Kurz gesagt: Nur Küssen ist schöner von Rachel Gibson
In dem Liebesroman Nur Küssen ist schöner von Rachel Gibson geht es um die alleinerziehende Mutter Natalie Cooper und den Ex-Navy Seal Blake Junger. Im Haus neben Natalie zieht der mies gelaunte und mit Schimpfwörtern um sich schmeißende trockene Alkoholiker und Scharfschütze Blake ein. Bei seiner ersten Begegnung mit den Cooper-Frauen beleidigt er die 5-jährige Tochter seiner Nachbarin. Als Blake versucht einen Welpen, der in seinem Truck auf einem Parkplatz ausgesetzt wurde zu Charlotte und ihrer Mutter abzuschieben, kommen sich die beiden näher und teilen sich auf einmal das „Sorgerecht“ für den kleinen Kerl. Blake flirtet mit Natalie und irgendwann gibt sie nach und schläft mit ihm, allerdings stellt er von Anfang an klar, dass er an keiner Beziehung interessiert ist…
Natalie wird als ziemlich perfekt dargestellt: Sie ist nicht nur wunderschön mit ihren blonden Locken und ihren strahlend blauen Augen, sondern hat auch noch die perfekte Figur. Sie ist aber auch klug, witzig, nett, eine tolle Mutter und scheint auch ansonsten keinerlei Makel zu haben. Blake hingegen ist, wie oben bereits beschrieben, offenbar ein einziger Makel: er ist Alkoholiker, doch statt zu AA-Treffen zu gehen und Hilfe anzunehmen, quält er sich selbst mit einer Flasche Johnnie Walker im Haus. Er hat Flashbacks, ist eingeschworener Soldat und arbeitet nach seinem Ausscheiden für private Militärfirmen, die mit amerikanischen Aufträgen beauftragt werden, die die USA glaubhaft abstreiten können müssen. Abgesehen davon, dass er Natalie in einen Skandal verwickelt, gebraucht er auch gerne jede Menge Schimpfwörter und hat auch sonst eine sehr schmutzige Sprache.
Die Handlung besteht darüber hinaus fast ausschließlich aus Gesprächen über Geschlechtsverkehr, Flirts und dem Geschlechtsverkehr selbst. Mir hat einfach eine Handlung gefehlt, die darüber hinausgeht.
Auch die Charakterentwicklung von Blake ist mir zu schnell und zu unreflektiert geschehen. Blake hasst Kinder, wollte nie welche und auf einmal ist er Charlottes bester Freund, unterhält sich mit ihr und spielt sogar freiwillig mit ihr. Das ergibt doch keinen Sinn. Auch Natalies Verhalten fand ich total unverständlich: Sie erfährt, dass der Mann, der sehr viel Zeit mit ihrer Tochter verbringt, trockener Alkoholiker ist und hinterfragt nicht einmal eine Sekunde, ob ihre Tochter in seiner Obhut in Sicherheit ist (mal davon abgesehen, dass ich solch einen Menschen nicht hinter einem Zielfernrohr wissen wollen würde). Natürlich ist ein trockener Alkoholiker an sich keine Gefahr, aber einer, der immer noch Zwiegespräche mit seiner Sucht führt, nicht zu AA-Treffen geht und eine Flasche hochprozentigen Alkohol im Haus hat? Mir fehlte da einfach, dass Natalie sich zumindest mal Gedanken darüber macht. Gleiches gilt übrigens für ihren Ex-Mann, bei dem sie nicht weiß, ob und wie er sich durch das Gefängnis verändert hat und bei dem sie nicht einmal mit der Wimper zuckt als sie von seiner Drogensucht erfährt. Auch hier hätte ich erwartet, dass sie zumindest mal hinterfragt, wie lange ihr Ex-Mann nicht mehr süchtig ist, nach was er süchtig war und was er tut, um nicht zurückfällig zu werden.
Der Roman gehört lose zur Lovett, Texas-Reihe, weil Figuren aus der Reihe in diesem Band vorkommen. Außerdem gehört der Band zur Truly, Idaho-Reihe und ist dort Band 3, genau wie bei der Military Men-Reihe.
Alles in allem hat mir Nur Küssen ist schöner von Rachel Gibson nicht so wahnsinnig gut gefallen, aber da sich der Stil der Autorin recht schnell weglesen lässt, fand ich es dennoch ganz okay. Ich weiß nicht, ob ich noch so viel von der Autorin lesen möchte, denn ich merke immer wieder, dass mir die Geschichten von ihr einfach nicht mehr gefallen.