Abendfrost von M. Kibler

Kurz gesagt: Abendfrost von Michael Kibler

Abendfrost von Michael Kibler ist Band 11 der Horndeich-Reihe (früher Horndeich-Hesgart, inzwischen Horndeich-Gabriely oder Darmstadt-Krimis). Steffen Horndeich und Leah Gabriely werden in ein Seniorenheim der gehobenen Art gerufen. Eine Bewohnerin wurde tot und offenbar ermordet am Boden liegend aufgefunden. Die beiden Darmstädter Kriminalpolizeibeamten beginnen mit ihren Ermittlungen und finden schnell heraus, dass aus dem Zimmer der Frau über 12.000 Euro verschwunden sind. Als kurz darauf auch einer der Pfleger ermordet aufgefunden wird und zwei Verdächtige (für jeden Mordfall eine) verhaftet werden, scheinen die Morde aufgeklärt, doch dann kommen plötzlich Beweise ans Tageslicht, dass Frau von Selberg-Broode nicht das einzige gutbetuchte Opfer in dieser Seniorenresidenz war…

Der Name Leah Gabriely sagte mir dunkel etwas, aber ich bin nicht sicher, ob ich schon mal einen Band mit ihr gelesen habe. Irgendwie erinnert sie mich an Margot; zumindest scheint sie psychisch genau so kaputt zu sein. Sie hat, wie ich finde, auch nicht so wahnsinnig viel zur Ermittlungsarbeit beitragen; einzig die Koordination hat sie ganz gut übernommen. Ehrlich gesagt kann ich auch deshalb so wenig mit ihr anfangen, weil es immer nur Andeutungen über ihre Vergangenheit gibt und man unter anderem nicht mal erfährt wie alt sie ist. Für mich hätte Leah ebenso plausibel 30 wie 60 sein können, was die Einschätzung einer Figur nicht erleichtert und mir den Zugang zu ihr gänzlich verwehrt hat. Zumal keines der Alter zu ihr komplett gepasst hätte (weil sie sich manchmal jünger und in anderen Situationen älter verhält) und diese Figur durch ihr unglaublich sprunghaftes Verhalten schlichtweg unplausibel wirkte.

Auch Horndeich begreife ich immer weniger. In diesem Band geht es sehr häufig um seine Vergangenheit und seine Mutter und die Schwierigkeiten, die er mit ihr hatte. Offenbar hat er das Kindheitstrauma (das für mich auch nicht wirklich rausgekommen ist; sein Vater ist gestorben, seine Mutter hatte eine Beziehung zu einem anderen Mann bevor ihr Mann tot war?) immer noch nicht überwunden, obwohl 30 Jahre vergangen sind und man sich als Leserin nicht so richtig erklären kann, woher das Trauma eigentlich kommt. Ich hatte aufgrund der fehlenden Hintergrundinfos einfach den Eindruck, dass er sich immer noch wie ein 16-Jähriger aufführt.

Der Fall selbst war ganz in Ordnung. Es kommt hier neben der Thematik ‚Todesengel‘ und überfüllte Altenheime und somit der schlechte Zustand des Pflegewesens ein großer Betrugsfall ans Licht, der weiter reicht als es sich die Darmstädter Kolleg:innen am Anfang ihrer Ermittlungen gedacht hätten. Das zeigt natürlich einige Mängel im Rechtswesen auf, war aber alles nichts neues und wirkte auf mich auch insgesamt ein bisschen konstruiert.

Auch die Hintergrundgeschichte mit Steffen und seiner Mutter wirkte unglaublich konstruiert und mit zu vielen Zufällen durchwachsen. Einzelne Teile der Geschichte haben für mich auch einfach nicht zusammengepasst.

Der Band wurde Ende 2018 veröffentlicht und lag seit Mitte 2019 auf meinem SuB. Ich war von den letzten Bänden der Reihe schon nicht so begeistert und habe deshalb sehr lange gezögert. Nun habe ich mich endlich entschieden den Band zu lesen. Er ließ sich echt flott weg lesen und war vom Stil her sehr flüssig. Die Figuren haben mich aber so sehr genervt, dass ich irgendwann nur noch fertig werden wollte und sich der Gedanke immer mehr gefestigt hat, dass ich diese Reihe wohl abbrechen werde. Leider kam auch Darmstadt kaum vor. Ja, der Autor erwähnt Straßennamen und Architekturstile wie sie in welchen Gegenden und Vierteln vorherrschen aber dieser Regionalkrimi hätte halt überall spielen können. Es war dieser Aspekt, der mir bei der Reihe bisher noch ganz gut gefallen hat. Wenn dieser nun auch wegfällt, habe ich leider wirklich keinen Grund mehr, zum nächsten Band der Reihe noch zu greifen.

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