Blausäure von Agatha Christie ist ein Krimi mit Colonel Race und Scotland Yard als Ermittler. Rosemary Barton stirbt bei ihrem eigenen Geburtstagsessen. Gemeinsam mit ihrer Schwester Iris, ihrem Ehemann George, ihrem einen Liebhaber Anthony Browne, ihrem anderen Liebhaber Stephen Farraday, dessen Ehefrau Sandra und der Sekretärin ihres Ehemannes Ruth Lessing sitzt sie an einem Tisch in einem vornehmen Restaurant. Als es nach einer Vorstellung wieder hell wird, ist Rosemary tot. Erst gehen alle von Selbstmord aus, doch nach einigen Monaten erhält George Briefe, dass seine Frau ermordet wurde. Er beginnt mit vorsichtigen Nachforschungen und möchte dem Täter eine Falle stellen, doch dabei stirbt auch er. Alle am Tisch haben ein Motiv Rosemary zu ermorden und auch für den Mord an George finden sich Motive. Könnte jemand von außerhalb des Tischs Blausäure in den Champagner gegeben haben? Und wer hat beide vergiftet?
Ich muss sagen, dass ich einen schlechten Einstieg in diesen Krimi hatte, denn der Anfang hat sich arg in die Länge gezogen für mich: es beginnt damit, dass Rosemary schon seit Monaten tot ist und ihre jüngere Schwester Iris reflektiert, ob sich Rosemary wirklich selbst getötet hat oder jemand am Tisch ein Motiv gehabt haben könnte sie zu ermorden. Dieser Beginn ist sehr sprunghaft erzählt, episodenhaft und hat sich, meiner Ansicht nach, einfach nicht schön flüssig lesen lassen. Als dann die Motive der anderen Figuren bekannt gegeben werden, fand ich das schon spannender und abwechslungsreicher.
Schade finde ich auch, dass die eigentliche Handlung damit aber sehr spät (nach ca. einem Drittel oder so) erst beginnt und damit auch die eigentliche Ermittlungsarbeit spät anfängt. Das sorgt leider auch dafür, dass der Krimi am Anfang sehr langsam an Spannung aufbaut, denn man muss ja erst einmal bei den Figuren durchblicken. Christie schafft zwar für jeden einzelnen Verdächtigen gekonnt eine Hintergrundgeschichte, aber das braucht eben seine Zeit. Hier darf man einfach nicht zu ungeduldig werden.
Abgesehen davon handelt es sich aber um einen relativ typischen Christie mit einigen Verwicklungen, falschen Fährten, Personen, die nicht, die sind, die sie zu sein vorgeben und ungewöhnlichen Motiven (am Anfang sah es so aus als wäre das Motiv in den amourösen Verstrickungen der Figuren untereinander zu suchen).
Ich hatte mir aufgrund der Inhaltsangabe eher einen Whodunit erhofft. Irgendwie hatte ich erwartet, dass der Mord im Restaurant, am Tisch (also beim zweiten Essen) aufgeklärt wird. Das war leider nicht der Fall, was mich ein bisschen enttäuscht hat, denn diese zweite Restaurantszene ist auch relativ kurz und ich hatte so darauf zu gefiebert, weil ich den Anfang ja etwas langatmig fand. Da war es dann eine besonders große Enttäuschung, dass der Krimi doch anders funktioniert hat als erwartet.
Insgesamt hat mir Blausäure von Agatha Christie ganz gut gefallen. Ich finde es schade, dass hier keiner der bekannteren Detektive ermittelt, aber das kann natürlich auch seine Vorteile haben. Colonel Race kannte ich, glaube ich, schon aus einem anderen Christie-Krimi, auch wenn er mir zuvor nicht gut genug im Gedächtnis geblieben war, dass ich ihn direkt wiedererkannt hätte. Davon abgesehen hatte mir etwas anderes erhofft, aber das lag eher an meinen Erwartungen.