Adventskalender 2018 ·Irrwisch-Fritze von A. Reinbold

Inhaltsangabe: Irrwisch-Fritze von Adelheid Reinbold alias Franz Berthold

Die Novelle Irrwisch-Fritze von Adelheid Reinbold ist eine Dorfnovelle und spielt dementsprechend in einem kleinen Dörfchen. Lieschen arbeitet mit einigen Leuten aus dem Dorf auf dem Feld. Einer dieser Menschen ist Fritz. Er scheint Lieschen toll zu finden, denn er bringt ihr zuerst das frische Wasser aus dem Krug und bittet sie, ihm zu sagen, dass sie ihn mag. Sie wird rot und läuft glücklich nach hause. Ihre kleine, boshafte Schwester Mariechen ahnt, dass ihre Schwester einen Bewerber hat und findet es am nächsten Sonntag heraus, dass Lieschen hatte einen Strauß Blumen über Nacht in Wasser gestellt, sodass der Strauß frisch bleibt, als Fritz ihr nun noch eine weiter Blume schenkt, weiß Mariechen, dass dieser der Freund ihrer Schwester sein muss. Zuhause angekommen macht sie Lieschen das Leben schwer. Schon am Vorabend hatte sie der Mutter verraten, dass Lieschen den Kochlöffel hat anbrennen lassen und nun findet sie ein Geschenk von Fritz an Lieschen. Als ihr Vater dies erfährt, verbrennt er das Geschenk und sagt ihr, dass sie gar nicht glauben soll, dass er zulassen wird, dass sie einen so armen, mittellosen Mann heiratet, denn er will sie eigentlich an den reichen Bäcker Bachmann verheiraten. Lieschen bittet ihren Vater es sich noch einmal zu überlegen und auch Fritz will um die Hand Lieschens anhalten, doch der Vater lässt dies nicht zu. Er sagt, dass die Verlobung von Lieschen und Bachmann bereits abgemacht wäre und damit hat Fritz keine Möglichkeit mehr. Auch die Mutter, die anscheinend selbst zu einer Heirat ohne Liebe überredet worden war, greift nicht ein, sodass Lieschen sich in ihr Schicksal ergibt, denn sie weiß wie jähzornig ihr Vater werden kann und sie will nicht, dass ihrem Fritz oder ihr etwas zustößt. Lieschen will zu Fritz, wird im Moor aber irre geleitet von einigen Irrlichtern, sodass sie lauthals schreit. Mariechen, die ihr gefolgt war, versinkt im Moor und Fritz versucht sie zu retten, versinkt aber dabei seinerseits, sodass Lieschen heilfroh ist, als ihre beste Freundin mit ihrem Bruder daherkommt. Mariechen und Fritz werden gerettet und Lieschen nimmt ihrem Freund das Versprechen ab, dass er seinerseits heiraten soll – sie findet, dass Gertrud, ihre Freundin, eine gute Wahl für ihn wäre.

Die beiden wollen am gleichen Tag heiraten, sodass sie gleichzeitig unglücklich werden. Es schließen sich noch zwei weitere Paare an. Jetzt soll der Pfarrer vier Paare gleichzeitig trauen, da diese große Hochzeit preiswerter wäre als vier kleinere Hochzeiten. Auf dem Weg zur Kirche, begegnen der Kutsche wieder Irrlichter, sodass sie zu spät eintreffen. Als sie endlich getraut werden können, ist es bereits Abend, da der Pfarrer an diesem Tag noch einen anderen Termin hatte und bei ihrem Eintreffen schon nicht mehr zuhause ist. Im Durcheinander, weil dort anscheinend Fledermäuse waren, die die Frauen erschreckt hatten, heiraten die falschen Männer die falschen Frauen. Lieschen wird aus Versehen mit Fritz und Gertrud mit Bachmann verheiratet und auch bei den anderen Paaren tritt eine Verwechslung ein. Die Paare beratschlagen was nun zu tun wäre, aber da Fritz und Lieschen sich nicht wieder scheiden lassen wollen und auch die anderen beiden Paare es für günstiger halten, wenn sie verheiratet bleiben, da sie sonst nicht nur diese Hochzeit, sondern auch die Scheidung und die erneute Hochzeit bezahlen müssten, hat Bachmann gar keine Gelegenheit die Scheidung zu fordern und außerdem findet er Gertrude eigentlich ziemlich gut, denn er hatte sich den ganzen Tag ausgezeichnet mit dieser jungen Frau verstanden. Und so müssen sie nur noch Lieschen Eltern erklären wie es zu der verwechselten Eheschließung kommen konnte.

