Hörbücher ·Jedes Jahr im Juni von L. Louis

Rezension: Jedes Jahr im Juni von Lia Louis

Ich habe Jedes Jahr im Juni von Lia Louis als Hörbuch gehört und werde deshalb sowohl etwas zum Inhalt als auch zum Medium schreiben.

Fangen wir mit dem Inhalt an: Ich brauchte am Anfang ein bisschen um in die Handlung reinzukommen, denn dort stehen erst einmal die Details zum Luftballon, den Emmie in den Himmel geschickt hat. Diese wirken natürlich am Anfang recht kryptisch und dann wird man mitten in die Handlung geschmissen. Emmie und Lucas sind zusammen in einem Restaurant und feiern ihren gemeinsamen Geburtstag. Dieses Schmeißen in die Situation, sorgte am Anfang bei mir für Verwirrung, wofür sicherlich auch das Medium verantwortlich war, denn wenn man es liest, wird es sicherlich klarer.

Ansonsten fand ich die Handlung sehr komplex, aber nicht überkomplex, sodass sie auf jeden Fall spannend blieb. Natürlich beschäftigt sich das Buch mit der Freundschaft von Lucas und Eliot und Emmie, aber auch mit den Folgen des Missbrauchs, weil Emmie ziemlich lange braucht um damit klarzukommen. Ich fand das Thema sehr berührend, aber nicht so, dass man während des gesamten Buchs weinend auf dem Bett liegt. Es ist ein unglaublich schwieriges Thema, bei dem ich auch nicht das Gefühl hatte, dass es hier trivialisiert wurde. Es findet ein durchaus respektvoller Umgang damit statt und die Auswirkungen, die so etwas auf ein junges Mädchen haben kann, werden ausführlich und gut dargestellt; etwas seltsam fand ich, dass sie sich einen Freund sucht und mit dem sogar einige Zeit zusammenlebt. Abgesehen davon war die Darstellung des Themas wirklich gelungen.

Emmie ist ein sehr sympathischer Mensch, auch wenn ihre Geschichte unglaublich traurig ist. Irgendwie hatte ich immer wieder den Wunsch, dieses arme Mädchen in den Arm zu schließen und dann habe ich mir wieder vergegenwärtigt, dass sie schon 30 Jahre alt ist und eigentlich kein kleines Kind mehr ist. Ihr ständiger Liebeskummer ging mir so langsam auf die Nerven, aber abgesehen davon mochte ich Emmie wirklich gerne.

Lucas war mir am Anfang sympathisch; schließlich kann er ja nichts dafür, dass seine beste Freundin in ihn verliebt ist und verhält sich ihr gegenüber ja immer nett und freundlich. Aber im Laufe der Handlung wurde er mir immer unsympathischer. Erst recht nachdem er Emmie in Frankreich ohne Geld alleine zur Fähre kommen lassen wollte und seine Arbeit über seine Freundschaft gestellt hat und dabei Emmie im Stich gelassen hat. Auch was man sonst noch so über ihn erfährt; dass er beispielsweise anderen Frauen flirtende Nachrichten schickt, obwohl er eine Freundin hat, hat ihn mir unsympathisch gemacht.

Eliot wirkte am Anfang sehr sympathisch und wurde mir im Laufe der Handlung, im Gegensatz zu seinem Bruder, immer sympathischer. Einzig, dass er mit seiner komischen Freundin zusammen ist und diese sich Emmie gegenüber wie ein Biest aufführt, hat ihn für mich ebenfalls unsympathisch gemacht. Als er sich aber immer weiter von dieser zurückgezogen hat und immer mehr für Emmie da war, mit ihr unternommen hat, sich mit ihr getroffen hat und sich sehr freundlich um ihre kranke Vermieterin gekümmert hat, wurde er mir richtig sympathisch. Eliot stellt sich als verlässlicher, hilfsbereiter und netter Kerl heraus.

Insgesamt hat mir die Zeichnung der Charaktere gut gefallen und diese wirkten auf keinen Fall zu platt oder eindimensional.

Kommen wir nun zum Medium: Das Hörbuch selbst hat mir gut gefallen, wenngleich es nur als Download vorliegt und man somit kein Cover oder ähnliches hat. Dass das Hörbuch ungekürzt ist, hat mir auch gut gefallen. Heike Warmuth, die Sprecherin, ist Schauspielerin und hat auch schon einiges an Hörbüchern eingesprochen. Ich kannte sie bisher nicht, mochte ihre Art zu sprechen aber sehr gerne. Für mich hat die Stimme gut zu Emmie gepasst und ich konnte mich richtig reinfühlen in das Hörbuch.

Ich hatte oben bereits erwähnt, dass mir Emmies ständiger Liebeskummer nicht so gut gefallen hat. Ich glaube, wenn ich das Buch gelesen hätte, wäre ich davon wirklich genervt gewesen, aber da ich es gehört habe, fand ich es gar nicht so schlimm. Da hat das Hörbuch wirklich einen großen Vorteil gehabt, weil man es beim Hören einfach mitgehört hat, es aber nicht so störend wirkte. Ich bin also nicht sicher, ob mir die gedruckte Version des Buches so gut gefallen hätte. Vom Hörbuch hingegen war ich wirklich begeistert. Ein großer Vorteil des Mediums.

Insgesamt hat mir Jedes Jahr im Juni von Lia Louis sehr gut gefallen. Das Thema ist gut beschrieben, die Charaktere sind sympathisch und vor allem hat mir die Sprecherin und die Eigenschaften des Mediums gut gefallen, sodass ich es gerne weiterempfehle.

 

 

 

Vielen Dank an den Hörverlag für das Hörbuchrezensionsexemplar!

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert