Die Detektive vom Bhoot-Basar von D. Anappara

Inhaltsangabe: Die Detektive vom Bhoot-Basar von Deepa Anappara

In dem Roman Die Detektive vom Bhoot-Basar von Deepa Anappara geht es um den neun-Jährigen Jai, der mit Pari und Faiz befreundet ist und zusammen in eine Klasse geht. Die drei kommen alle aus dem gleichen Basti, also heruntergekommenem Wohnviertel. Sie wohnen in ein-Raum-Hütten, die nicht einmal über ein eigenes Badezimmer verfügen und schlafen alle eng aneinander auf einer Schlafstätte. Jai schaut sich im Fernsehen gerne Polizei-Dokus und -Serien an und hält sich für einen guten Detektiv. Als der gemeinsame Klassenkamerad Bahadur verschwindet, will Jai ihn mit seinen Freunden wiederfinden, doch Faiz hat keine Lust, Detektiv zu spielen, außerdem muss der Schüler arbeiten, um seine Familie mitzuversorgen.

Pari und Jai machen sich also alleine auf die Suche und Jai plant, Bahadur Mal gehörig die Meinung zu sagen, denn schließlich vermuten alle, dass der Junge einfach weggelaufen ist, weil sein Vater ihn betrunken ständig verprügelte. Als ein paar Tage später auch noch Omvir, Bahadurs bester Freunde, verschwindet, ist die Sache ja klar: Die beiden hatten den Plan zusammen wegzulaufen und haben diesen jetzt wohl in die Tat umgesetzt. Doch auch nachdem Pari und Jai sogar extra mit dem Zug zum nächsten größeren Bahnhof fahren, finden sie keine Spur auf die beiden Kinder. Unterwegs werden sie sogar beinahe von einer seltsamen Frau, die ihnen Süßigkeiten anbietet, entführt.

Wieder zurück Zuhause ermitteln Pari und Jai weiter und auch Faiz begleitet sie von Zeit zu Zeit bei ihren Befragungen, denn es verschwinden immer mehr Kinder. Da die ersten Kinder, die verschwanden allesamt Hindus waren, denken diese, dass die Muslime ihre Kinder entführen. Als dann auch noch vier Moslems aus ihrem Stadtviertel verhaftet werden, scheint die Sache klar. Doch es kehrt keine Ruhe ein. Stattdessen verschwinden weitere Kinder und dieses Mal sind sogar muslimische Kinder darunter. Dennoch werden die Inhaftierten nicht freigelassen, denn erst einmal muss ein Richter sie für unschuldig erklären.

Jai bekommt einen Job als Teejunge, weil er für die Fahrt zum Bahnhof Geld brauchte und dieses zurückzahlen muss. Dort trifft er auf einen seltsamen Typen, der ihn an einen Boxer erinnert. Nach und nach entwickelt sich dieser Mann zum Hauptverdächtigen und tatsächlich scheint er auch in der Nähe zu wohnen, wo die Kinder immer verschwanden. In seinem Haus finden sich jedoch keine Hinweise auf die verschwundenen Kinder. Und auch nachdem dieser andere Mann verhaftet wurde, werden die zuvor verhafteten Muslime nicht wieder freigelassen. Die erbosten und verängstigen Bewohner des Basti suchen ihre Kinder, finden diese jedoch auch nicht in der Wohnung der Frau, für die der Verdächtige gearbeitet hat. Allerdings finden sie dort Betäubungsmittel. Doch wo können die verschwundenen Kinder dann stecken?

Neben dieser Hauptgeschichte gibt es noch drei Zwischenspiele, bei denen es sich um Sagen oder Geschichten handelt, die so eine Art Heldensagen geworden sind. In der ersten dieser drei Geschichten geht es um Mental, dessen Geschichte ein bisschen an Oliver Twist erinnert. Mental hatte eine ganze Schar Straßenkinder, die für ihn Flaschen gesammelt haben. Straßen-ki-Rani ist die Geschichte von einer Mutter, deren Tochter überfallen wurde und daraufhin stirbt. Im Folgenden sucht sie nach den Mördern ihrer Tochter und schützt die Mädchen, die auf der Straße überfallen werden. In der letzten Geschichte geht es um Dschinns (die auch im ganzen Roman immer wieder als die Entführer der Kinder verdächtigt werden). Die Geschichte zeigt aber, dass Dschinns eigentlich meistens gut sind.

