Rezension: Der Schleier der Angst von Samia Shariff
Die Inhaltsangabe zu Samia Shariffs Erfahrungsbericht „Der Schleier der Angst“ findet ihr oben.
Obwohl ich unendlich viel Mitleid mit Samia habe und hatte und ich nicht verstehen kann, wie man sein Kind, seine eigene Tochter, so schlecht behandeln kann, wurde mir Samia mit der Zeit irgendwie unsympathisch.
Sie verlässt sich auf ihre Tochter, lässt sich von ihr unterstützten und holt sich Rat bei ihr. Natürlich ist das nicht schlecht, aber sie ließ sich von der 14-jährigen Norah beschützen als sie, Samia, von ihrem Ehemann geschlagen und vergewaltigt wurde. Norah scheint deutlich stärker als ihre Mutter zu sein und muss diese Schützen und sie aufbauen, wenn sie wieder einmal der Verzweiflung nahe ist. Eigentlich sollte es doch andersherum sein.
Samia flüchtet aus Algerien. Auch das kann ich total gut verstehen, denn dort waren weder sie noch ihre Kinder sicher. Aber in Frankreich hat sie keine Verwandtschaft, zu der sie möchte, keine Freunde und kein Geld. Sie geht einfach davon aus, dass die französischen Behörden sie und ihre Kinder unterstützen. Ich finde diese Einstellung recht befremdlich, obwohl ich die Zwangslage in der sich Samia befunden haben muss natürlich verstehe und ich, als Europäerin, heilfroh bin, dass ich bin relativer Sicherheit leben kann.
Die Unterteilung in Kapitel, die ihre unterschiedlichen Lebensabschnitte aufgliederten, hat mir sehr gut gefallen, auch wenn ich aufgrund der Kapitelaufteilung und den Kapitelüberschriften eine etwas andere Geschichte erwartete.
Die Geschichte, die Samia erzählt ist schrecklich und grauenvoll. Ich musste wirklich ausblenden, dass es sich um reale Begebenheiten handelte und nicht um einen rein fiktiven Text, denn das würde einen auffressen.
Die Kapitel, die sich mit ihrem Leben in Frankreich, Barcelona und Kanada beschäftigten, wurden recht langatmig und meiner Meinung nach, hätte man sie um gute 50 Seiten kürzen können.
Im Großen und Ganzen hat mir der Erfahrungsbericht „Der Schleier der Angst“ von Samia Shariff literarisch recht gut gefallen. Ich würde ihn unter Vorbehalt weiterempfehlen. Einfach deshalb, weil es einige Makel hatte, die mir überhaupt nicht zusagten.