Die Schachspielerin von B. Henrichs

Inhaltsangabe: Die Schachspielerin von Bertina Henrichs

Eleni lebt mit ihren beiden Kindern und ihrem Mann Panos auf Naxos, einer kleinen griechischen Insel, auf der sie als Zimmermädchen in einem kleinen Hotel namens Dionysos arbeitet. Mit der Besitzerin des Hotels versteht sie sich gut, weshalb sie regelmäßig morgens mit ihr einen Kaffee trinkt während sie darauf wartet, dass die Gäste ihre Zimmer verlassen, damit sie in Ruhe putzen kann. Eines Morgens stößt sie beim Putzen eine Schachfigur um, aber sie kann sich nicht herleiten wohin die Figur der angefangenen Partie gehört. Fortan ist sie von dem Spiel fasziniert, weiß sie aber doch, dass sie sich niemals ein Schachspiel wird kaufen können, denn das würde von den Mitbewohnern der Insel nicht gut aufgenommen. Hier ist es nicht gerne gesehen, wenn man sich anders verhält als seine Nachbarn. Eleni kommt aber eine geniale Idee, denn sie möchte gerne einmal Schach spielen. Sie lässt Panos ein Spiel zum Geburtstag kaufen und zwar von ihrem ehemaligen Lehrer. Dieser ist überrascht von dem Anliegen seiner ehemaligen Schülerin, kommt ihrer Bitte aber nach. Er entscheidet sich für einen Schachcomputer, mit dem Eleni notfalls auch alleine spielen kann. Panos ist nicht begeistert von dem Geschenk, doch Eleni möchte so gerne spielen, dass sie nach einigen Tagen heimlich eine Runde spielt. Anfangs ist das Spiel sehr verwirrend und sie lernt sehr viel mit dem Buch, das ihr Lehrer für sie gekauft hat, doch dann bekommt sie irgendwann den Dreh raus und spielt besser. Doch da sie nicht ewig nur gegen den Computer spielen möchte, fragt sie ihren Lehrer, ob dieser bereit ist, mal gegen sie zu spielen. Er hat vor vielen Jahren sehr gerne Schach gespielt, doch als er sich mit seinem damaligen Freund und Gegenspieler verkrachte, hat er aufgehört. Kouros ist überrascht von den Fähigkeiten der kleinen Eleni und so verbringen die beiden einige Nachmittage mit spielen. Als es Eleni endlich gelingt, ihn zu besiegen, ist sie so stolz, dass sie es jemandem erzählen muss. Sie entscheidet sich für ihre eigentlich beste Freundin Katerina, die nichts besseres zu tun hat, als es auf der ganzen Insel auszuplaudern, weshalb Eleni geschnitten wird und sie und Panos sich streiten. Fortan besucht sie Kouros überhaupt nicht mehr, doch nach einigen Wochen fängt sie mit vorsichtigen Besuchen an. Sie beginnt sämtliche Angriffs- und Verteidigungsstrategien zu lernen, doch irgendwann schafft sie kein natürliches, intuitives Spiel mehr gegen ihren Lehrer, weshalb dieser über seinen Schatten springt und Costa, seinen ehemaligen Schachfreund, anruft. Costa kann kaum glauben, dass die „Putze“ – wie er sie abfällig nennt – eine so gute Spielerin sein soll, ist aber bald von ihrem Können beeindruckt. Kouros findet ein Schachturnier für Eleni in Athen, an dem sie heimlich teilnimmt. Während sie weg ist, kommt Kouros schwerkrank ins Krankenhaus. Maria, Elenis Chefin im Hotel, ist beeindruckend von dem Mut ihrer Angestellten und als sie den Brief erhält, dass Eleni auf dem Festland ist, um dort ein Schachturnier zu bestreiten, macht sie sich daran die frohe Kunde zu verbreiten: Eleni von Naxos ist auf dem Festland um bei einem wichtigen Turnier ihre Insel zu vertreten. Die Inselbewohner sind begeistert, schließlich hätte niemand damit gerechnet, dass sie einmal bei einem richtigen Schachturnier von einer der ihren vertreten werden. Und auch Panos kann sich mit dem Gedanken, dass seine Frau Schach spielt langsam anfreunden.

Die Schachspielerin von B. Henrichs

Rezension: Die Schachspielerin von Bertina Henrichs

Die Schachspielerin von Bertina Henrichs ist als Roman ausgezeichnet, aber meiner Ansicht nach handelt es sich dabei eher um eine Novelle. Es handelt sich hier um eine sehr gradlinige, relativ kurze Geschichte, die auch keinen Nebenschauplatz hat. Es geht eigentlich immer nur um Eleni, und der Erzähler erzählt ihre Geschichte, begleitet sie auf ihrer Reise und folgt ihr nach Athen. Da es also keine Nebenschauplätze gibt, handelt es sich meiner Ansicht nach bei Die Schachspielerin von Bertina Henrichs eher um eine Novelle.

Damit ist auch schon ein zweiter Gesichtspunkt zumindest angedeutet: Über das Innenleben vieler anderer Figuren wird kaum etwas deutlich. Man erfährt, dass Panos, Elenis Ehemann, mit ihrem Schachspielen nicht besonders glücklich ist, aber man erfährt nicht genau warum, darüber hinaus erfährt man wenig über die Gedanken und Gefühle der Kinder von Eleni und Panos, man erfährt nicht über die Gedanken von Katerina oder Maria, nur weniges erfährt man von Kouros und Costa, die an sich auch eher in sich verschlossene Figuren sind. Kouros reflektiert sein Verhältnis zur Gesellschaft, zu Eleni und seine Aufgabe in der Welt, aber darüber hinaus erfährt man auch kaum etwas von ihm. Eleni reflektiert ihr Verhalten selbst noch relativ wenig; sie macht sich eigentlich kaum Gedanken darüber, dass sie plötzlich aus ihrer kleinen Welt ausbrechen möchte. Sie bemerkt zwar, dass diese Schutzschicht, in der sie immer gelebt hat, nun relativ beklemmend für sie ist, dass ihr das früher aber nicht so viel ausgemacht hat, aber sie scheint nicht zu merken, woran das liegt. Sie denkt einfach nicht weiter darüber nach. Wenngleich man diesem Konzept einer Hauptfigur einiges entgegenbringen könnte, finde ich, dass es gut zu Eleni passt, dass sie nicht allzu viel über alles nachdenkt. Sie bemerkt nur selbst mit einer gewissen Selbstironie, dass ein kleines Zimmermädchen Schach spielen will und dass das eigentlich seltsam ist.

Ich habe als Kritikpunkt gelesen, dass in diesem Buch das Schachspiel nicht besonders detailgetreu rüberkam. Es gibt keine Uhren wie man sie von Schachturnieren kennt, und auch abgesehen davon wäre das Buch ziemlich wenig beschreibend, was das Schachspiel angeht. Es mag sein, dass dem so ist und es mag sein, dass man das als Schachspieler merkt, aber mir als absolutem Schachlaien ist das nicht aufgefallen. Zugegebenermaßen habe ich überhaupt keine Ahnung vom Schach, aber mir persönlich ist das nicht aufgefallen. Ich hätte es wohl eher noch als störend empfunden, wenn die Passagen des Schachspielens noch detailgetreuer umschrieben werden, weil ich davon nichts verstanden hätte und es für die Geschichte auch nicht notwendig oder hilfreich gewesen wäre.

Die Schachspielerin von Bertina Henrichs ist eine nette kleine Geschichte, die ich persönlich sehr ästhetisch fand und die ich durchaus empfehlen würde.