Der Roman Fünf am Meer von Emma Sternberg ähnelt vom Cover her dem Roman Azurblau für Zwei, allerdings ist Fünf am Meer früher geschrieben worden als Azurblau für Zwei. Ich hatte aber Azurblau für Zwei vorher gelesen und fand den Roman ganz gut, deshalb wollte ich gerne auch noch Fünf am Meer lesen. Dann habe ich gesehen, dass es diesen Roman auch als Hörbuch gibt und das der Verlag es noch als Rezensionsexemplar rausgibt, sodass ich es beantragte. Deshalb gehe ich wie immer auch hier zum einen auf den Inhalt und auf das Medium ein:
Die Geschichte ist schon ziemlich ungewöhnlich: Eine junge Frau, die praktisch keine Familie mehr hat, wird zufällig zur Erbin eines großen Hauses (zufälligerweise habe ich mehr oder weniger parallel den Roman Das Glück der blauen Stunde von Bertina Henrichs gelesen: Eine Frau erbt als einzige noch lebende Verwandte von einer alten Tante ein Haus hier in Südfrankreich und nicht in den USA, ansonsten aber ziemlich ähnlich). Linn hat einen Freund in Deutschland, von dem ihr gesamtes Leben beeinflusst wird: Ihren Job hat sie im Reisebüro seiner Eltern, die Wohnung, in der sie zusammen leben, gehört seiner Familie, seine Familie hat sie beim Zusammenkommen herzlich aufgenommen. Als sich die beiden trennen, bleibt für Linn nichts von ihrem alten Leben und so unterschreibt sie kurzentschlossen. Das Abenteuer in Amerika beginnt. Diese Handlung hat mir unheimlich gut gefallen und ich fand es auch gar nicht so schlimm, dass sie am Ende offenbar überlegt in Amerika zu bleiben, denn schließlich hat sie nicht wirklich etwas zu verlieren. In Deutschland hält sie außer ein paar eigenen Freunden eigentlich nichts mehr.
Linns Charakter mochte ich also recht gerne. Mir war sie von Anfang an sympathisch, obwohl ich es natürlich etwas leichtsinnig fand, den Vertrag einfach zu unterschreiben, aber natürlich ist das verständlich, wenn man darüber nachdenkt, dass sie meint Martin auf der Treppe zu hören und nur noch weg will. Auch dass sie sich so lange davor drückt mit den Bewohnern des Hauses über einen möglichen Verkauf zu sprechen, konnte ich nachvollziehen, wenngleich es natürlich nicht sonderlich klug ist und auch von den Bewohnern hier ein größeres Interesse zu erwarten gewesen wäre. Nur als Linn ziemlich am Ende des Romans so enttäuscht von Alan ist, weil er sie belogen und betrogen hat und in ihr Leben, ihr Haus und ihre Mitbewohner dringt um an Informationen für seinen Artikel zu kommen hätte ich sie am liebsten geschüttelt, weil ich nicht verstanden habe, wie sie so naiv sein kann.
Das Cover für das Hörbuch und das Taschenbuch hat mir gut gefallen und passt wunderbar zur Stimmung. Emma Sternberg schafft es wunderbar die Stimmung eines Hauses in den Hamptons zu transportieren. Das Meeresrauschen, das Kreischen der Möwen, der blaue Himmel, die Dünen und der Strand spielen in dem Hörbuch und dem Roman eine große Rolle und wirken auch leicht und sehr urlaubig. Man hatte fast das Gefühl, in einem Haus am Meer Ferien zu machen.
Das Hörbuch wurde von Britta Steffenhagen eingesprochen. Ähnlich wie bei dem Hörbuch zu Mord in Sunset Hall von Leonie Swann und der Stimme von Anna Thalbach, war ich auch von der Stimme von Britta Steffenhagen nicht so ganz begeistert. Ich fand sie schon in Ordnung, aber nicht so samtig und freundlich wie beispielsweise die von Iris Berben. Natürlich ist mir klar geworden, warum man diese Sprecherin ausgewählt haben könnte: Britta Steffenhagen kann mit ihrer Stimme sicherlich auch gut die älteren Leute sprechen und davon gibt es ja auch in Fünf am Meer einige (genau genommen fünf). Obwohl diese meist keine direkte Rede haben, sprechen sie eben hin und wieder doch und deren Stimmen hat Steffenhagen wunderbar von der Stimme von Linn beziehungsweise der der Erzählerin abgegrenzt.
Nachdem ich mal einen Blick in die Print-Ausgabe geworfen habe, merke ich natürlich auch, wo gekürzt wurde, aber in den allermeisten Fällen ist mir das gar nicht aufgefallen. Es gab keine komischen Sprünge oder sowas. Einzig kam mir die Beziehung zu Linn und den Bewohnern und zu Ted teilweise komisch vor, weil es mir hin und wieder zu schnell ging wie sich die Beziehung entwickelt hat. Ich weiß aber nicht, ob hier etwas gekürzt wurde oder ob das einfach von der Autorin so intendiert war.
Ich habe das Hörbuch als CDs gehört und bekam dieses Mal ein sehr dickes Case. Bei den MP3-CDs geht ein ganzes Hörbuch auf ein oder zwei CDs, hier waren es ganze sechs CDs. Das sorgte natürlich dafür, dass man häufig die CD wechseln musste, was ein bisschen nervig war, weil man gerade im Hörfluss (gibt es sowas analog zum Lesefluss?) drin ist und dann schon wieder rausgebracht wird. Aber das liegt wahrscheinlich auch daran, dass ich mit den MP3-CDs vorher ziemlich verwöhnt war. Entsprechend handelt es sich hier natürlich um ein dickeres Case mit klappbaren CD-Haltern.
Alles in allem hat mir Fünf am Meer von Emma Sternberg sowohl im Inhalt, den Charakteren und dem Plot her gut gefallen, aber auch die Stimme von Britta Steffenhagen passte gut dazu, sodass ich das Hörbuch gerne weiterempfehle.
Danke an den Verlag Random House Audio für das Rezensionsexemplar!