In der Geschichte Die schönsten Jahre von Elke Heidenreich geht es um eine Frau und deren Mutter, die ein schwieriges Verhältnis haben. Die inzwischen ältere Dame hat ihren Mann nach dem Krieg gehasst, weil dieser Nazi war und scheint auch ihre Tochter zu hassen. Die Tochter betrügt ihren Ehemann und scheint auch für ihre inzwischen erwachsenen Söhne nicht sonderlich viel Liebe zu empfinden. Als sie nun entscheidet nach Italien zu reisen, möchte ihre Mutter mitkommen. Und tatsächlich klären sich einige Dinge während dieser Reise…
Ich fand die beiden Charaktere nicht nur nicht sympathisch, sondern wirklich anstrengend. Die Mutter war eine ganz unmögliche Person und weil ihre Beweggründe auch immer nur Stück für Stück und nicht vollständig berichtet wurden, fand ich es unglaublich schwer mit einer Frau mitzufühlen, die ihre Tochter ohne offensichtlichen Grund gehasst hat.
Die Tochter war genauso unsympathisch. Man versteht irgendwie warum eine Tochter, die von ihrer Mutter immer nur Ablehnung erhalten hat, diese nicht mehr liebt und nur noch ihre Pflicht tut, aber warum diese Frau es nicht schafft ihre eigenen Söhne zu lieben habe ich nicht verstanden. Natürlich schädigt das einen Menschen, wenn er von klein auf nicht von den Eltern geliebt wird, aber irgendwie würde man doch ein gewisses Reflexionsvermögen erwarten und dass man es schafft sich aus diesem Teufelskreis der Ablehnung herauszuarbeiten. Dass sie ihren Mann nicht liebt und ihn immer wieder betrügt, war dann eigentlich nur konsequent.
Obwohl die Geschichte mit 60 groß beschriebenen Seiten relativ dünn ist, steckt hier ein ganzer Roman drin (wie der Spiegel festgestellt hat), den man sicherlich auch auf drei oder vierhundert Seiten hätte auswalzen können. Hier stecken Themen wie Umgang mit der eigenen Vergangenheit, sexuelle Orientierung, eheliche Treue, Wiederholen der Fehler der Eltern, Ehe und Familie in Zeiten des Krieges und nach dem Krieg und wie man mit unterschiedlichen Ansichten innerhalb der Familie den Krieg betreffend umgeht drin. Das sind alles spannende Themen, die man sicherlich auch noch ausführlicher hätte erzählen können.
Ich fand den Stil sehr interessant. Obwohl die Figuren sehr alltagssprachlich gesprochen habe, wirkte die Geschichte literarisch. Diese Balance zwischen den beiden Enden einer Skala hat die Autorin gut hingekriegt.
Insgesamt mochte ich Die schönsten Jahre von Elke Heidenreich nicht sonderlich. Ich fand die Figuren unsympathisch, der Stil hat mir nicht sonderlich gut gefallen und obwohl die Themen, die in der Geschichte behandelt werden, sicherlich von großer Relevanz für die Nachkriegsliteratur sind, hatte ich – vielleicht durch die Kürze der Geschichte – keinen rechten Zugang zu ihnen.