Tagebuch eines Buchhändlers von S. Bythell

Inhaltsangabe: Tagebuch eines Buchhändlers von Shaun Bythell

Im Tagebuch eines Buchhändlers von Shaun Bythell geht es um einen Buchhändler eines Antiquariats in Schottland, der ein Jahr lang beschreibt, was in seinem Geschäft so vor sich geht.

Bythell beginnt im Februar Tagebuch zu schreiben. Nicht, weil an diesem Tag etwas besonders passiert wäre, sondern einfach weil er die Idee Tagebuch zu führen nun umsetzen möchte. Bythell hat einen ziemlich großen Laden in Wigtown, Schottland. Neben den normalen Laufkunden, bestellt er für ein paar wenige Kund:innen auch Bücher, die diese dann bei ihm abholen können. Diese Art von Geschäften wird aber immer weniger, denn viele bestellen dann doch über das Internet.

Er erzählt in seinem Tagebuch von allen möglichen Kund:innen, die in seinem Laden Bücher kaufen oder auch nur stöbern. Natürlich legt er seinen Fokus auf die skurrilsten Geschichten und berichtet von Kunden, die ihr Gebiss auf Büchern ablegen oder scheinbar wahllos Bücherstapel auftürmen, die sie dann stehen lassen und ohne etwas zu kaufen das Geschäft verlassen.

Der Buchhändler verkauft einige besondere Bücher aber eben auch über das Internet, zum einen ist da natürlich Amazon, aber er verkauft auch über Abebooks. Dort verkauft er dann auch tendenziell höherpreisige Bücher oder Bücher, die ein etwas spezielleres Publikum ansprechen, weil die Wahrscheinlichkeit diese im Laden zu verkaufen nicht so hoch ist und man im Internet dann auch eher die Preise erzielt, die die Bücher wert sind.

Bei seinen Internetverkäufen erzählt er aber auch von Kund:innen, die sich über das Verhältnis von Illustrationen und Text im Buch beschweren. Die von schimmligen Büchern schreiben, wenn diese gar nicht schimmlig sind und natürlich von etlichen Büchern, die auf dem Postweg verloren gegangen sind oder einfach zurückgeschickt werden. Aber er beschreibt auch, wie häufig das System verrückt spielt und er so keinen Zugriff auf seine Bestellungen hat oder ihm die Positionen der Bücher, die von den Mitarbeiter:innen in das System eingepflegt werden, nicht richtig angezeigt oder von seiner Mitarbeiterin sehr kreativ eingeräumt werden (mit solchen Begründungen wie ‚In der Odyssee geht es doch auch um Seefahrt. Die Kunden verstehen das schon.‘). Außerdem kämpft er immer wieder mit den Bewertungen, denn wenn er zu häufig Bücher storniert, werden die Bewertungen schlecht und somit auch sein Schnitt. Fällt dieser unter ein gewisses Maß, muss er ihn gegebenenfalls wieder freischalten lassen. Bei Abebooks bedeutet das, dass er erklären muss wieso seine Bewertungen so schlecht waren und was er gedenkt zu tun, damit das nicht wieder geschieht.

Hinzu kommen viele Anrufe von Verkäufer:innen, die ihm gerne die Büchersammlungen aus Haushaltsauflösungen verkaufen wollen. Meistens fragt er dann zuvor erst einmal, welchen Schwerpunkt die entsprechende Sammlung hat bevor er sich bereit erklärt sich die Bücher anzusehen. Außerdem kauft er fast nie die gesamte Sammlung, sondern eigentlich immer nur ausgewählte Bücher solange bis er alles gesichtet hat. Sehr oft sind die Bücher billige Massenware, in etlichen und riesengroßen Auflagen, die er im Laden gar nicht oder nur für wenige Pfund verkaufen kann. Natürlich nimmt er auch solche Sachen hin und wieder mit, aber nur wenn sie in einem sehr guten Zustand sind. Oft kommt es vor, dass Verkäufer:innen enttäuscht sind, weil ihre großen Sammlungen nur so wenig wert sind oder Shaun nur so wenige Bücher mitnehmen kann.

Beispielsweise berichtet er auch, dass viele Kund:innen enttäuscht sind, dass ihr fast neuer Harry Potter Teil 5 in erster Auflage nur wenige Pfund wert ist (und Shaun ihn gar nicht erst ankaufen möchte), obwohl es sich doch um eine erste Auflage handelt, bis er ihnen dann klar macht, dass dieser Band in der ersten Auflage bereits in 100.000facher Auflage erschienen ist.

