Komplett Gänsehaut von Sophie Passmann ist als Buch schwierig einem Genre zuzuordnen. Ich würde sagen es geht am ehesten in Richtung Essay (der KiWi Verlag ordnet es eher in Richtung Generationenbeziehungen, Feminismus und Memoiren & Berichte/Erinnerungen ein). Passmann spricht in ihrem Buch über diverse Themen des Erwachsenwerdens: es geht um Beziehungen, die Liebe, Freundschaft, um Wohnungen und deren Einrichtungen, um die Gesellschaft und um die Beziehung zu den eigenen Eltern und um vieles andere.
Als ich das Buch angefangen habe, hatte ich das Gefühl, dass es sich hier um einen Gedankenstrom handelt. Wie wenn man mit einer Freundin, die gerade ganz viel Redebedarf hat, telefoniert und diese ohne Punkt und Komma von einem Thema zum nächsten springt. Deshalb hatte ich mich dann auch dafür entschieden, das Buch als Hörbuch zu hören (weshalb ich auch auf beides, also Inhalt und Medium, eingehen werde). Ich finde, dass diese Textsorte ganz toll als Hörbuch funktioniert, als Buch würde ich mich wahrscheinlich irgendwann verlieren. Besonders toll hätte ich es gefunden, wenn ich an der ein oder anderen Stelle hätte einhaken können und man dann mit der Autorin ins Gespräch hätte kommen können, denn natürlich habe ich an der ein oder anderen Stelle einen anderen Blick auf die Welt.
Und somit kommen wir auch zu einem Thema, das mich ganz massiv gestört hat. Obwohl Passmann immer wieder darauf verweist, dass sie mit manchen Umständen, der gesellschaftlichen Entwicklung und solchen Sachen nicht einverstanden ist, scheint sie an anderen Stellen einfach unreflektierte „Fakten“ von sich zu geben, ohne zu überdenken, ob ihre Unzufriedenheit vielleicht ein Anstoß zur Veränderung (oder zum Versuch der Veränderung) sein könnte. Das fand ich irgendwann so anstrengend, dass ich gegen Ende froh war, dass es dann endlich vorbei war.
Sophie Passmann, die ihr Buch selbst eingesprochen hat, fand ich als Sprecherin gar nicht schlecht. Vielleicht hat das bei mir auch noch das Gefühl verstärkt mit einer Freundin zu telefonieren, weil sie als Autorin eben ihren eigenen Text (in dem es ja ausschließlich um ihre Gedanken geht) einspricht. Vor allem, da sie wenig Wert auf Überschriften oder eine Struktur im Buch legt, fand ich das Hörbuch teilweise sehr verwirrend, weil es manchmal so wirkte, als würde sie mitten im Absatz zu einem anderen Thema springen (das wird im schriftlichen Text vielleicht verständlicher, weil es dort möglicherweise sichtbar gemacht wurde).
Alles in allem fand ich Komplett Gänsehaut von Sophie Passmann ganz okay. Ich bin froh, mal ein Buch dieser interessanten Autorin gelesen (bzw. gehört) zu haben, aber ich werde wohl kein Fan von ihr und werde auch keine weiteren Bücher von ihr lesen. Ihre Gedanken zu einigen Themen fand ich aber sehr interessant und ich empfehle auf jeden Fall mal einen Blick in ihr Werk.