Adventskalender 2019 ·Der Notar in der Fall von J. Gotthelf

Inhaltsangabe: Der Notar in der Falle von Jeremias Gotthelf

Der Notar in der Falle von Jeremias Gotthelf ist eine Erzählung aus dem Jahr 1848. In dieser Erzählung geht es um Luise, die bei ihrer Tante der Frau Spendvögtin lebt. Luise, inzwischen 27 Jahre alt, bekommt mit wie in den vergangenen Jahren immer mehr ihrer Freundinnen heiraten. Eine nach der anderen findet einen Mann, schwärmt von ihm, erzählt Luise davon und heiratet letztendlich, was immer dazu führt, dass diese Freundin natürlich keine Zeit mehr für Luise hat, denn sie muss sich ja nun um ihren Mann, den Haushalt und gegebenenfalls auch zeitnah um Kinder kümmern. Luise vereinsamt immer mehr und es liegt nicht einmal daran, dass sie unansehnlich wäre. Luise ist weder zu dick, noch zu dünn, sie ist nicht hässlich. Ihr Gesicht ist einfach durchschnittlich. Alles ist an seinem Platz, doch sie ist eben so normal, so durchschnittlich, dass sie niemandem über ihre bloße Anwesenheit hinaus im Gedächtnis bleibt. Sobald Luise verschwunden ist, obwohl sie sehr höflich ist, wird sie vergessen, was natürlich dazu führt, dass sie keinen Verehrer findet. Auf der Hochzeit der letzten unverheirateten Freundin Julie, lernt sie den Notar Stößli kennen und verliebt sich Hals über Kopf in sie. Sie unterhalten sich gut miteinander und tanzen auch sehr häufig, doch Stößli denkt gar nicht daran, sich noch einmal bei Luise zu melden. Irgendwann ist Luise so verzweifelt und krank vor Liebe zu ihrem Notar, dass sie die Magd nach dem Notar schicken lässt. Sie will bei ihm ihr Testament machen, denn sie befürchtet zu sterben vor unerwiderter Liebe zu ihm. Der Notar ahnt gar nicht, dass sie so viel zu vererben hat und freut sich so umso mehr als sich Luise empfänglich für seine Annäherungsversuche zeigt. Stößli bittet Luise, ihn zu heiraten, die Spendvögtin kann gar nicht nachvollziehen, warum sich plötzlich ein Mann in ihre Nichte verliebt und warum es dieser so eilig mit der Hochzeit hat. Luise rückversichert sich immer wieder, dass Stößli ja nicht wegen des Erbes heiratet, sondern ihretwegen; und tatsächlich stellt sich Luise als durchaus interessante, kluge, junge Frau heraus. Erst nachdem sie verheiratet sind, gesteht Luise ihm, dass sie nicht reich ist. Stößli tobt und verlangt die Scheidung. Als Luise ihrer Tante die Situation erklärt, versteht diese alles. Sie versteht, warum Stößli so eilig auf die Hochzeit bestand, dass er sie um ihr angebliches Erbe hatte bringen wollen und sie ahnt auch, dass sein Ruf darunter leiden würde, wenn er erzählt, dass Luise ihn mit ihrem angeblichen Erbe geködert hat um ihn zur Hochzeit zu überreden. Stößli willigt ein, es mit Luise zu versuchen und am Ende werden die beiden sogar halbwegs glücklich miteinander. Luise kümmert sich gut um ihn, ist ihm eine kluge Ehefrau und so wird er von Kollegen und Bekannten sogar um diese tolle Ehefrau beneidet. Am Ende sagt er ihr auch, dass sie ihm fast so lieb sei wie das Vaterland.

Adventskalender 2019 ·Der Notar in der Fall von J. Gotthelf

Rezension: Der Notar in der Falle von Jeremias Gotthelf

In der Erzählung Der Notar in der Falle von Jeremias Gotthelf sucht Luise nach einem Ehemann und ihre Wahl fällt auf Notar Stößli. Der Autor verwendet weite Teile der Geschichte dazu von Luises Hintergrund zu erzählen. Er beschreibt, welchen Charakter Luise hat, beschreibt ihr Aussehen, ihre Beziehung zu den Menschen in ihrem Dorf und zu ihren Freundinnen. Außerdem wird beschrieben wie sich Luises Gedanken entwickeln. Wie sie sich Gedanken darüber macht, dass alle ihre Freundinnen nach und nach heiraten, dass sie dann keine Zeit mehr für sie haben und dass Luise immer mehr vereinsamt. Luise ist eigentlich kein schlechter Mensch, sie ist ziemlicher Durchschnitt und mit ihrer Tat, damit, dass sie ihren zukünftigen Ehemann belügt, macht sie sich im Grund erst interessant. Dies ist das erste, was Luise macht, was man nicht sofort wieder vergessen würde. Und doch ist es etwas, das ihr Notar eigentlich nicht erträgt. Als er erfährt, dass eine Frau und sogar seine Frau ihn so belogen hat, dass sie ihn so manipulieren konnte, wird er wütend. Er fühlt sich gehörnt und möchte eigentlich am Liebsten sofort die Scheidung. Erst die kluge Reaktion der Tante Spendvögtin sorgt für Beruhigung in der Beziehung, wobei diese nicht plötzlich super wird, sondern sich nach und nach verbessert. Der Autor geht hier sehr behutsam vor, baut die Geschichte langsam auf und zeigt so auf, wieso sich Luises Verhalten so entladen konnte und es zu dieser Eskalation kommen konnte.

Der Erzähler verwendet einen zarten Humor, und macht immer wieder augenzwinkernde Vorausdeutungen und Rückverweise, sodass man nicht nur das Gefühl hat, der Erzähler weiß schon wie die Geschichte endet und betrachtet dieses Ende mit einer gehörigen Portion Humor, sondern er findet auch Luises Schicksal recht traurig, weshalb er ihre Tat irgendwie gutheißt. Ich will gar nicht bestreiten, dass sie nicht richtig gehandelt hat, aber ich finde es unglaublich schön beschrieben, wie positiv Luise dargestellt wird, und dass sie dennoch keinen Mann zu finden scheint.

Jeremias Gotthelf hat ein ziemliches Händchen dafür, seine Charaktere bis zum Ende liebevoll zu gestalten, sie passen in die Geschichte, geben ihr, die notwendigen Wendungen und sein Erzähler sorgt mit einem Spritzer Humor dafür, dass diese Erzählung Der Notar in der Falle (auch Titel ist ja schon humorvoll) mir wirklich Spaß gemacht hat.