Kurz gesagt: Eine Lady hat die Wahl von Sophie Irwin
Wie den ersten Band der Lady’s Guide-Reihe habe ich auch den zweiten Band Eine Lady hat die Wahl von Sophie Irwin als Hörbuch gehört, deshalb werde ich sowohl auf den Inhalt als auch auf das Medium eingehen.
Eliza ist seit einem dreiviertel Jahr verwitwet als sie ihren Jugendschwarm und Erben ihres verstorbenen Mannes trifft: Lord Oliver Somerset. Eigentlich wollten Oliver und sie vor etwa zehn Jahren heiraten, doch auf Druck ihrer Eltern heiratete sie den deutlich älteren, wohlhabenden Titelinhaber, der nun verstorben ist. Eliza erfährt bei der Testamentseröffnung überraschend, dass sie einen größeren Teil des Erbes erhält, was die Familie des Verstorbenen nicht gut aufnimmt. Eliza wird vor die Wahl gestellt, ob sie auf dem Gelände der Familie ihres Mannes leben möchte, oder zu ihren Eltern zurückkehren will. Sie will weder das eine noch das andere und beschließt mit ihrer Cousine Margaret, die als Gesellschafterin in den letzten Monaten bei ihr lebte, zusammen nach Barth zu ziehen. Dort angekommen fängt sie an ihr Leben mehr und mehr zu genießen, ihr Vermögen für die Dinge auszugeben, die ihr wichtig sind und sie beginnt wieder zu malen. Sie lernen auch die Familie Melville (die Geschwister Caroline und Max) kennen und nach und nach freunden sie sich mit den beiden an und kriegen eine neue Welt gezeigt. Eliza wird von Melville gebeten, ihn zu malen, was sie nach einigem Zögern auch tut. Als aber herauskommt, dass Melville von der Familie ihres verstorbenen Mannes dafür bezahlt wurde, damit sie gegen die Moralklausel verstößt und Somerset sich immer mehr in ihr Leben einmischt und sich nicht um ihre Bedürfnisse kümmert, verliert sie beide Männer, die sie zu lieben glaubte…
Ich mochte den ersten Band der Regency-Liebesroman-Reihe sehr gerne und war lange am Überlegen, ob ich den zweiten Band noch hören soll, weil er aufgrund der Inhaltsangabe nicht viel mit dem ersten Band zu tun haben konnte. Und es ist leider noch extremer als ich befürchtet hatte. Ich hatte ja gedacht, dass die Figuren aus dem ersten Band zumindest am Rande erwähnt werden oder als Nebenfiguren in der Gesellschaft vorkommen, aber das stimmte leider gar nicht. Soweit ich mich erinnere kam wirklich keine einzige Figur aus dem ersten Band im zweiten vor, was ich sehr schade fand. Damit ist es für mich keine Reihe, sondern Einzelromane, denn man braucht keinerlei Wissen aus dem ersten Band um den zweiten verstehen zu können. Dann kann man es auch lassen, diese als Reihe herauszugeben.
Gerade deshalb verstehe ich auch nicht, warum beide Bücher von der gleichen Sprecherin, Tanja Fornaro, eingesprochen wurden. So klingt es am Anfang als müssten beide Romane etwas miteinander zu tun haben, was sie aber leider nicht haben. Bei zwei verschiedenen Sprecherinnen hätte die Reihenzugehörigkeit vielleicht weniger forciert gehört. Fornaro hat ihren Job als Sprecherin aber gut gemacht. Ich mag sie und sie spricht solche Liebesromane à la Jane Austen sehr gut ein. Ihre Stimme und ihre Sprechweise passen einfach wunderbar dazu.
Was mir an der Handlung so gar nicht gefallen hat, war die Dreiecksgeschichte. Ja, bei dem Titel hätte ich es mir denken können, aber ich hatte nicht damit gerechnet, dass es tatsächlich eine Dreiecksgeschichte ist, sondern eher, dass Eliza viele Verehrer hat, aber eben nur einen, der ihr Herz gewinnen kann (ähnlich wie im ersten Teil). Das hat mir hier leider weniger gut gefallen. Hinzu kam, dass mich am Titel gestört hat, dass Eliza nicht wirklich die Wahl hat: weil sie sich nicht verhalten, nicht tun und lassen kann, was sie möchte, denn ihr Verhalten wird immer von einem Mann bewertet, der ihr im Zweifelsfall ihr Vermögen wegnehmen kann.
Außerdem muss Eliza wirklich darum kämpfen, dass sie endlich ihr Vermögen selbst verwalten kann, aber dieser Aspekt kommt irgendwie immer nur kurz: sie muss es ihrem Vater entreißen und will sich einlesen, aber es ist so langweilig, dass danach das Thema, dass sie sich Wissen anlesen möchte, gar nicht mehr aufkommt. Gegen Ende stellt sie noch einmal klar, dass es ihr Vermögen ist und dass sie die Entscheidungsgewalt hat, aber man erfährt nie, wie es mit ihrem Vermögen dann tatsächlich weitergeht beziehungsweise, ob ihr dieses Recht zugebilligt wurde.
Die Parallelen zu Jane Austens Überredung sind ziemlich offensichtlich, wenn man den Roman kennt. Die Auffälligste ist sicherlich die Grundidee: ein Mann und eine Frau verlieben sich in einander, der Frau wird von der Verbindung abgeraten (bei Jane Austen eine Überredung, bei Irwin eher ein Verbot) und 10 Jahre später treffen sie sich wieder und haben offenbar immer noch Gefühle füreinander, die sie sich auch nur zögerlich eingestehen. Natürlich gibt es Unterschiede und gerade aus diesen entsteht bei Irwin die Spannung, denn sie geht davon aus, dass man Jane Austens Überredung kennt und dementsprechend die Parallelen in der Handlung offensichtlich sind.
Insgesamt fand ich Eine Lady hat die Wahl von Sophie Irwin recht kurzweilig, leider hat mir der Liebesroman dennoch nicht so richtig gut gefallen: ich mag Dreiecksgeschichten nicht besonders, fand es schade, dass die Figuren des ersten Bandes nicht mal erwähnt wurden und fand auch, dass Elia noch etwas stärker hätte dargestellt werden können. Fans von historischen Liebesromanen könnten hier aber auf ihre Kosten kommen.