Der falsche Vogel von C. L. Miller ·Hörbücher

Rezension: Der falsche Vogel von C. L. Miller

Der falsche Vogel von C. L. Miller ist der erste Band der The Antique Hunter’s Guide to Murder-Reihe und ich habe den Krimi als Hörbuch gehört und werde deshalb sowohl auf das Medium als auch auf den Inhalt eingehen.

Ich bin auf das Buch aufmerksam geworden, weil ich englische Krimis mag und ich die Relic Hunter-Serie total mochte. Relic Hunter war eine amerikanische Serie mit Sydney Fox als Hauptfigur. Sie ist Professorin für Geschichte an einem amerikanischen College und gemeinsam mit ihrem Assistenten Nigel wird sie immer wieder beauftragt Antiquitäten und Artefakte zu suchen und so anderen „Schatzjägern“ zuvor zu kommen. In der Regel sind ihre Auftraggeber Museen oder Forschungsinstitute. Sidney muss sich immer wieder gegen andere Schatzjäger durchsetzen, die die Artefakte für viel Geld verkaufen wollen und so ist sie eine tolle Kämpferin und Überlebenskünstlerin. Mit so einer Figur hatte ich deshalb auch in diesem Buch gerechnet, aber Freya ist so ziemlich das Gegenteil.

Freya hat vor vielen Jahren ihren Freund verloren, aber statt, dass sie versucht den Mörder zu finden, versteckt sie sich lieber und heiratet sehr schnell danach James, einen Mann, der sie sehr schlecht behandelt (auch heute noch, nachdem sie seit Jahren geschieden sind). Sie ist grau und ein Mauerblümchen, scheint den Biss, den man braucht um als Antiquitätenjägerin zu arbeiten, verloren zu haben und wird insgesamt nicht als besonders mutig oder stark dargestellt. Sie hat zwar ein breites Fachwissen, kennt sich aber mit Mordermittlungen eigentlich nicht aus, scheint auch wenig Ahnung von der Theorie zu haben und ihre Ermittlungsarbeiten wirken so äußerst stümperhaft. Und damit habe ich einige der wichtigsten Punkte für mich zusammen: ich mag starke und mutige Detektivinnen, womit ich in dieser Art von Roman gerechnet hatte, was ich aber nicht bekommen habe. Außerdem mag ich Detektivinnen, die ihre Ermittlungen klug und gewissenhaft vorantreiben, wovon man hier auch wenig gespürt hat. Es geht zwar sehr viel um die Ermittlungen, aber die Hinweise finden Freya und Carole eher zufällig. Und besonders ärgern mich dann so kleine Dummheiten von ihnen: Freya sieht am Abend Licht in ihrem Cottage, obwohl dort eigentlich niemand sein dürfte und sie kommt nicht einmal auf den Gedanken nachzusehen wer sich dort rumtreibt. Stattdessen gerät sie hinterher in Panik, weil komischerweise jemand in ihrer Abwesenheit im Cottage war und sie dort doch wichtige Unterlagen versteckt hatte…

Außerdem wiederholt sie immer wieder, dass mit diesem Schritt ihre Anitquitätenjägerinneninstinkte und -fähigkeiten plötzlich zurückgekehrt sind. Natürlich ist so eine Verwandlung nicht von jetzt auf gleich abgeschlossen, aber so wie das immer wieder wiederholt wurde, wirkte sie jedes Mal überrascht und als ob es das erste Mal wäre, dass sie jetzt endlich die „frühere“ Freya wieder in sich spürt. Irgendwann hat mich das sehr gestört, weil man die Entwicklung nicht richtig nachvollziehen kann.

Caroles Verhalten fand ich am Anfang noch recht sympathisch, aber sie wurde mir im Laufe des Krimis immer unsympathischer. Zum einen, weil sie Arthur beigestanden hat, obwohl dieser den Tod von Freyas Freund mitverursacht hat und Carole scheinbar nicht nachvollziehen kann, weshalb Freya deshalb immer noch traurig ist und zum anderen hält sie Freya immer wieder auf. Beispielsweise als am letzten Morgen der große Showdown beginnt und sie sich erst keinen Wecker gestellt hat und dann auch noch erst ins Bad muss um Lippenstift aufzulegen. Da konnte ich sie und ihr Verhalten wirklich nicht mehr verstehen.

Die Idee hinter dem Krimi finde ich, wie aus meinem ersten Absatz der Rezension deutlich wird, ziemlich toll: eine Frau ermittelt um den Tod eines ehemaligen Freundes aufzuklären und ist gleichzeitig Antiquitätenjägerin, die sich mit Ermittlungsarbeit, Geschichte und wertvollen Objekten auskennt. Ich mag diese Kombination und finde sie immer noch äußerst vielversprechend. Leider war ich dann während des Hörens recht schnell genervt und war immer wieder hin- und hergerissen zwischen „eigentlich ist es doch ziemlich gut“ und „boah die Ermittlungsarbeit (oder Freya und Carole) gehen mir doch zu sehr auf die Nerven und ich würde die Reihe nicht weiterlesen/-hören, wenn es noch mehr Bände gäbe“.

Das Hörbuch wurde von Sandrine Mittelstädt und Matthias Lühn eingesprochen. Die Teile von Lühn passen auf jeden Fall gut zu einem älteren Herrn wie Arthur. Jedes Kapitel beginnt nämlich mit einem „Zitat“, das sich an verschiedene Figuren richtet. Woher diese Zitate stammen, wurde mir nicht so ganz klar. Sandrine hat ihre Arbeit aber wirklich toll gemacht. Man hat direkt ein Bild von Freya bekommen, ihre Stimme und ihre Intonation haben toll zur Figur gepasst und deren Charakter definitiv um einen Aspekt erweitert.

Alles in allem hat mir Der falsche Vogel von C. L. Miller so mittelgut gefallen. Grundsätzlich mag ich die Idee dahinter sehr und finde auch Freya in ihren besseren Momenten ganz lustig, leider sind die nicht allzu häufig. Ich mag die Hörbuch-Adaption sehr gerne. Leider konnte ich auch mit der zweiten Protagonistin, Carole, nicht allzu viel anfangen und fand auch die Ermittlungsarbeit der beiden teilweise stockend und es wirkte eher so als würden sie Hinweise eher durch Glück als durch wirkliches Talent finden, obwohl sie die ganze Zeit ermitteln (leider kann ich auch nicht besser erklären wieso ich diesen Eindruck hatte). Dennoch würde ich den zweiten Band wohl noch hören, wenn es ein deutsches Hörbuch dazu geben sollte, weil ich hoffe, dass sich Freya in diesem Band dann etwas mutiger und selbstbewusster zeigen würde und ihre Ermittlerinnenfähigkeiten wieder etwas ausgeprägter wären.

 

 

 

Danke an Random House Audio für das Hörbuch-Rezensionsexemplar!

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