Rund um’s Lesen: Die Longlist für den Deutschen Buchpreis 2018
Jedes Jahr, seit 2005, wird der Deutsche Buchpreis verliehen; vermutlich kennt ihr ihn alle als einen der wichtigsten Deutschen Literaturpreise. Eine Jury wählt jedes Jahr im August eine Longlist mit etwa 20 Titeln. Die Titel, aus denen ausgewählt wird, werden von den Verlagen vorgeschlagen, dabei darf jeder Verlag maximal zwei aktuelle Titel (Erscheinung zwischen Oktober des Vorjahres bis September des Vergabejahres) von sich vorschlagen. Daraus werden dann 20 Titel für die Longlist nominiert. Im September folgt dann die Shortlist und im Oktober am Montag vor der Buchmesse wird in Frankfurt im Kaisersaal der Buchpreisgewinner bekannt gegeben.
Dieses Jahr sind auf der Longlist 12 Autorinnen und 8 Autoren vertreten. Im Folgenden werde ich die Titel mit einem Satz vorstellen und zu ein paar ausgewählten noch ein paar eigene Gedanken vorstellen, wobei ich allerdings sagen muss, dass ich kein einziges der Bücher bisher gelesen habe und mir auch die wenigsten Namen etwas sagen:
Carmen-Francesca Banciu: Lebt wohl, Ihr Genossen und Geliebten! Eine Tochter reist nach Rumänien um den Vater zu betreuen und muss mit der Konfrontation des Lebens der Eltern mit dem eigenen Lebenskonzept klarkommen.
María Cecilia Barbetta: Nachtleuchten In Buenos Aires im Jahr 1974 leben die Menschen ein Leben mit Vision bis der Präsident stirbt, danach drohen Gewalt und Unruhen.
Maxim Biller: Sechs Koffer In einer jüdisch-russischen Familie gibt es Geheimnisse und Gerüchte, die sich aus sieben Perspektiven auf das Leben der ganzen Familie auswirken.
Susanne Fritz: Wie kommt der Krieg ins Kind Dieser Roman scheint mindestens autobiographische Züge zu haben, in welchen die Autorin das Schicksal ihrer Mutter, die in einem polnischen Arbeitslager als 14-Jährige arbeiten musste, auch die Auswirkungen auf sich selbst, die Familie und die Gesellschaft reflektiert die Autorin in ihrem Werk.
Arno Geiger: Unter der Drachenwand Im Jahr 1944 ist vielen klar: Der Krieg ist verloren, doch wie soll es weitergehen? Der Roman von Arno Geiger beleuchtet verschiedene Schicksal und ihren Umgang mit diesen unsicheren Zeiten: kein richtiger Krieg mehr, aber von Frieden kann auch lange noch keine Rede sein.
Nino Haratischwili: Die Katze und der General ist ein Roman über einen russischen Oligarchen, der mit seinen Erinnerungen an den Krieg umzugehen lernen muss.
Franziska Hauser: Die Gewitterschwimmerin Tamara Hirsch kommt aus einer Familie, die als Widerstandkämpfer, Opportunisten und Verfolgte lebte und während sie als Abenteurerin immer einen Weg fand, hat ihre Familie andere vernichtet.
Helene Hegemann: Bungalow ist ein Roman über ein junges Mädchen, dass aus ihrem Betonblock den Luxus der anderen beobachtet und schnell errät, dass sie selbst am unteren Ende der sozialen Leiter steht, als sie ein Schauspielerpaar kennenlernt, passen diese beiden aber nicht in ihr Konzept.
Anja Kampmann: Wie hoch die Wasser steigen ist ein Roman von einem Mann, der auf einer Ölplattform arbeitet und dort seinen besten und einzigen Freund verliert. Er muss weg dort, doch auf dem Weg nachhause wird ihm klar, dass sein Zuhause vielleicht ganz woanders liegt.
Angelika Klüssendorf: Jahre später beschreibt die Geschichte von April und Ludwig, die sich auf einer Lesung kennenlernen und heiraten, die aber nicht einfach Sympathie füreinander empfinden, sondern Intensität und so aus zwei Einzelgängern ein Paar macht, oder doch nicht?
Gert Loschütz: Ein schönes Paar ist ein Roman von einem Fotografen namens Philipp, dessen Eltern aus der DDR geflohen waren und danach eine sehr paradoxe Beziehung führten, welche er nun für sich aufarbeiten will.