Die Detektive vom Bhoot-Basar von D. Anappara

Rezension: Die Detektive vom Bhoot-Basar von Deepa Anappara

Der Roman Die Detektive vom Bhoot-Basar von Deepa Anappara spielt im heutigen Indien, wenngleich auch nicht ganz klar ist wann genau der Roman spielt. Leider wird auch nirgendwo erwähnt auf welchem wahren Kriminalfall dieser Roman beruht. Mir hat besonders gut gefallen, dass ich bisher nicht so wahnsinnig viele Romane aus Indien (mir fällt gerade ehrlich gesagt keiner ein) gelesen habe. Auch von indischen Autoren habe ich bisher nicht so viel gelesen. Allein deshalb schon hat der Roman mir gut gefallen.

Mir hat diese unbedarfte Sicht auf die Welt, die die Detektive also die drei Kinder haben, sehr gut gefallen. Es wirkt wie ein Jugendroman, was ja ach von dem Standpunkt her logisch ist als dass meistens ja das Alter der Protagonisten und das Alter der Leser recht nah beieinander ist. Sprich Kinderbücher haben meist auch Kinder als Protagonisten. Dennoch ist dieses Buch hier ganz sicher nicht für Kinder geeignet. Vielleicht kann man es Jugendlichen zu lesen geben, aber man sollte damit rechnen, dass dieses Buch einen bleiben Eindruck hinterlassen könnte.

Somit kommen wir zu der unglaublichen Fülle an Gesellschaftskritik, die Anappara in ihrem Roman vereint. Es geht um die Entführungen von Kindern, die spurlos verschwinden, und um die sich, außer den Eltern am Anfang keiner Sorgen gemacht. Es geht um eine Gesellschaft, die nicht gut auf sich aufpasst, auch weil die Eltern gar keine Zeit dafür haben. Am liebsten würden die Eltern ihre Kinder immer in die Schule bringen und abholen, aber das geht nicht, weil sie den ganzen Tag arbeiten müssen. Die Kinder müssen entweder im Haushalt helfen (wie beispielsweise Jais Schwester Runu-Didi, die nur ein paar Jahre älter als Jai und damit selbst noch ein Kind ist) oder sie müssen irgendwo arbeiten und Geld verdienen (Faiz geht manchmal nicht in die Schule, weil er arbeiten muss, damit seine Familie über die Runden kommt). Darüber hinaus hat mich eine Szene unglaublich traurig gemacht und ist mir im Gedächtnis geblieben. Nachdem einige Kinder verschwunden sind, unterhalten sich zwei Männer an den öffentlichen Waschräumen und Toiletten (weil es keine privaten Badezimmer gibt) darüber, dass sie gar nicht merken würden, wenn bei der Fülle an Kindern welche verschwinden würden. Die Verhältnisse, in denen diese Familien leben, sind sehr, sehr traurig und so weit weg von dem Standard, den ich kenne, dass man sich fragt wie Menschen heute noch so leben können. Und nicht weit von ihnen gibt es Menschen, für die sie arbeiten, die sich einen Dreck um ihre Arbeiter kümmern. Jais Schwester verschwindet und die Mutter möchte ein paar Tage frei haben, um nach ihrer Tochter suchen zu können. Ihre Chefin droht ihr, dass sie sich eine andere Arbeiterin sucht, wenn sie nicht wieder auftaucht. Die Tochter sei ja bestimmt einfach mit ihrem Freund weggelaufen.

Diese Gesellschaftskritik wird deutlich, wenn klar wird, dass in Indien regelmäßig Kinder verschwinden. Sie werden einfach so von der Straße weg entführt und als billige Arbeitskräfte oder als Sexsklaven verkauft. Diese Kinder sehen in der Regel ihre Familien nicht wieder. Das ist ein ganz reales Problem in Indien, das vor allem die Armen trifft, weil die zum einen wohl mehr Kinder haben und zum anderen auch nicht die Mittel haben, die Polizei zu zwingen, nach ihren Kindern zu suchen.

Was mich verwirrt hat, waren diese drei Zwischenspiele. Die drei Geschichten, haben zwar mit der eigentlichen Hauptgeschichte zu tun, aber sie haben keine direkte Verbindung zu ihnen (außer die Zweite, weil diese den Protagonisten im Laufe der Handlung erzählt wird). Auch die jeweiligen Überschriften – immer die gleiche – Diese Geschichte wird euch das Leben retten fand ich irgendwie seltsam.

Dennoch hat mir Die Detektive vom Bhoot-Basar von Deepa Anappara sehr gut gefallen und ich bin froh, dass ich mal ein solches Buch gelesen habe. Ich empfehle es jedem, der mal ein Buch abseits des üblichen lesen möchte, gerne weiter. Aber man sollte mit einer ganzen Ladung an Gesellschaftskritik, die einen auch bisweilen sehr traurig machen kann, rechnen.