Der dunkle Wald von Cixin Liu ist der zweite Band der Trisolairs-Trilogie, den ich als Hörbuch gehört habe. Dabei handelt es sich um eine ungekürzte Lesung.
Der zweite Band der Reihe umfasst einen langen Erzählzeitraum von kurz nach dem ersten Kontakt mit den Trisolariern über eine entscheidende Schlacht bis hin zur Zukunft in 200 Jahren. Auch dieser Band enthält nicht einen oder ein paar wenige Protagonist:innen, sondern etliche, die ich hier natürlich gar nicht alle im Einzelnen erwähnen kann.
Die Figuren haben alle ihre Motive für ihre Handlungen, auch wenn man bei einigen Figuren relativ lange warten muss bis man ihre Motive versteht beziehungsweise ihre Motive expliziert werden. Natürlich lassen auch 800 Seiten nicht zu, dass alle Figuren bis zum letzten i-Pünktchen charakterisiert werden können, aber dennoch hatte ich bei den meisten Figuren das Gefühl, dass ich sie verstehe. Für mich ist der Roman aber insofern etwas besonderes als dass man nicht das Leben einiger Figuren von einem Start bis zum Ende verfolgt, sondern immer wieder neue Figuren eingeführt werden, die Figuren aus Band 1 in Band 2 kaum bis gar nicht vorkommen oder einige Figuren auch nur temporär für die Handlung von Relevanz sind, obwohl sie dann sogar relativ intensiv beschrieben werden. Hinzu kommt, dass viele Figuren einfach sterben und man sich so nicht allzu sehr an die Figuren gewöhnen sollte. Dieses Vorgehen ist zwar im Kontext der Handlung verständlich, aber es fiel mir doch schwer, weil ich gerne mit meinen Figuren während ihres Abenteuers mitfiebere. So führt es dazu, dass die Figuren überhaupt nicht so handlungstragend sind und die Handlung eher durch das Geflecht der Figuren als durch einzelne Charaktere zustande kommt.
Was bei mir an ein paar Stellen für eine gewisse Schwierigkeit der Handlung zu folgen sorgte, denn auch in diesem Band haben die Figuren hauptsächlich asiatische Namen, die ich teilweise nicht auseinanderhalten konnte. Beim ersten Band, den ich als Hörspiel gehört habe, konnte ich die Figuren teilweise anhand ihrer verschiedenen Sprecher:innen auseinanderhalten, was mir dieses Mal nicht möglich war, da ich den zweiten Band als Hörbuch gehört habe.
Die Handlung selbst ist sehr komplex, was bei über 800 Seiten auch nicht weiter überraschend ist. Die Idee, dass man Wandschauer ernennt, die sich einen Plan zur Rettung der Menschheit überlegen, hat mir an sich gut gefallen, wenngleich ich das Konzept doch etwas schwierig finde, wenn man bedenkt, dass man das Schicksal der Menschheit in die Hände von vier Männern legt. Hinzu kommt, dass diese Menschen sehr große Macht erhalten und kaum Rechenschaft ablegen müssen (beziehungsweise können), weil sie Sophonen dann wiederum Bescheid wüssten. Vor allem habe ich deshalb nicht verstanden warum sie sich vor dem Ausschuss dann doch immer wieder erklären mussten, weil so große Teile ihrer Pläne dann doch offengelegt wurden. Spannend fand ich, dass man hier so kleine Rätsel in der Handlung selbst hat, weil man als Leser:in/Hörer:in natürlich miträt was die Pläne sein könnten.
Der Sprecher, Mark Bremer, hat mir ganz gut gefallen, obwohl ich jetzt nicht finde, dass er besonders herausragend war. Die Stimme hat für mich ganz gut zur Handlung und zu den Protagonisten gepasst. Vor allem die Trisolarier wurden vom Sprecher gut getroffen, wenngleich es ja keine wirklichen Beschreibungen von ihnen gibt.
Alles in allem hat mir Der dunkle Wald von Cixin Liu ganz gut gefallen. Obwohl ich nicht verstehe warum es die Trilogie sowohl als Hörspiel als auch als Hörbuch gibt, hat es mir gut gefallen, den Stil des Autors mal ein bisschen besser durch das Hörbuch kennenzulernen, denn ein Hörspiel (wie ich es zu Band 1 gehört habe) ist dann doch stärker bearbeitet. Der zweite Band der Trisolaris-Trilogie ist unglaublich spannend, komplex und bietet viel Diskussionsstoff.
Danke an Random House Audio für das Hörbuch-Rezensionsexemplar!