Der Roman Der Traum des Leuchtturmwärters von Sergio Bambaren ist ein relativer kurzer Roman, wobei die Texte des Autors meiner Erfahrung nach ohnehin nicht so umfangreich sind. Dennoch wird in diesem Roman eine kleine Geschichte erzählt, die sehr stark an eine Liebesgeschichte erinnert, wobei die beiden Protagonisten interessanterweise schon ziemlich am Anfang zusammenkommen und es im Folgenden neben der Beziehung um andere Fragen wie beispielsweise diese des über sich selbst hinaus Wachsens.
Über Martin und Paola als Figuren erfahren wir weniger, denn sie sind und bleiben zwar Figuren mit Träumen, Gedanken und Gefühlen, aber man hat dennoch das Gefühl, dass es Stereotype sind, die hier abgehandelt werden, denn abgesehen von ihren Träumen und Gefühlen bekommen sie kaum weitere Charaktereigenschaften. Paola und Martin scheinen Träumer zu sein, Paola möchte ein Mosaik bauen und Martin träumt von der Freiheit auf dem Meer, die er beim Surfen empfindet. Außerdem sind es in irgendeiner Art nette Menschen, denn sie kümmern sich um einen wildfremden, alten Mann, der im Altenheim wohnt und beinahe schon vegetiert, denn er bekommt nie Besuch, spricht nicht und lebt dort still und einsam vor sich hin und trauert seiner Frau nach. Meiner Ansicht nach war es das aber mit den Charaktereigenschaften der beiden Figuren.
Dennoch handelt es sich bei Der Traum der Leuchtturmwärter um ein unglaublich schönes Buch. Es geht eben darum, wie wir über uns selbst hinauswachsen können und unsere Träume artikulieren können. Was wir tun können, um unseren Träumen näher zu kommen, ohne, dass wir uns einfangen lassen. Es geht um Liebe und darum, dass man sie empfinden kann, ohne, dass man sich deshalb gleich an einen anderen Menschen für den Rest des Lebens bindet. Außerdem geht es aber auch darum, mit Traditionen zu brechen, auch wenn es sich komisch anfühlt, vor allem dann, wenn man tief in seinem Herzen spürt, das manche Traditionen es nicht wert sind, dass man sie aufrecht erhält.
Diese ganzen Themen werden vor einem wunderschönen Setting behandelt: Ständig geht es um das Meer und den Strand und besonders der Leuchtturm (wer hätte es nach dem Titel des Romans gedacht) spielt eine besondere Rolle. So wird der Leuchtturm nicht nur Kulisse der Handlung, sondern auch Symbol: Symbol für die Freiheit von Martin und Paola, Symbol für die Liebe der beiden, Symbol für die Liebe zum Meer, die der Admiral empfindet (auch zu seiner Frau), Symbol für das Licht, das in die Welt getragen wird und natürlich Symbol für die Möglichkeit, alle seine Fragen stellen zu können und sich mit sich selbst auseinandersetzen zu können.
Insgesamt ist Der Traum des Leuchtturmwärters von Sergio Bambaren ein unglaublich schöner Roman, der wirklich poetisch und unglaublich ästhetisch ist und gerade deshalb schon eine Chance verdient, darüber hinaus ist der Roman aber auch manchmal ein bisschen langatmig. Man müsste ihn fast schon als eine Art Lehrbuch/Gedankenbuch durcharbeiten und sich das verinnerlichen, was der Roman einem sagen möchte. Eine der wichtigsten Botschaften, die Bambaren bzw. sein Erzähler und seine Figuren einem mitgeben: Vertraue auf dich und deine Gefühle und lasse nicht zu, dass dir irgendwer deine Träume nimmt, lass dich von Grenzen nicht einengen und durchbreche die gläsernen Wände…