Adventskalender 2018 ·Irrwisch-Fritze von A. Reinbold

Rezension: Irrwisch-Fritze von Adelheid Reinbold

Die Inhaltsangabe zur Novelle Irrwisch-Fritze von Adelheid Reinbold findet ihr oben.

Diese Novelle soll wohl die beste Novelle von Adelheid Reinbold gewesen sein, welche unter männlichem Pseudonym schrieb. Ich muss ganz ehrlich sagen, ich konnte mir unter einer Dorfnovelle vorher nicht allzu viel vorstellen. Ich meine, klar, es geht um ein Dorf oder dörfliches Idyll, das dann mutmaßlich irgendwie gestört wird. Und dies geschieht hier durch zwei Liebende, die sich anscheinend so sehr lieben, dass sie bereit sind sogar wegzulaufen, wobei Lieschen sich nicht wirklich traut, weil sie Angst hat, dass sie sich selbst nicht mehr im Spiegel ansehen kann. Ich habe mich die ganze Zeit gefragt, woher sie eigentlich weiß, dass sie Fritz liebt. Es wirkte für mich so, als ob uns als Lesern ein kleiner Teil am Anfang der Novelle fehlte, der deutlich macht wie sich Lieschen und Fritz ineinander verliebt haben, aber vielleicht brauchte man diesen Teil früher nicht. Entweder, weil man sich schneller entschieden hat, ob man verliebt ist, oder nicht oder weil man gar nicht die Wahl hatte oder weil Lieschen in diesem Fall einfach weg wollte oder musste von diesen Eltern beziehungsweise von dieser Familie. Sie lebt mit dem jähzornigen Vater, der braven Mutter, die die kleine Schwester ständig bevorzugt und Mariechen, dem Teufelsbraten von Schwester, zusammen, welche ihr alle drei das Leben sehr schwer machen. Da wollte sie vielleicht einfach weg und wenn es dann auch noch zu einem Mann war, der sie liebte und hoffentlich besser behandelte, weshalb nicht? Allerdings stellte sich mir dann die Frage, woher sie wissen wollte, dass der Bäcker, der noch dazu über Geld verfügt, sie nicht liebt und nicht gut behandeln würde, denn für ihre beste Freundin ist er anscheinend auch gut genug.

Soweit ich weiß, ist die Novelle Irrwisch-Fritze von Adelheid Reinbold unter anderem im Novellenschatz von Kurz und Heyse herausgegeben worden. Heyse und Kurz haben Novellen aus der Romantik und aus dem Realismus herausgegeben, wobei die diversen Bände der Novellen sehr durchmischt waren. Ich hatte eigentlich gedacht, dass Dorfnovellen aus dem Realismus stammten, aber anhand der mystischen Irrlichter, die im Moor und auch auf dem Weg zur Hochzeit ihr Unwesen trieben und dem magischen Imker, den Fritz aufgesucht hatte, um seine Angebetet wieder für sich zu haben, bin ich mir da nicht mehr so sicher. Auch die Tatsache, dass am Ende Lieschen und Fritz sich durch diese seltsame Verwechselung bekommen haben und auch Bachmann und Gertrud sich zugeneigt waren, fand ich sehr unrealistisch – wobei hier weniger die Epoche als der Fiktionsgrad gemeint ist.

Insgesamt hat mir die Novelle Irrwisch-Fritze von Adelheid Reinbold sehr gut gefallen und ich kann sie nur weiterempfehlen – vor allem das Ende, hat mich in seinen Bann gezogen.