Mord im Pfarrhaus von A. Christie

Rezension: Mord im Pfarrhaus von Agatha Christie

Bei Mord im Pfarrhaus von Agatha Christie handelt es sich um den ersten Band mit Miss Marple. Hier spielt die altjüngferliche Detektivin allerdings noch keine sonderlich große Rolle, denn eigentlich wird der Roman aus der Perspektive von Pfarrer Clement beschrieben, der als Ich-Erzähler fungiert.

Das Setting ist im kleinen Dorf St. Mary Mead, in dem eigentlich nie etwas geschieht, angelegt. Damit sind natürlich alle Bewohner des Dorfes in heller Aufruhr, denn solche Verbrechen ereignen sich normalerweise nicht dort. Hinzu kommt, dass man als Leser:in einen ziemlich perfekten Whodunit vorgesetzt bekommt, der eben nicht in einem Haus, sondern in einem Dorf spielt. Hätte sich dort aber jemand herumgetrieben, der nicht zum Dorf gehört, wäre er sicherlich einer der älteren Damen aufgefallen, denn diese scheinen alles zu sehen und zu wissen.

Die Figuren sind allesamt ganz einprägsam beschrieben, wobei es schon einige sind. Vor allem bei den Polizisten und bei den ganzen älteren Damen bin ich etwas durcheinander gekommen. Grundsätzlich kann man sich aber die wichtigsten Figuren, die wahrscheinlichsten Verdächtigen, Pfarrer Clement, dessen Frau Griselda und Miss Marple recht schnell, merken. Auch Miss Marples Neffen, Raymond West, den man zumindest auch noch in einigen Kurzgeschichten wiedertreffen kann, trifft man hier zum ersten Mal.

Die Geschichte selbst war recht spannend erzählt. Neben der Affäre, die relativ schnell als Motiv für den Mord ausgeschlossen wird, gibt es natürlich noch etliche weitere Möglichkeiten: eine seltsame Frau, die sich mit Protheroe streitet, verschwundene Kollekten, seine Position als strenger Richter. Alles sorgt dafür, dass es jede Menge Motive und damit auch jede Menge Verdächtige gibt, was für Spannung sorgt.

Ich fand es sehr schade, dass in diesem ersten Miss Marple-Krimi eigentlich nicht Miss Marple ermittelt, sondern Pfarrer Clement. Dass Miss Marple dennoch diejenige ist, die den Fall löst, hat mir hingegen gut gefallen. Hinzu kam, dass ihre Methode hier das erste Mal etwas ausführlicher erklärt wird: obwohl sie eine alte Jungfer ist, hat sie eine gute Beobachtungsgabe, die es ihr ermöglicht immer wieder von Vorkommnissen auf andere zu schließen. Da sie schon etwas älter ist, hat sie fast alles schon einmal erlebt und hat so einen reichen Fundus an Erfahrungen, die sie für ihre Ermittlungen und Schlussfolgerungen einsetzt. Diese Ermittlungsmethode hat mir gut gefallen. Hinzu kam, dass eine alte Jungfer häufiger unterschätzt wird und hier gut zeigen kann, was sie leisten kann und dass gerade ihr Status als alte Jungfer ihr ihren Vorteil einbringt.

Insgesamt hat mir Mord im Pfarrhaus von Agatha Christie sehr gut gefallen. Es ist auf jeden Fall ein Klassiker, der von vielen Autor:innen und auch in anderen Medien bereits adaptiert wurde. Schade fand ich einzig, dass Miss Marple an den Ermittlungen nicht offen beteiligt ist und sie eigentlich eher eine Nebenfigur ist, die sich ihre Gedanken zum Fall macht und am Ende den Fall löst. Der Stil ist sehr Christie-typisch und auch bei dem Setting in einem kleinen Dorf (und damit einen Whodunit) handelt es sich um typische Christie-Elemente. Von mir gibt es also eine klare Leseempfehlung für Mord im Pfarrhaus, einen Klassiker der englischen Kriminalliteratur.

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