Rund um’s Lesen: Reihen
Das Thema Reihen ist auch so eines, das wohl jeden Leser irgendwann mal beschäftigt. Man findet irgendwo ein Buch, das total super klingt und liest dann (entweder nach dem Kauf oder vielleicht sogar erst nach dem Lesen des Buches), dass dieses eigentlich Teil einer Reihe ist. Natürlich kommt es hier auf das Genre an. Bei Liebesromanen ist es, meiner Erfahrung nach, nicht so schlimm, wenn man die Reihe entweder nicht in der richtigen Reihenfolge liest, oder wenn man hinten anfängt oder in der Mitte anfängt. Natürlich kommt es auch bei Liebesromanen immer auf die Reihe an, die man sich gerade herauspickt, aber dazu gleich mehr.
Bei Fantasy ist das wohl anders. Obwohl ich selbst mich in der Fantasy nicht so häufig bewege und dieses Genre eher selten lese, scheint es dort so zu sein, dass die Reihenfolge immens wichtig ist. Man kann nicht einfach irgendwo in die neue Welt starten, sondern sollte tatsächlich mit dem ersten Band anfangen. Das trifft, schätze ich, umso mehr auf Trilogien zu, die in der Regel eine „abgemachte“ Reihenfolge haben. Im ersten Band wird die Hauptperson und der Hauptkonflikt der neuen Welt vorgestellt, im zweiten Band rebelliert der Held gegen das System und es ist auf der Kippe, ob die Guten oder die Bösen gewinnen und am Ende (im dritten Band also) kommt es dann zur Katastrophe oder zum Sieg des Helden, die Gesellschaft wird im Idealfall befreit und der Held bekommt sein Mädchen (oder die Heldin ihren Typen).
Bei Frauenromanen ist das anders. Es gibt verschiedene Arten von Reihen, nicht, dass ich unterstellen möchte, dass Reihen in der Fantasy immer gleich funktionieren, aber dort hat der erste Band die Funktion den Leser in die Welt einzuführen, ob jetzt Trilogie oder mehr Bände, und diese Funktion muss der erste Band bei Liebesromanen eben meistens nicht erfüllen, sodass hier die Reihenfolge beinahe schon obsolet wird. Aber hier gibt es verschiedene Arten von Reihen. Von einer lockeren Verbindung wie man es bei Rachel Gibson ganz häufig hat bis hin zu Bänden, bei denen die Hauptfiguren zwar variieren aber in den anderen Bänden zumindest als prominente Nebenfiguren vorkommen. In Lori Fosters Love Undercover-Reihe beispielsweise kommen die Hauptfiguren in den anderen Bänden als Nebenfiguren vor, die nicht nur am Anfang und am Ende der Geschichte mal einen kleinen Nebenauftritt haben, damit man merkt, dass es die gleiche Reihe ist, sondern als richtige Charaktere. Außerdem sind diese Bände im gleichen Stil verfasst und die Geschichten ähneln sich von ihrem Charakter her. Bei Linda Howards MacKenzie-Saga hat man tatsächlich so ein bisschen das Gefühl, dass man die Figuren schon kennt, wenngleich die jeweiligen Nebenfiguren nicht einen ganz so hohen Stellenwert haben. In der Buckhorn-Brüder-Reihe von Lori Foster habe ich mit jedem Band neu das Gefühl, ich würde zu alten Freunden kommen. Man kennt die Charaktere und freut sich, dass die Bände immer wieder im gleichen Ort und im Kreise der Hauptfiguren der anderen Bände spielen. Wenn man sich dann dagegen aber die Lovett, Texas-Reihe von Rachel Gibson ansieht, hat man nicht das Gefühl, dass es sich um eine Reihe handelt. Mir ist bei diesen Bänden abgesehen vom gleichen Handlungsort noch keine Parallele aufgefallen (natürlich geht es in allen ungefähr um das Gleiche, aber das kann auch schlichtweg der Stil der Autorin sein). Die Figuren kamen mir zumindest nicht sonderlich bekannt vor. Vielleicht muss man diese Bände mehrfach lesen um einen Zusammenhang zu erkennen? Die Autorinnen-Reihe hingegen hängt zumindest insofern zusammen, dass die einzelnen Protagonistinnen aufeinander verweisen und sich miteinander treffen, miteinander sprechen und vor allem in ersten Band spielen die drei Freundinnen von Luce, der weiblichen Hauptfigur, eine große Rolle. Bei all diesen Kategorien spielt die Reihenfolge meistens keine allzu große Rolle. So habe ich bei der Love Undercover-Reihe beispielsweise den zweiten Teil zuerst gelesen, bei der Autorinnen-Reihe habe ich bei Band 1 angefangen und dann erst einmal den dritten Band gelesen. Natürlich bekommt man dann mit was im zweiten Band geschehen sein muss, aber meistens hat man das Glück, dass nicht allzu offen damit umgegangen wird, was in Vorgängerbänden geschehen ist, wobei Autoren natürlich gewisse Zugeständnisse machen müssen, womit sie Details aus früheren Bänden Preis geben. Gute Autoren schaffen es aber, dass man nicht das Gefühl hat, dass sich ständig alles wiederholt, wenn man die Vorgängerbände schon kennt und Leser, die die Vorgänger noch nicht kenne, haben dennoch nicht das Gefühl, dass sie Dinge nicht wissen, die sie brauchen um die Handlung verstehen zu können.
Kriminalromane gibt es auch oft in Reihen: Nele Neuhaus macht es, Andreas Franz, Michael Kibler, aber auch Agatha Christie oder Sir Arthur Conan Doyle. Die immer gleichen Polizisten oder Detektive klären die Verbrechen auf. Natürlich ist das nur im weiten Sinne eine Reihe, aber vor allem wenn man eine Entwicklung und Veränderungen im Leben der Protagonisten miterleben kann, würde ich diese Krimis als Reihen bezeichnen. Ein gutes Beispiel ist hier Michael Kibler, von dem ich bisher vier Bücher gelesen habe, weshalb ich dazu ein bisschen was sagen kann: Er lässt seine Protagonisten leben: Margot und Steffen finden Partner, sie verlieben sich, heiraten, bekommen Kinder (vorgesetzt) und sie müssen sich irgendwie zu ihren Freunden und Familien positionieren. Diese Entwicklung sorgt dafür, dass man einen gewissen Reihencharakter erfährt, bei dem die genaue Reihenfolge, in der man die Bücher liest, aber nicht besonders bedeutsam ist. Andreas Franz hat sogar mehrere Polizisten erfunden, die dann in unterschiedlichen Reihen ermitteln, von daher würde ich auch diese als Reihen bezeichnen, wobei ich von Franz nicht so viel gelesen habe.
Ich persönlich habe, wie ihr bestimmt festgestellt habt, einige Reihen angefangen, von denen ich bisher die wenigstens abgeschlossen habe. Das liegt zum einen daran, dass manchmal überhaupt nicht klar ist, ob eine Reihe schon abgeschlossen ist, aber auch daran, dass ich nicht eine Reihe von vorne bis hinten durchlese, sondern mir meistens mehr Abwechslung in meinem Lesefutter wünsche.
Wie ihr merkt, habe ich zu diesem Thema einiges zu sagen. So viel also erst einmal bis hierhin. Vielleicht schreibe ich noch einen zweiten Teil zum Thema Reihen? Mal sehen. Wie ist das bei euch: Lest ihr gerne Reihen? Welche Reihen habt ihr angefangen? Was mögt ihr an Reihen?