Mord in der Mangle Street von M. R. C. Kasasian

Abgebrochen: Mord in der Mangle Street von M.R.C. Kasasian

March muss nach dem Tod ihres Vaters ihr Elternhaus verkaufen, erhält aber von Sidney Grice, ihrem Patenonkel, von dem sie zuvor noch nie etwas gehört hat, das Angebot bei ihm in London zu leben. Grice ist ein bekannter und gefeiert Privatdetektiv, doch bei der ersten Begegnung der beiden zeigt er sich bereits als rücksichtsloser, arroganter, geldgieriger Mensch, dem die Gerechtigkeit egal zu sein scheint, solange er nur für seine Dienste bezahlt wird.

March und er beginnen mit den Ermittlungen in einem besonders brutalen Mordfall: ein Ehemann wird beschuldigt, seine Frau mit etlichen Messerstichen getötet zu haben. Seine Geschichte ist denkbar unglaubwürdig. Vor einigen Wochen war ein seltsamer Italiener bei ihm im Geschäft, der ein Messer mit einer besonderen geschwungenen Klinge gekauft hat, mit diesem wurde seine Frau nun ermordet, während er im gleichen Zimmer am Esstisch gesessen hat und schlief. Vor dem Laden hat ein Mädchen gesessen, das niemanden hat flüchten sehen und nach hinten raus kann er auch nicht geflohen sein. March ist sich sicher, dass der Mann, seine Frau nicht ermordet hat, aber Sidney Grice lässt sich erst für den Mordfall engagiert, dafür bezahlen und bringt den Mann dann an den Galgen…

Ich muss sagen, dass ich von Anfang an skeptisch war, denn March ist mir nicht so richtig sympathisch. Dafür hatte ich aber noch Verständnis, weil sie gerade ihren Vater und ihr Elternhaus verloren hat und man auch zeitnah erfährt, dass sie ihren Verlobten verloren hat. Als sie dann aber nicht mal von sich auf die Idee kommt, zu ermitteln und stattdessen die Hinrichtung, obwohl sie den Mann für unschuldig hielt, einfach geschehen lässt, war sie bei mir unten durch.

Sidney Grice war bei mir von Anfang an unten durch, wie man aus dem ersten Absatz schon herauslesen kann. Ich habe unter anderem deshalb weiter gelesen, weil ich gehofft hatte, dass irgendwann ausgeklärt wird, dass er gar nicht solch ein Arsch ist, aber irgendwie hat sich diese Hoffnung nicht erfüllt.

Mal von den furchtbar unsympathischen Figuren abgesehen, fand ich auch deren Ermittlungsarbeit langweilig und unlogisch. March trägt überhaupt nichts bei, obwohl sie als medizinische Assistentin für ihren Vater gearbeitet und deshalb ein gewisses Vorwissen hat. Sie läuft immer nur mit und tut nichts selbstständig. Grice ermittelt, aber die sehen bei ihm so aus: Befragung: es stellt sich heraus, dass der angebliche Mörder ein netter, vorbildlicher Mann war, seine Schlussfolgerung: der muss ein Mörder sein. Ich weiß nicht wie er diese Schlüsse aus den Aussagen zieht, aber wenn er das daraus schon schließt, will ich nicht wissen, was er getan hätte, wenn die Leute negatives über den Mann ausgesagt hätten. Und es wird nicht ersichtlich wieso er diese Schlussfolgerungen zieht. Also selbst wenn er ein Genie sein sollte und er aus den Befragungen diese Schlüsse ziehen kann, dann kann man dem Autor (oder der Autorin) zumindest vorwerfen, dass die Ermittlungsarbeit furchtbar ist, weil sie nicht logisch nachvollziehbar gestaltet ist.

Abgesehen davon handelt es sich um einen schrecklich brutalen Krimi. Nicht nur ist er deutlich blutrünstiger als notwendig wäre, er ist auch darüber hinaus einfach schrecklich grausam. Es gibt deutlich mehr Tote als man für einen Krimi bräuchte, denn es sterben auch Menschen, deren Tod nicht untersucht werden muss, weil sie nicht ermordet werden, außerdem verhalten sich die Menschen ekelerregend und werden so negativ und krankheitsverseucht wie möglich beschrieben. Es gibt einfach niemanden, der sich freundlich, mitfühlend oder auch nur halbwegs neutral verhält. So etwas möchte ich nicht lesen.

Alles in allem war der erste Band der Reihe so eine Enttäuschung, dass ich nicht nur die Reihe nicht weiter verfolgen werde, sondern darüber hinaus diesen Band auch noch abgebrochen habe. Ich war einfach zutiefst enttäuscht und ärgere mich inzwischen, dass ich Mord in der Mangle Street von M.R.C. Kasasian doch so lang ertragen habe.