Adventskalender 2021 ·Tagebuch eines Lesers von A. Manguel

Inhaltsangabe: Tagebuch eines Lesers von Alberto Manguel

Tagebuch eines Lesers von Alberto Manguel ist ein Tagebuch, in dem der Autor offenbar seine eigenen Leseerlebnisse beschreibt.

Manguel beginnt sein Tagebuch im Juni 2002 und führt es ein Jahr lang. Während dieses Jahrs liest er nicht nur die zwölf Bücher, über die er in seinem Tagebuch bis Mai 2003 schreibt, sondern er erwähnt darüber hinaus noch etliche andere Bücher, der er mit den aktuell gelesenen Büchern in Zusammenhang bringt. So stellt er nicht nur Parallelen her, sondern erwähnt auch darüber hinaus andere Werke, und natürlich berichtet er auch über sein weiteres Leben.

Manguel berichtet von Reisen, die er in diesem Jahr unternimmt und er berichtet von seinem bisherigen Leben, von seinen Umzügen in verschiedene Länder und dass er sich zwar in Frankreich heimisch fühlt, dass er aber wohl am Liebsten in Kanada gelebt hat.

Er berichtet aber auch von seiner Katze, von Bekannten und Freunden, mit denen er Kontakt hat, die er besucht und die ihn besuchen. Und er erzählt auch von früheren Erinnerungen, davon welche Erfahrungen er als Jugendlicher so gemacht hat.

Manguel liest in diesem Jahr die folgenden Bücher: Im Juni Morels Erfindung von Adolfo Bioy Casares, im Juli Die Insel des Dr. Moreau von H. G. Wells, im August Kim von Rudyard Kipling, im September Erinnerungen von jenseits des Grabes von François-René de Chateaubriand, im Oktober Das Zeichen der Vier von Sir Arthur Conan Doyle, im November Peter Schlemihls wundersame Geschichte von Adelbert von Chamisso, im Dezember Der Wind in den Weiden von Kenneth Grahame, im Januar Don Quijote von Miguel de Cervantes, im Februar Die Tatarenwüste von Dino Buzzati, im März Das Kopfkissenbuch von Sei Shonagon, im April Der lange Traum von Margaret Atwood und im Mai Die nachträglichen Memoiren des Brás Cubas von Machado de Assis.

Die Bücher hat Manguel alle schon einmal gelesen und so entdeckt er diese Bücher noch einmal für sich und beschreibt seine Leseerfahrungen.

Adventskalender 2021 ·Tagebuch eines Lesers von A. Manguel

Rezension: Tagebuch eines Lesers von Alberto Manguel

Beim Tagebuch eines Lesers von Alberto Manguel handelt es sich um eine fragmentarische Zusammenstellung der Leseeindrücke, die der Erzähler (offenbar Manguel) über ein Jahr hinweg sammelt.

Ich muss zugeben, dass mir die meisten der Hauptbücher, die Manguel in seinem Tagebuch eines Lesers liest nichts sagten. Natürlich kennt man auch den ein oder andere Autor:innen-Namen und das Werk, das er liest nicht, und bei manchen kennt man Werk und Autor:in (vielleicht sogar nur dem Namen nach), aber zumindest hat man schon mal etwas von Autor:in oder Werk gehört.

Gelesen hatte ich von diesen 12 Büchern, ehrlich gesagt, nicht ein einziges, wenngleich mir Margaret Atwood (wenn auch nicht Der lange Traum, sondern Der Bericht der Magd), etwas sagt. Sherlock Holmes kennt man natürlich, Der Wind in den Weiden sagte mir auch etwas. Don Quijote kenne ich selbstverständlich auch und Chamisso und sogar das Werk von ihm der Peter Schlemihl sagten mir etwas, und stehen sogar noch auf meiner Liste, wenngleich ich sie noch nicht gelesen habe. Wells und Kipling kennt man zumindest dem Namen nach.

Auch die vielen anderen Bücher, auf die Manguel verweist sagten mir meistens nichts. Das hängt zum einen sicherlich mit einer anderen Lesesozialisation zusammen. Ich habe bisher viele Deutsche Werke von Deutschen Autor:innen gelesen und kenne vor allem die bekannteren Kanonwerke. Manguel scheint sich auch in anderen Nationalkanons gut auszukennen und hat auch von diesen sehr viele Werke gelesen.

Ich bin mir – auch während des Lesens – nicht sicher gewesen, wie viel Wahrheit und wie viel Fiktion in dem Tagebuch steckt. Geht es hier nur um einen Erzähler, der fiktiv ein Tagebuch zusammenstellt, wobei er eine gewisses Authentizität erreicht indem er nie darüber spricht, dass der Autor und der Erzähler zwei verschiedene Menschen sind. Oder ist der Erzähler wirklich der Autor, der in seinem Tagebuch fragmentarisch seine Leseeindrücke festhält.

Das ist ein weiterer Punkt. Man kann sich das Tagebuch eines Lesers nicht wie ein Lesetagebuch wie man es für die Schule vielleicht schreiben musste vorstellen. Manguel hält seine Eindrücke fragmentarisch fest. Wenn man die Werke selbst nicht gelesen hat, fällt es manchmal wirklich schwer zu folgen. Dennoch ist es mit viel Witz geschrieben und man kann sich natürlich auch seine eigenen Gedanken zu den Gedanken des Lesers machen; das wäre sicherlich ein lustiges Projekt. Auf manchen Seiten finden sich einige recht kurze Absätze, bei denen es sich um fragmentarisch hingeworfene Gedanken handelt.

Insgesamt finde ich das Tagebuch eines Lesers von Alberto Manguel wirklich spannend und ich hatte beim Lesen immer wieder Lust, selbst mal Tagebuch über meine Leseeindrücke zu führen und andere Werke, deren Parallelen und Unterschiede, vergleichbare Motive und Figurenkonstellationen heranzuziehen. Wer sich für die Eindrücke eines Bücherliebhabers interessiert (und sich dann vielleicht sogar eine eigene Leseliste anlegen möchte), der ist mit dem Tagebuch eines Lesers sicherlich gut beraten.