Tannöd von A. M. Schenkel

Inhaltsangabe: Tannöd von Andrea Maria Schenkel

In dem Kriminalroman Tannöd von Andrea Maria Schenkel wird der sechsfach-Mord an einer Familie beschrieben. Der Roman basiert auf den Begebenheiten auf dem Hof Hinterkaifeck. Der Erzähler erzählt in kurzen Abschnitten vom Leben der fünf Familienmitglieder.

Davon wie die kleine Tochter Cäzilia mit ihren Freundinnen in die Schule ging, davon wie die Familie mit ihren Nachbarn umging, von dem Glauben der Familie und natürlich von den Beziehungen untereinander. Es geht um die angebliche Inzucht der Tochter Viktoria mit ihrem Vater Andreas und dass sie vielleicht eins, möglicherweise auch beide Kinder von ihm empfing und sie verschiedenen Männern anhängte. Ihre Tochter stammt offiziell aus einer relativ kurzen Ehe und ihr Sohn stammt aus dem Verhältnis mit einem verwitweten Nachbarn.

Weiterhin geht es natürlich um das Leben auf dem Hof, darum wie dieser bestellt wird und wer sich wie um die Tiere gekümmert hat. So werden die Ereignisse vor der Mordnacht dargestellt. Es werden seltsame Figuren, die sich in der Nähe des Hofes herumtreiben, beschrieben und sogar ein Techniker, der vorbei kam um eine der Maschinen zu reparieren und der mehrere Stunden auf dem Hof arbeitete und der hinterher beschreibt, wie seltsam ihm dies vorkam und umso mehr umso länger er dort saß und arbeitete. Als er fertig war, verschwand er, ohne noch einmal nach der Familie zu sehen, denn ihm kam der Hof merkwürdig still vor.

Auch der Pfarrer hat etwas beizutragen, genau wie einige andere Dorfbewohner, die die Familie gemeinschaftlich für seltsam halten. Der Vater sei grausam und würde seine Tochter zum Geschlechtsverkehr zwingen, die Mutter würde alles still mitansehen und die Tochter scheint sich dagegen auch nicht zu wehren. Außerdem sind es geizige Menschen und man will mit ihnen ohnehin nichts zu tun haben.

Von den Ermittlungen der Polizei bekommt der Leser nicht so wahnsinnig viel mit, weil der Kriminalroman mehr oder weniger mit dem Mord endet.

Tannöd von A. M. Schenkel

Rezension: Tannöd von Andrea Maria Schenkel

Bei einem Kriminalroman hat man normalerweise die bekannte Struktur: Mord -> Ermittlungen -> Auflösung. Bei Tannöd handelt es sich um eine andere Art von Kriminalroman, denn der Mörder ist und unbekannt. Es geht mit dem Mord los und danach folgen die Ermittlungsergebnisse. Was hat die Polizei über den Fall in Erfahrung gebracht? Was muss wie passiert sein und welche Gedanken, Gefühle könnte der Täter und könnten die Opfer gehabt habe? Was könnte passiert sein, welche Szenen haben sich abgespielt, damit die Leichen und die Umstände sich so darstellten wie sie sich darstellten?

Weiterhin ist das Buch in kurze Abschnitte gegliedert, sodass die Handlung sehr episodenhaft wirkt und immer wieder unterbrochen wird, was natürlich einerseits gut zu dem sehr tragischen Thema passt, was aber auf der anderen Seite ein Lesen unglaublich erschwert. Ich hatte irgendwann keine Lust mehr auf den Kriminalroman, weil man sich nicht in die Figuren hineinversetzen konnte. Was natürlich auch aus dem Grund schwierig ist, weil man gar nicht weiß was die realen Personen hinter den Figuren gedacht haben könnten.

Durch das Episodenhafte hat man also weder eine Chance in die Handlung gut reinzukommen und man kann auch mit den Figuren nichts anfangen. Diese wirken wie sterile Stereotype, denen man schlichtweg kein Leben eingehaucht hat.

Hinzu kommt, dass mich die Erzählweise unglücklich gemacht hat. Das klingt seltsam, ich weiß, aber ich hatte das Gefühl, dass mich das Buch einfach nur wütend und unglücklich macht. Manchmal gibt es so Bücher. Ich habe das Buch schon fast fertig gehabt als ich gemerkt habe, wie sehr mir das Buch schadet, sonst hätte ich es wohl abgebrochen. So habe ich es fertig gelesen und fand auch das Ende ziemlich schrecklich.

Ich will hier nicht zu viel verraten, aber Hinterkaifeck ist nun mal eine richtige Begebenheit. Auf einem Einödhof werden in einer Nacht sechs Menschen brutal ermordet, darunter zwei Kinder und eine Magd, die am gleichen Tag erst dort angefangen hat. Bis heute ist kein Mörder überführt, weil die Polizeiarbeit damals noch anders funktioniert hat. Gerade deshalb verstehe ich nicht, warum es in dem Buch überhaupt einen Mörder geben muss. Warum kann am Ende nicht einfach – genau wie im wahren Leben – offen bleiben wer es war?

Insgesamt hat mir Tannöd, obwohl ich den Fall Hinterkaifeck total faszinierend und sehr, sehr tragisch, wenngleich spannend, finde, überhaupt nicht gefallen und ich kann nur von dem Buch abraten. Ich war wirklich sehr enttäuscht.