Der Lavendelgarten von L. Riley ·Hörbücher

Rezension: Der Lavendelgarten von Lucinda Riley

Von Der Lavendelgarten von Lucinda Riley habe ich wieder das Hörbuch gehört, und so werde ich auch hier au Inhalt und Medium eingehen.

Von Lucinda Riley habe ich bisher noch nicht gelesen oder gehört, aber da ihre Romane sehr bekannt sind, sich gut verkaufen du in Buchhandlungen häufig präsent auf den vorderen Tischen liegen, kenne ich die Cover natürlich. Ich fand die Titel der Autorin klingen alle sehr poetisch und so hatte ich mich für Der Lavendelgarten entschieden, weil der Name so wunderschön klang und sich nach einer tollen, ruhigen Provence-Lektüre anhörte. Leider war dem nicht so, denn es geht in weiten Teilen des Romans auch um eine Weltkriegsgeschichte, von der auf dem Backcover nichts zu lesen war. In diesem Kontext geht es natürlich auch um die Grausamkeiten des Weltkriegs und der Deutschen. Unter anderem wir die Protagonistin Constance auf die brutalste Weise vergewaltigt. Solch ein Thema in einem provenzalischen Roman, der einen solch poetischen Titel hat, fand ich einfach nur grausam, weil ich damit nicht rechnen konnte und das Buch unter diesen Umständen nicht ausgewählt hätte. Entsprechend fand ich also auch den Titel nicht zum Roman passend.

Zu den einzelnen Charakteren möchte ich hier nicht allzu viel sagen, denn das würde wohl ziemlich ausufern. Aber ich möchte doch ein paar Worte zu den wichtigsten sagen: Constance hat mich sehr beeindruckt. Sie ist in einer unglaublich schwierigen Situation und schafft es irgendwie zu überleben, obwohl sie als Gefangene in ihrer Passivität gefangen bleibt. Emelie ist genauso gefangen in ihrem Bemühen endlich jemanden zu finden, der sie liebt, obwohl sie inzwischen erwachsen ist. Gegen Ende schafft sie es endlich ihr Leben in die eigene Hand zu nehmen. Sebastian offenbart sich im Laufe des Romans als der Charakter, für den ihn Emelie direkt am Anfang gehalten hat, denn sie hatte am Anfang ein bisschen Angst vor ihm und fand ihn unsympathisch. Trotzdem heiratet sie ihn später; da habe ich mich wirklich gefragt, wie sie darauf gekommen ist.

Bezüglich der Vergewaltigung: Mir ist auch noch die Erzählsituation aufgefallen. Emelie erfährt zusammen mit dem Hörer bzw. der Hörerin von der Vergewaltigung, da der Winzer der de la Martinières von den Ereignissen in Paris und an der Provence um das Jahr 1943 erzählt. Das meiste davon hat er selbst gar nicht mitbekommen, sondern von Constance erzählt bekommen. Dazu muss dann auch die Vergewaltigung selbst gehören. Constance und der Winter hatten zwar ein relativ enges Verhältnis, aber ich weiß nicht, ob das so vertrauensvoll war, dass diese Erzählsituation realistisch ist. Zum einen müsste Constance den Mut gehabt haben mit jemandem überhaupt darüber zu sprechen, zum anderen mit einem Wildfremden, der noch dazu ein Mann ist und müsste dann noch die Kraft haben diese Geschehnisse in allen Details weiterzugeben. Außerdem müsste er die Details so gut im Gedächtnis haben, das er diese 50 Jahre später noch wiedergeben kann. Das scheint mir doch relativ unwahrscheinlich.

Hinzu kamen noch einige Kleinigkeiten, die das Medium selbst betreffen. Auf CD 3 fehlt bei einem Track das Ende, sodass dieser mitten im Satz endet. Ob nur der Rest des Satzes fehlt, oder noch mehr, kann ich nicht genau sagen, aber im Buch selbst ist zwischen diesem Track und dem nächsten noch eine Seite mit einem Gespräch zwischen Sebastian und Emelie. Es könnte natürlich sein, dass dieses in der Hörbuchfassung ohnehin weggekürzt war, aber mitten im Satz sollte der Track wohl sicherlich nicht enden.

Außerdem gab es noch weitere Ungereimtheiten, bei denen ich aber nicht weiß, ob sie auf die Hörbuchfassung zurückgehen oder ob sie auch im eigentlichen Buch so waren, aber sie können auf jeden Fall mit der Kürzung der Hörbuchfassung zusammenhängen. Hierzu gehört eine Situation in Paris. Édouard verspricht Constance, dass er ihren Freunden eine Warnung zukommen lässt. Sollte er niemanden finden, der die Nachricht überbringen kann, wird er selbst gehen. Kurze Zeit später wartet Constance sehnsüchtig auf seine Rückkehr. Dass er weggegangen ist, kann man eben nur daraus schließen, dass er wieder nachhause kommt. In einer anderen Situation unterhalten sich Édouard, die Haushälterin, Sophia, Constance und Frederick über die Flucht aus Paris. Im nächsten Augenblick sitzen sie im Auto und Frederick schaut die Frauen auf dem Rücksitz über den Rückspiegel an. Wie sie aber aus dem Haus raus und ins Auto gelangt sind, mal von dem Abschied von Édouard zu schweigen, erfährt man nicht und so wirkte das Übergleiten von einem Gespräch ins nächste sehr seltsam.

Das Booklet, das beim Hörbuch dabei ist, ist an sich eine super Idee, denn so erfährt man nicht nur wann das Hörbuch wo spielt, aber man hätte darüber auch die Figuren noch etwas besser aufschlüsseln können. Durch die zwei Zeitebenen und die teilweise doch sehr ähnlichen Namen wäre es dann deutlich leichter gewesen, den Überblick zu behalten. Leider haben sich auch hier ein paar Fehler eingeschlichen. Die Beschreibungen suggerieren, dass nach CD 4 Track 1 nichts mehr in England spielt, was nicht stimmt. Ja, danach spielt vieles in Südfrankreich, aber Emelie ist danach auf jeden Fall noch mal in England, da sie dort von der Affäre ihres Mannes und dessen Charakter erfährt.

Simone Kabst, die dieses Hörbuch eingesprochen hat, hat auch dieses Hörbuch sehr schön gesprochen. Ich kannte die Sprecherin schon von Was der Fluss erzählt und ich habe mir das Hörbuch unter anderem deshalb ausgesucht, weil ich die Sprecherin so gerne mochte. Sie hat ihren Job wirklich gut gemacht und ich mochte es gerne ihr zuzuhören.

Insgesamt war meine erste Riley, Der Lavendelgarten, eher enttäuschend. Ich will zwar nicht sagen, dass ich die Autorin schon für immer aufgegeben habe, aber so ein paar Sachen haben mir den Spaß an ihr erst einmal verdorben und ob ich jemals wieder Lust auf einen anderen Roman von Lucinda Riley haben werde, werde ich mal gucken.

 

 

 

Vielen Dank an Der Hörverlag für das Hörbuchrezensionsexemplar!

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