Sie haben mich verkauft von O. Kalemi

Rezension: Sie haben mich verkauft von Oxana Kalemi

Die Inhaltsangabe zum Erfahrungsbericht Sie haben mich verkauft von Oxana Kalemi findet ihr oben.

Worauf ich gleich zu Anfang hinweisen möchte: Die Beschreibungen von Kalemis Lebensumständen sind nichts für schreckhafte Gemüter, denn sie schreibt recht ehrlich und unverblümt, was ihr alles passiert ist. Dies trägt zur Authentizität bei, wenn man sich auch erst einmal damit auseinandersetzen muss. Vor allem als junge Frau, aber sicherlich auch für Männer, ist es schwierig zu lesen, wenn eine Frau von ihren Vergewaltigungen schreibt. Frau Kalemi beweist wirklich großen Mut mit diesem Erfahrungsbericht, der sehr offen mit ihren Erlebnissen umgeht und deshalb vielen anderen jungen Frau Mut geben kann, wenn ihnen etwas ähnliches zugestoßen ist oder zustoßen wird. Man setzt sich mit dieser modernen Form von Sklaverei nicht auseinander, aber sie geschieht jeden Tag und mir tuen diese Frauen unglaublich leid. Oxana schreibt von sich selbst, dass sie nicht glauben kann, wie dumm sie war auf die Bekannte ihrer Freundin hereinzufallen, dass sie nicht glauben kann wie dumm sie war die Lügen von ihrem Zuhälter zu glauben, nämlich, dass sie eingesperrt werden würde, für das, was sie tut und dafür, dass sie sich ohne Erlaubnis in England aufhält. Dies alles stellt sich hinterher als falsch heraus, aber das konnte sie damals nicht wissen. Auch ist sie wütend und traurig darüber, als sie erfährt, dass ihr Zuhälter, obwohl er es ihr so oft angedroht hat, wohl niemals so weit gehen würde, ihren Kindern in der Ukraine etwas anzutun, denn dies wäre viel teurer als sich einfach ein neues Mädchen zu kaufen. Dies alles reflektiert die Autorin in ihrem Buch und sie macht begreiflich, warum sie sich so ängstlich und zurückhaltend verhalten hat.

Was ich hingegen nicht mochte, war ihre Art manchmal. Oxana betrinkt sich einmal, gerät mit einer neuen Kollegin aneinander und streitet sich so sehr mit ihr, dass diese die Treppe herunterfällt und die Polizei kommt. Dieses Verhalten, wo sie doch eigentlich dafür sorgen möchte, dass sie bald mit dem Gewerbe aufhören und wieder mit ihren Kindern zusammen sein kann, verstehe ich einfach nicht. Natürlich ist mir bewusst, dass sie eine tief verletzte junge Frau ist, die kurz vor der Verzweiflung steht, und damit ist ihr Verhalten irgendwie schon verständlich, aber letztendlich müsste sie sich doch so verhalten wie es für ihre Kinder am Besten ist, und das sehe ich bei Oxana manchmal einfach nicht.

Vollkommen unverständlich ist für mich, wie einem einzigen Menschen so viel Leid passieren kann. Ich meine, wie ist es möglich, dass Oxana mit 13 Jahren vergewaltigt wird? Ihr Bruder ins Gefängnis kommt? Ihre Mutter sich ihr gegenüber so unmöglich verhält? Ihr Vater ihre Mutter schlägt? Und als ihr Vater der Einzige ist, der sich für sie interessiert und gut für sie ist stirbt? Dass ihr Mann sie vergewaltigen lässt, sie schlägt? Hungern lässt? Sich nicht für die gemeinsamen Kinder interessiert? Schließlich ins Gefängnis kommt, sodass sie nun wieder schauen muss, was mit ihr und den Kindern passiert? Sie Müll essen muss? Sie in der Türkei strandet (ohne Geld)? Sie von dort verkauft wird? (Was ich mich ständig frage: Wie kann ich etwas verkaufen, dass mir gar nicht gehört?) Sie immer weiter verkauft wird? Vergewaltigt wird? Wenn sie Hilfe kriegen könnte von jemandem von diesem Ort weggebracht wird? Und sogar nachdem sie frei ist noch keine Zukunft hat, sondern immer noch weiter kämpfen muss? Das ist nahezu unglaublich. Was schief laufen kann in einem Leben, das ist bei Oxana schief gelaufen! Einer ihrer Söhne ist übrigens taub, der Mann, der ihr in England hilft, trennt sich, weil sie wieder anschaffen geht um ihre Kinder zu unterstützen, sie gerät an eine Anwältin, die nichts tut um ihr zu helfen, außerdem braucht es Jahre bis sie ihre Kinder sieht, bis sie eine Aufenthaltserlaubnis hat und sie weiß nicht, wo einer ihrer Söhne ist, da dieser in eine Art Schule für taube Kinder gebracht wurde und sie nicht weiß in welche Schule. Als dies steht sie durch und überlebt. Das ist eine unglaubliche Leistung, die man gar nicht genug honorieren kann. Oxana Kalemi erzählt in ihrem Buch Sie haben mich verkauft ihre Geschichte, die absolut schrecklich und traurig ist, und die genau deshalb so viel Mut gibt, und aufrütteln sollte, dass es so etwas wie Sklaverei auch in unserer heutigen Zeit noch gibt, deshalb empfehle ich dieses Buch weiter.

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