Frau Yeoms kleiner Laden der großen Hoffnungen von Kim Ho-yeon

Inhaltsangabe: Frau Yeoms kleiner Laden der großen Hoffnungen von Kim Ho-yeon

Frau Yeom ist im Zug unterwegs als sie ein Anruf erreicht: ein Obdachloser meldet sich vom Seouler Hauptbahnhof. Er hat ihren Portemonnaie-Beutel mitsamt ihrem Sparbuch und Notizbuch gefunden. Als sie am Bahnhof ankommt, ist sie skeptisch, denn sie hatte noch nie mit einem Obdachlosen zu tun und weiß nicht, ob er nicht gefährlich sein könnte, doch als er ihren Beutel gegen mehrere andere Männer im Kampf verteidigt, trifft sie kurz entschlossen eine Entscheidung: sie nimmt den Mann mit ihren Laden und erklärt ihm, dass er bei ihr jeden Tag eine Lunchbox bekommt. Er kommt regelmäßig vorbei und holt sich seine Lunchbox.

Als ihr Mitarbeiter für die Nachtschicht kündigt, übernimmt Dok-go, allerdings stellt ihn die Chefin nur unter der Bedingung ein, dass er den Alkohol aufgibt, was er mit einigen Schwierigkeiten auch tut. Nach und nach wird er wieder menschlicher, gewöhnt sich an die Zusammenarbeit mit Menschen und im Servicebereich, hört auf zu stottern. Außerdem ist Dok-go ein überaus freundlicher Mensch. Mit kleinen Gesten zeigt er den Menschen, dass er sie wertschätzt und er wird zum Berater für viele Menschen, die während seiner Nachtschicht in den Laden kommen:

Zuerst einmal ist da seine junge Kollegin, die ihn einarbeitet. Dank ihm findet sie einen neuen Job in einem anderen 24-Stunden-Supermarkt, allerdings als Filialchefin und seine andere Kollegin berät er, damit sie sich mal mit ihrem erwachsenen Sohn ausspricht und sie ihre Differenzen klären können. Außerdem hilft er einem Familienvater, der sich weder auf der Arbeit noch von seiner Familie wert geschätzt fühlt und einer Autorin, die gerade mit ihrer Berufswahl als Theaterautorin hadert.

Seiner eigenen Vergangenheit geht Dok-go aber lieber aus dem Weg bis sie ihn einholt…

Frau Yeoms kleiner Laden der großen Hoffnungen von Kim Ho-yeon

Rezension: Frau Yeoms kleiner Laden der großen Hoffnungen von Kim Ho-yeon

Bei Frau Yeoms kleiner Laden der großen Hoffnungen von Kim Ho-yeon handelt es sich um einen tollen belletristischen Roman, in dem sich die Leben vieler verschiedener Menschen in Frau Yeoms Laden berühren.

Ich mag solche Romane aus dem japanischen Raum total gerne und als ich das stimmungsvolle Cover gesehen habe, hatte ich direkt Lust, den Roman zu lesen. Und ich war neugierig darauf einen Roman aus Korea zu lesen, denn in diesem Kulturraum habe ich mich bisher buchtechnisch noch nicht bewegt. Gerade ein Buch, das relativ kurze Episoden aus den verschiedenen Leben der Menschen verbindet bietet sich da sicherlich an, weil man auch viel aus der koreanischen Gesellschaft und aus der koreanischen Kultur lernen kann.

Ich hatte ja schon erwähnt, dass ich diese Art von Romanen sehr gerne mag und so war es auch hier. Ich mag es wie die Geschichte immer weiter läuft und sich die Leben der Menschen miteinander verknüpfen. Was mich allerdings gestört hat, war, dass die ganzen Geschichten nicht nacheinander spielen, wie es anhand der Linearität der Geschichte wirkt, sondern teilweise gleichzeitig. Vielleicht wäre es hier hilfreich gewesen, wenn man mit Daten gearbeitet hätte, weil man dann hätte einschätzen können, wann im Jahr diese Geschichten spielen und nicht von zeitlichen Ungereimtheiten überrascht worden wäre.

Ich hatte aber, bedingt auch durch die Erzählweise, das Gefühl, dass es einige Logiklücken gibt, aber da vieles ja parallel läuft, lässt sich das schwer sagen. Vor allem wenn es um das Leben beziehungsweise die Geschichte von Dok-go, dem Protagonisten, geht, hatte ich gegen Ende keinen Überblick mehr wie lange er für seine Entwicklung braucht und wie lange er wirklich in dem Laden arbeitet. Irgendwie hatte ich das Gefühl, dass es am Ende doch sehr schnell ging bis er sich entwickelt hatte und bereit war, sich mit seiner Vergangenheit auseinander zu setzen. Hier wären Daten auch sicherlich hilfreich gewesen, damit man das alles etwas besser einschätzen kann. Ich hatte das Gefühl, das ich mich dadurch nicht mehr so gut in seine Geschichte einfühlen konnte, was ich schade fand.

Was mir aber gut gefallen hat, war, dass man die Enden der Geschichten der Figuren nicht direkt am Ende ihrer jeweiligen Geschichte erfährt, sondern erst am Ende als die losen Enden von Dok-gos Geschichte verknüpft werden. Ich hatte nämlich schon Angst, dass man gar nicht erfährt, ob die Geschichten der anderen gut ausgehen oder nicht.

Als kleine Trigger-Warnung, falls jemand sagt, er möchte darüber nicht lesen: gegen Ende spielt Corona eine ziemlich große Rolle (wir befinden uns dann zeitlich irgendwann Anfang 2020).

Insgesamt mochte ich Frau Yeoms kleiner Laden der großen Hoffnung von Kim Ho-yeon sehr gerne und ich mag auch das Genre dieser Romane total gerne und werde definitiv noch mehr aus diesem lesen. Sollte der Autor noch einmal einen solchen Roman schreiben (oder einen zweiten Teil, was sich ja bei einem Laden in Seoul anbieten würde), würde ich diesen definitiv auch noch lesen.

 

 

 

Vielen Dank an Netgalley und den Verlag für das Rezensionsexemplar!