Bei Der Tod zu Gast in Kurland Hall von Catherine Lloyd handelt es sich um den dritten Band der Harrington-Kurland-Reihe. Da der Krimi direkt an die Geschehnisse des zweiten Bandes anschließt, ergibt es Sinn diesen zuerst zu lesen.
Der Krimi spielt dieses Mal wieder größtenteils in Kurland St. Mary, dem kleinen Heimatdorf von Major Robert Kurland und Miss Lucy Harrington, sodass man einige der Charaktere und die Umgebung schon etwas kennt und beinahe so etwas wie ein Heimkommgefühl hat.
Deshalb brauche ich wohl auch weder zu Lucy noch zu Robert mehr zu schreiben, denn verändert haben sie sich eigentlich nicht. Einzig den abgelehnten Heiratsantrag des zweiten Bandes möchte ich hier kurz erwähnen, denn er sorgt dafür, dass die Stimmung zwischen Lucy und Robert recht angespannt ist. Lucy ist wütend über die Art und Weise wie Robert seinen Heiratsantrag vorgetragen hat. Beide können und wollen sich nicht eingestehen, dass sie trotz der Charakterfehler (oder vielleicht auch gerade aufgrund dieser) mehr füreinander empfinden, was zu einigen Reibereien führt. Dies führt dann leider auch dazu, dass die Ermittlungen manchmal etwas hinten anstehen müssen.
Eine Logiklücke ist mir aufgefallen, die sich in der Folge durch den gesamten Krimi zieht und an der ein oder anderen Stelle vielleicht sogar für eine andere Handlungsrichtung gesorgt hätte: Anna, Lucys Schwester, ist natürlich ebenfalls auf der Hochzeit der besten Freundin ihrer Schwester. Sie taucht auf einmal auf, nachdem im ersten Kapitel noch beschrieben wurde wie sehr Lucy unter anderem ihre Schwester Anna vermisst und verschwindet auch auf genauso mysteriöse Weise wieder. Das letzte Mal, das ich mich erinnere, das Anna erwähnt wurde, war auf einem Ausritt. Danach wird sie nicht wieder erwähnt, was wirklich seltsam wirkt, wenn man bedenkt, dass Lucy sich mit jemandem über den Ermittlungsstand austauschen möchte und sie dafür Miss Chingford (Miss Chingford ist eine arrogante, reiche und verwöhnte junge Dame, die mit Major Kurland verlobt war und regelmäßig mit Lucy aneinandergeraten ist) wählt. Wäre Anna noch dort, hätte sie sich sicherlich mit ihr ausgetauscht. Es kann natürlich sein, dass in irgendeinem Nebensatz erwähnt wurde, dass Anna zurück nach London reist, was aber mitten während der Ermittlungen und vor der Beerdigung des Opfers kaum Sinn ergibt.
Weiterhin gab es mir eindeutig zu viele Zufälle in diesem Band: Zufällig kennen sich Mrs. Fairfax und Mrs. Chingford von früher, und natürlich hat Mrs. Fairfax auch ein Geheimnis, das Mrs. Chingford kennt. Außerdem kennen sich Mrs. Chingford und der Pfarrer von früher. Miss Chingford ist natürlich als Tochter des Opfers auch wieder vor Ort. Ein großer Zufall ist auch, dass Mrs. Chingford mit Mr. Stanford, dem Bräutigam, verwandt ist, und dieser ausgerechnet jemanden aus dem Ort, in dem der Ex-Verlobte von Miss Chingford lebt, heiratet. Miss Stanford, Mr. Stanfords Schwester, ist nun ausgerechnet auch noch mit einem verstoßenen Cousin der Familie Kurland verlobt. Besagter Cousin ist auch noch ein ehemaliger Bekannter der Familie Chingford. Das sind jetzt nur die Zufälle, die mir gerade eingefallen sind, aber mir waren das schlichtweg zu viele Zufälle.
Das klingt jetzt ziemlich negativ, aber ich mochte den dritten Band alles in allem dennoch ziemlich gerne. Ich mag einfach Lucys resolute Art und Major Kurlands Stoffeligkeit. Ich finde es toll wie die beiden umeinander rumtanzen ohne sich ihre Gefühle füreinander einzugestehen. Ich hoffe nur, dass sich die beiden wieder vertragen, damit der nächste Band wieder eher den Fokus auf die Ermittlungen und weniger auf die Streits der Protagonisten richten kann. Ihr merkt also: ich hoffe schon jetzt, dass es einen nächsten Band gegeben wird und freue mich schon jetzt auf diesen.
Danke an den Digital Publishers Verlag für das Rezensionsexemplar!