Miss Sara Sampson von G. E. Lessing

Inhaltsangabe: Miss Sara Sampson von G.E. Lessing

In dem bürgerlichen Trauerspiel von Gotthold Ephraim Lessing Miss Sara Sampson werden wir im ersten Akt vor vollendete Tatsachen gestellt. Sara Sampson, eigentlich eine tugendhafte Tochter aus gutem Hause, lässt sich von einem etwas älteren Mann verführen. Sie flüchtet, nachdem ihr Vater davon erfahren hat, in ein Wirtshaus, zusammen mit Mellefont, ihrem Geliebten. An diesem Punkt setzt das Trauerspiel ein. Sara Sampson verzweifelt in ihrem Zimmer und versucht Mellefont dazu zu bringen, sie zu heiraten und will sich gleichzeitig mit ihrem Vater versöhnen. Mellefont bekommt Besuch von Marwood, seiner Ex-Geliebten, die er damals auch verführt hatte. Sie gewährt ihm die Zeit, die er braucht um Sara überdrüssig zu werden, versucht ihn aber gleichzeitig mit der gemeinsamen Tochter Arabella zu erpressen. Er lässt sich kurz davon überzeugen, zurück zu seiner Geliebten und seiner Tochter zu kehren, kehrt aber schnell wieder um, um Marwood zu sagen, dass er nicht mehr mit ihr zusammen sein kann und will. Sie wird wütend, lässt ihn aber erst einmal gehen, allerdings erst, nachdem sie klar gestellt hat, dass sie sich Sara ansehen will. Wenn er ihr keinen Zugang zu ihr ermöglicht, wird sie selbst vor ihr vorsprechen und zwar unter ihrem echten Namen. Mellefont versucht dies zu verhindern, und bittet sie unter falschem Namen unter Vorspiegelung es sei eine Verwandte zu Sara. Währenddessen sind Vater und Bediensteter Saras in dem Wirtshaus eingetroffen und verbergen sich vor Sara, damit diese nicht zu kurzentschlossen auf die Begegnung mit ihrem Vater reagiert. Dieser schreibt einen Brief und lässt ihn Sara überbringen, welche gar nicht darauf hofft, dass ihr Vater ihr vergibt und darüber hinaus bereit ist, ihren Geliebten als Sohn und ihren Ehemann anzunehmen. Mellefont, der in Gegenwart von Marwood, von dem Brief erfährt, ist geschockt. Er kann sich schließlich nicht vorstellen zu heiraten, da ihn dies binden würde. Marwood verabschiedet sich wegen ihres Kreislaufes. Mellefont und Sara bereiten Briefe an ihren Vater vor, allerdings wird dieser nicht fertig, da Marwood zurückkehrt und Sara von Mellefonts Tochter erzählt, außerdem offenbart sie ihr, dass sie Marwood ist, sodass Sara geschockt versucht zu flüchten, denn sie hatte einen Alptraum nachdem Marwood versuchen würde, sie zu töten. Marwood gelingt es auch tatsächlich das Mittel, das Sara aus ihrer Ohnmacht holen soll, gegen ein Gift auszutauschen. Sie fährt ab, allerdings nicht ohne einen Brief für Mellefont zu hinterlassen, indem sie ihm alles offenbart. Er schwört an Saras Totenbett Rache, und auch ihr Vater, der gekommen ist, um sich mit ihr zu versöhnen, will seine Tochter rächen. Sara kann dies nicht zulassen, da sie weiß, dass es ihren Verlobten und ihren Vater zu viel Kraft kosten würde, weshalb sie das einzige Beweisstück, den Brief zerreißt. Ihr letzter Wunsch ist, dass ihr Vater, ihren Verlobten und dessen Tochter als seine eigenen Kinder anerkennt. Ihr Vater ist bereit genau dies zu tun, was Mellefont nicht akzeptieren kann. Er ist gerührt von so viel Vergebung, und opfert sich selbst aufgrund seiner Schuldgefühle, sodass Sir William Sampson mit seinem Versprechen, dem Namen Arabella und den beiden Leichnamen verbleibt.

Miss Sara Sampson von G. E. Lessing

Rezension: Miss Sara Sampson von G.E. Lessing

Ich muss ganz ehrlich sagen, dass das Theaterstück, Miss Sara Sampson, an Aktualität ein Stück verloren hat, da heutzutage wenige Väter so böse werden würden, wenn sie erfahren, dass ihre Töchter mit ihrem Freund geschlafen haben. Allerdings ist der Wunsch eines Vaters, seine Tochter zu schützen immer noch gegenwärtig. Interessant finde ich besonders, dass das Stück aus sehr vielen wirren Fäden besteht. Sara war so ziemlich ehrlich zu jedem, aber Mellefont hat ihr vieles vorenthalten, was für Sara überlebenswichtig gewesen wäre. Marwood spinnt ihre eigenen Lügen, hat aber natürlich kein Interesse daran, Sara zu schützen, wobei ich die Wut auf die junge Frau nicht nachvollziehen kann, schließlich ist diese ein unbescholtenes Ding, das vermutlich die Tragweite ihrer Handlungen nicht vollends überblicken konnte, da ihr Details über die Beziehung zwischen Marwood und Mellefont vorenthalten wurden. Sir William Sampson macht offenbar einen Reifeprozess durch. Er merkt, dass er mit seiner Wut nicht nur seine eigene Tochter vertrieben hat, sondern auch am Ende einsam dasteht und dass er möglicherweise auch seine Enkelkinder nicht kennenlernt, wenn er seiner Tochter nicht vergeben kann.

Besonders interessant finde ich, dass das Stück aus der Epoche der Aufklärung stammt und man entsprechende Züge auch findet. Sara gibt sich selbst die Schuld für ihr untugendhaftes Verhalten. Sie gibt zwar zu, dass es ohne Mellefont nicht dazu gekommen wäre, aber sie lässt nicht mit sich verhandeln, dass sie die größte Verantwortung für die Geschehnisse trägt. Dieses Herausstellen finde ich besonders bemerkenswert, denn sie übernimmt damit die Verantwortung für ihr eigenes Handeln und ist bereit den Preis dafür zu zahlen, obwohl sie einen inneren Kampf austrägt. Sie möchte sich mit ihrem Vater versöhnen und hat Angst, ihn mit ihrem Verhalten näher ans Grab gebracht zu haben, auf der anderen Seite liebt sie Mellefont und will mit ihm zusammen sein.

Alles in allem gefiel mir das bürgerliche Trauerspiel Miss Sara Sampson von Gotthold Ephraim Lessing recht gut und ich kann es nur empfehlen dieses Stück mal zu lesen oder es sich auf der Bühne anzusehen, der Stoff scheint mir in gewisser Weise noch aktuell, da Themen wie Liebe, Eifersucht und Intrige in keiner guten Liebesgeschichte fehlen dürfen, wenngleich das Thema des Unkeuchheit heute nicht mehr ganz so aktuell zu sein scheint.