Rezension: Medea. Stimmen von Christa Wolf
Zur Beschreibung des Inhalts von Christa Wolf siehe oben.
Christa Wolf beschreibt in ihrem historischen Roman das Leben der Medea aus einer eher feministischen Sicht. So hat Wolf nicht nur Medea von der Schuld der Kindsmörderin freigesprochen, sondern auch das Motiv, aus dem Medea mit Jason ihre Heimat verließ, geändert. In Euripides Fassung verließ Medea Kolchis aus Liebe zu Jason, in Christa Wolfs Fassung verlässt Medea die Stadt, weil sie mit der Politik ihres Vaters nicht mehr Leben kann.
Die Multiperspektivität versetzt den Leser in die Lage, die Meinungen und Beweggründe einiger Hauptpersonen zu ergründen. Medea, Jason, Glauke, Leukon, Agameda, Akamas schildern die Geschehnisse jeweils aus ihrer Sicht der Dinge, und nicht in einer chronologischen Reihenfolge, sondern jeweils immer beginnend an einem bestimmten Ereigniss. So ergeben sich im Laufe der Stimmen viele Puzzelteile, die sich erst nach und nach zu einem Gesamtbild zusammensetzen. Aber gerade das macht das Buch so lesenswert. Durch die Multiperspektivität kann man das Verhalten von nahezu jedem nachvollziehen, weil man sich in die Person hineinversetzt und deshalb erkennt, dass das Verhalten der Personen für sie sinnvoll erscheint.
Wir haben das Buch damals in der Schule gelesen und mir hat es ausgesprochen gut gefallen, gerade weil Christa Wolf nicht nur einen eigenen Erzählstil hat, sondern auch ein besonderes Medium – die Multiperspektivität – verwendet.
Ich kann Christa Wolfs „Medea. Stimmen“ jedem empfehlen, da es eine ansprechende Geschichte aus der Vergangenheit, in ein neues Licht hüllt und diese mit Elementen aus der nicht allzu fernen deutschen Vergangenheit verknüpft und damit auch politisch interessant ist.