Inger-Maria Mahlke: Archipel ist ein Roman über eine Frau namens Rosa, die etwas sucht, aber nicht weiß, was und ahnt, dass sie es vielleicht im Altenheim in La Laguna findet, denn dort arbeitet Julio, ihr Großvater.
Gianna Molinari: Hier ist noch alles möglich ist ein Roman über eine Nachtwächterin, die in einer Verpackungsfabrik arbeitet und sich mit einem Wolf, einem Mann, der aus einem Flugzeug fiel und einer Bankräuberin, deren Phantombild ihr ähnlich sieht, auseinandersetzen muss.
Adolf Muschg: Heimkehr nach Fukushima ist ein Roman über einen Architekten, der im immer noch verstrahlen Fukushima eine neue Hoffnung erwachsen lassen soll, denn dort soll eine Künstlerkolonie entstehen.
Eckhart Nickel: Hysteria ist ein Roman über eine kulinarische Dystopie, in welcher das Natürliche nur noch als Kunstprodukt besteht und so entdeckt Bergheim, der Protagonist, die Veränderungen, die keiner bisher bemerkt hat.
Josef Oberhollenzer: Sültzrather ist ein Zimmermann, der von einem Baugerüst fiel und nun seine Geschichte zu Papier bringt und diese sobald er fertig ist, wieder vom Papier abkratzt.
Susanne Röckel: Der Vogelgott ist eine mystische Gestalt, der sich eine Familie eines Tages auf einem Kirchenbild konfrontiert sieht. Die Familie kann sich dem Sog des Vogelgottes nicht entziehen und so wird ihnen klar, dass es sich nicht nur um einem Mythos handelt.
Matthias Senkel: Dunkle Zahlen ist ein Roman, der in Moskau im Jahr 1985 spielt und die Vernetzung der Stadt und das Verschwinden der kubanischen Nationalmannschaft zum Thema hat.
Stephan Thome: Gott der Barbaren spielt in China in der Mitte des 19. Jahrhunderts. Ein deutscher Missionar kommt nach China um sich dort ein Bild der Rebellion zu machen und stößt dort nicht nur an seine eigenen Grenzen, sondern erlebt auch die Konflikte des Landes hautnah mit.
Christina Viragh: Eine dieser Nächte erzählt die Geschichte von Bill und Emma, die in einem Flugzeug auf einem Nachtflug nebeneinandersitzen. Bill erzählt seine Geschichte, obwohl weder Emma noch ein anderer der Passagiere sie hören will und zieht damit alle in seinen Bann.
So, das ist aber ‘ne Liste. Ich weiß nicht, wie gut ihr euch auf dem aktuellen Buchmarkt auskennt, aber da ich eher andere Genres lese, sagten mir von diesen Autor_Innen die wenigsten etwas. Dennoch wollte ich sie euch kurz vorstellen. Man merkt, dass es einige Bücher zum Thema Weltkrieg (zum 1. Und zum 2) sind, außerdem zur Deutsch-Deutschen Teilung, zu Arbeitslagern und zum Umgang der Menschen mit dem Krieg oder dem Ende des Krieges. Für mich ist das alles ein Themenkomplex und damit sind für mich zu viele Bücher dieser Art auf der Longlist.
Mich würden zwei Bücher aus der Longlist näher interessieren und ich hoffe, dass es die beiden oder zumindest einer der beiden wenigstens auf die Shortlist packen. Da wäre zum einen Maxim Billers Roman Sechs Koffer, bei dem ich mir einen literarischen Kriminalroman verspreche und wirklich hoffe, dass er diese Erwartung nicht enttäuscht. Der Roman kam am 8. August 2018 raus, die etwa 200 Seiten kosten 19,00€ und wurden bei Kiepenheuer&Witsch veröffentlicht. Hier ist noch alles möglich ist hoffentlich ein Roman über Selbstfindung und die eigenen Abgründe und Grenzen und somit würde mir auch der Roman von Molinari gut gefallen. Die Molinari kostet für ebenfalls etwa 200 Seiten 18,00€ und kam am 13. Juli 2018 beim Aufbau Verlag raus.
So der Beitrag ist dank der 20 Longlist-Titel recht lang geworden. Wie sieht es bei euch aus? Habt ihr die Longlist mit Spannung erwartet? Ist etwas dabei, das ihr vielleicht sogar schon gelesen habt oder von dem ihr euch vorstellen könnt es noch zu lesen? Bibbert ihr, dass eins der Bücher unbedingt den Preis gewinnt; wenn ja welches?