Die Bäckerei der Wunder von C. Escribà und S. Tarragó ·Hörbücher

Rezension: Die Bäckerei der Wunder von Christian Escribà und Sílvia Tarragó

Den Roman Die Bäckerei der Wunder von Christian Escribà und Sílvia Tarragó habe ich wieder als Hörbuch gehört. Hier werde ich also wieder auf den Inhalt und auf die Medialität eingehen.

Kommen wir zuerst zum Inhalt: Der Roman scheint die wahre Geschichte der Bäckerei wiederzugeben und ich hatte an der ein oder anderen Stelle das Gefühl, dass die Begebenheiten zwar interessant sind, aber ehre für jemanden, der aus der Familie kommt oder vielleicht auch nur die Bäckerei kennt, weil man teilweise auch sehr persönliche Dinge erfährt. Auch die soziopolitischen Hintergründe von Barcelona und Spanien waren recht spannend, wenngleich sie natürlich nur das Setting der Figuren vorgeben, aber dennoch großen Einfluss auf deren Leben haben. Da ich mich mit den ganzen politischen Veränderungen in Barcelona nicht auskannte, fand ich das durchaus ganz reizvoll und es war auch gut verpackt in die Geschichte.

Die Charaktere fand ich am Anfang ganz sympathisch, mein Problem war nur, dass ich mit den verschiedenen Generationen und Mitgliedern der Familie Escribà durcheinanderkam und nicht mehr weiß, wer eigentlich genau wer war. Vielleicht mochte ich Alba deshalb am Anfang so gerne. Mein Problem war nur, dass sie mir immer unsympathischer wurde, weil sie sich ziemlich egozentrisch entwickelt hat und ich am Ende einfach nur noch froh war, als das Buch endlich fertig war. Hinzu kam, dass ich bis jetzt nicht verstanden habe, wer Alba eigentlich ist. Ja, sie arbeitet in der Bäckerei und ja, sie hat eine sehr lange Verbindung zu dieser Bäckerei, weil sogar schon ihre Großmutter dort ihr Brot gekauft hat. Aber ist das die einzige Verbindung? Oder lag es an der interessanten Geschichte, die hinter Alba steckt zusammen mit der Tatsache, dass sie so eine enge Beziehung zur Bäckerei hat?

Bei Bäckerei der Wunder hatte ich an eine Geschichte gedacht, die hauptsächlich in der Bäckerei spielt. Ja, die Speisen und Gebäcke, die dort gefertigt werden, haben eine große Rolle gespielt. Das Interieur der Bäckerei wurde häufiger verändert und jeder Veränderung wurde auch beschrieben. Die Beschreibungen der traditionellen spanischen Süßspeisen und Gebäcke haben mir gut gefallen. Man hatte wirklich das Gefühl, dass man die Sachen beinahe schmecken kann. Im Buch sind vielleicht noch entsprechende Rezepte, aber leider nicht im Hörbuch. Über so etwas hätte ich mich aber sehr gefreut, weil man dann noch einmal ein ganz anderes Gefühl für das erwähnte Naschwerk bekommt. Ich hatte erwartet, dass die Haupthandlung in der Bäckerei spielt und die Konditoren und die Verkäufer dort immer wieder Zeugen von kleinen und großen Wundern werden, das sich beispielsweise zwei in der Reihe stehende Stammkunden ineinander verlieben, dass mit den Kuchen wiedersehen oder Abschiede gefeiert werden. Kurzum, dass die Bäckerei und das Naschwerk eine gewisse Magie ausstrahlen, die immer wieder zu kleinen Wundern im Alltag führen. Hier wurde ich allerdings herbe enttäuscht. Alba erzählt zwar von solchen Wundern, hier sei beispielsweise das Wunder ihrer Geburt erwähnt, bei dem eine Leckerei aus der Bäckerei Escribà eine Rolle spielt, aber so im Großen und Ganzen spielt das dort eher eine untergeordnete Rolle.

Über die ein oder andere Formulierung bin ich tatsächlich gestolpert, weil sie mir doch zu seltsam vorkam. Leider kann ich jetzt nicht genau sagen, welche das waren, weil es beim Hörbuch ja auch immer schwierig ist, die hinterher noch mal rauszusuchen, aber ich wollte es zumindest kurz erwähnen. Ich weiß auch nicht genau, ob die Formulierungen im Original auch so sind, oder ob das einfach daran liegt, dass manche Sachen schwierig zu übersetzen sind.

Die Idee über eine Familie und eine Bäckerei einen Roman zu schreiben, finde ich, an sich erst einmal nicht schlecht, aber die Umsetzung war für mich etwas schwierig. Es gab Stellen im Hörbuch, wo ich nicht mehr wusste, wo befinden wir uns hier auf der Zeitachse gerade. Um welche Generation geht es und wie alt ist Alba gerade. Das mag auch an der Medialität gelegen haben, aber ich vermute, es lag auch mit an der Geschichte selbst.

Julia Fischer, die Sprecherin des Hörbuchs, hat mir gut gefallen. Es war nicht so verzaubernd wie das ein oder andere Hörbuch, das ich zuvor gehört habe, aber mir hat die Stimme gut gefallen. Am Anfang war es etwas verwirrend, weil es natürlich um Mateu geht, der schließlich ein Mann ist und ich bin es inzwischen gewöhnt, dass Romane mit männlichen Protagonisten von Männern und diese mit weiblichen Protagonistinnen von Frauen eingesprochen werden. Aber da Alba gegen Ende immer präsenter wird, ist die Wahl einer weiblichen Sprecherin absolut verständlich. Bei dem Hörbuch handelt es sich übrigens um eine ungekürzte Fassung des Romans.

Alles in allem hat das Hörbuch zu Die Bäckerei der Wunder von Christian Escribà und Sílvia Tarragó meine Erwartungen leider nicht erfüllt. Ich hatte es ja immer wieder angedeutet, dass ich eine etwas andere Geschichte erwartet hatte. Ob ich deshalb enttäuscht bin, weil meine Erwartungen nicht erfüllt wurden, oder ob es an den kleineren Schwächen des Romans selbst lag, kann ich natürlich nicht so richtig sagen, aber ich finde, dass der Roman noch etwas mehr Potential gehabt hätte. Das Hörbuch hat mir dennoch ganz gut gefallen und so empfehle ich es durchaus weiter.

 

 

 

Danke an Random House Audio für das Rezensionsexemplar!

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