnet wurde, denn die Märchen, die ich bis dahin kannte waren eher positiv, sodass dieses Märchen mit seinem negativen Ausgang im krassen Gegensatz dazu stand. Aber in der letzten Zeit habe ich öfter mal Märchen gehört, die auch zum Teil negativ ausgingen. Ist euch bewusst wie viele der Märchen der Brüder Grimm mit dem Tod eines oder mehrere mitunter sogar aller Protagonisten enden? So viel es mir recht schwer zu sagen, dass das wirklich ein ‚Antimärchen‘ sein soll. Dazu fände ich es wichtig, mal zu klären welchen Kriterien ein landläufiges Märchen unterliegt. Was macht ein Märchen zum Märchen? Reicht ein ‚Es war einmal…‘ am Anfang? Wohl kaum. Das wäre ja nun ein bisschen wenig… Ich will jetzt hier keine Abhandlung über Märchen und Kriterien für Märchen schreiben. Aber ich fand dieses Märchen oder ‚Antimärchen‘ sehr schön, nicht vom Inhalt her, sondern einfach von der Art wie es geschrieben wurde und natürlich kann man auch in Bezug auf das Fragment, in das es eingebunden ist, viele Interpretationsansätze finden und mit ihnen arbeiten. 

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