Hinzu kommt ein Literaturfestival, das zwischen Ende September und Anfang Oktober stattfindet und in das er nicht nur planerisch, sondern auch von vielen Veranstaltungen her involviert ist. Er organisiert beispielsweise eine Autorenklause, in der die Autor:innen, die auf dem Festival auftreten und beispielsweise Lesungen abhalten, Essen und sich zwischendurch aufhalten können.

Tagebuch eines Buchhändlers von S. Bythell

Rezension: Tagebuch eines Buchhändlers von Shaun Bythell

Im Tagebuch eines Buchhändlers von Shaun Bythell geht es um den gleichnamigen Buchhändler, der ein Jahr lang Tagebuch führt und so von seinen Erlebnissen in und rund um seine Antiquariatsbuchhandlung berichtet.

Die Geschichten, die Shaun Bythell über seine Kund:innen erzählt sind manchmal skurril, manchmal witzig, manchmal fies und fast immer irgendwie besonders. Natürlich berichtet er wenig von seinem Alltag, sondern vor allem viel von seinen besonderen Kund:innen. Darüber hinaus hat er auch anonymere Kund:innen, die bei ihm übers Internet einkaufen; sowohl über Amazon als auch über Abebooks. Auch hier häufen sich lustige Geschichten, bei denen man manchmal über ihn (oder seine Mitarbeiterinnen) schmunzeln oder die Augen rollen will und sich manchmal fragt, was es denn für seltsame Kund:innen gibt. Die Geschichten über seine Kund:innen sind meistens ziemlich lustig und über diese habe ich dann auch häufig gelacht oder zumindest geschmunzelt. Manchmal ist Bythell aber schon auch fies zu seinen Kund:innen. Manche haben das sicherlich verdient, aber nicht alle. Hier scheint ein guter Sinn für englischen Humor notwendig zu sein, um auch diese Anekdoten lustig zu finden.

Besonders spannend fand ich auch die Geschichten wie Bythell zu seinen neuen Büchern kommt, die er dann verkauft. Häufig kauft er Teilbestände aus Nachlässen und hofft, dass er mit diesen ausreichend Gewinn machen kann, dass er davon nicht nur sich und seinen Laden versorgen, sondern auch die wenigen Angestellten, die er noch hat, bezahlen kann. Früher brauchte und hatte er noch mehr Angestellte, aber in dem Jahr, in dem er das Tagebuch geschrieben hat, hat er nur noch eine Angestellte, die jeden Freitag und Samstag bei ihm arbeitet und einige Sommeraushilfen, die stundenweise bei ihm arbeiten.

Die ganzen Probleme, die er mit der Verkaufssoftware von Amazon hat und die Probleme, die durch den Kundenservice oder den mangelnden Kundenservice zustande kommen, haben einen sehr spannenden Einblick in den Arbeitsalltag und die vielen Probleme, die auf einen zukommen können, gegeben.

Neben seinem Buchan- und -verkauf, kümmert er sich auch viel um Social Media und hat einen sehr aktiven Facebook-Account, auf dem er über Geschichten aus dem Laden schreibt. Außerdem bietet er an, dass Leute im Laden aus ihren Lieblingsbüchern vorlesen dürfen und er dies dann ins Netz stellt. Hinzu kommen die Veranstaltungen, die regelmäßig bei ihm stattfinden und das Literaturfestival, das er mit organisiert und während dem auch viele Veranstaltungen bei ihm stattfinden und die so die geschäftigsten Tage des Jahres für ihn sind. Man merkt bei Bythell wie viel eine Buchhandlung tun kann und muss um bei den Leuten im Gedächtnis zu sein und eine Verbindung zur Bevölkerung herzustellen. Diese ganzen Dinge, die neben dem Hauptgeschäft herlaufen, fand ich total spannend, weil sie zeigen wie dynamisch und vielschichtig die antiquarische Buchbranche ist.

Insgesamt hat das Tagebuch eines Buchhändlers von Shaun Bythell meiner Ansicht nach einen guten Einblick in die Buchhandelsbranche geboten. Es zeigt wie eine Buchhandlung funktioniert und wie viele witzige Anekdoten dort in einem Jahr zusammenkommen. Man sollte auf jeden Fall den etwas derberen englischen Humor verstehen können, denn manchmal ist Bythell relativ fies. Dennoch hat mir das Tagebuch einen großen Spaß gemacht und ich fand auch die Erfahrungen, von denen er berichtet, total spannend.