Adventskalender 2019 ·Was in zwei Koffer passt von V. Peters

Inhaltsangabe: Was in zwei Koffer passt – Klosterjahre von Veronika Peters

Was in zwei Koffer passt von Veronika Peters ist ein Erfahrungsbericht aus dem Jahr 2007. Sie beschreibt in dem Buch wie sie damals beschloss ins Kloster zu gehen und von ihrem bisherigen Leben Abschied nimmt. Peters beschreibt wie sie ihr Hab und Gut verschenkt und verkauft, wie sie sich von ihren Freunden und Kollegen verabschiedet, wie sie sich sogar von ihrem damaligen Freund Max trennt um ins Kloster zu gehen. Max nimmt diese Entscheidung nicht besonders gut auf und kann sie ihr scheinbar bis zum Schluss – 12 Jahre später – immer noch nicht verzeihen, obwohl er zu dem Zeitpunkt eine neue Freundin – Veronikas beste Freundin Lina – hat und mit ihr sogar ein Kind hat und das nächste erwartet.

Veronika geht ins Kloster, weil sie einen Sinn sucht, so richtig benennen wonach sie sucht kann sie aber auch nicht, aber sie versucht Gott zu finden, versucht einen Sinn zu finden, der sich in der katholischen Theologie und in der Gemeinschaft mit den anderen Nonnen hoffentlich offenbart. Außerdem beschreibt sie wie sie versucht ihren Platz im Kloster zu finden, sie versucht herauszufinden, wie sie sich in das Kloster und in die Gemeinschaft sinnvoll einbringen kann, gleichzeitig aber nicht dazu gedrängt wird sich selbst zu verleugnen oder sich wie auch immer zu verändern. Veronika braucht recht lange um ihren Platz zu suchen, sie braucht lange, sich in den Klosteralltag einzufinden, nicht mehr gegen die dort herrschenden Regeln zu rebellieren und sich soweit zu öffnen, dass sie spirituelle Erfahrungen machen kann.

Sie hat weiterhin Kontakt zur Außenwelt, behält den Kontakt zu Lina und ihrem besten Freund Stefan, außerdem hat sie weiterhin Kontakt zu einer Kollegin, aber dieser wird teilweise weniger und sie scheint sich zwischenzeitlich immer mehr dem Klosterleben zuzuwenden. Dabei stößt sie aber immer an Grenzen, als es darum geht, ob sie im Kloster bleiben darf oder ob sie gehen muss, also ihre erste Profess macht, da sprechen sich einige Nonnen gegen sie aus, weil sie nicht sicher sind, ob das Klosterleben etwas für Veronika ist, und weil sie sich nicht sicher sind, ob sie sich einfügen kann. Dennoch schafft sie es und wird sogar am Ende für ein komplettes Leben im Kloster zugelassen, kann also ihre ewigen Gelübde abgeben, was sie auch tut. Daraufhin wird sie gebeten ein Fernstudium zu machen, was sie relativ erfolgreich abschließt. Nach ihrem Studium soll sie den an das Kloster angeschlossenen Buchladen übernehmen, der von einer älteren Nonne geleitet und geführt wird, welcher allerdings nicht so einträglich ist, wie man sich das in der Klosterleitung wünschen würde, weshalb ein neues, jüngeres Gesicht den Laden aufmischen soll, damit dieser mehr Umsatz abwirft. Als eine alte Nonne stirbt, mit der Veronika viel verbindet und sie dann auch noch wieder Anschluss an die Welt außerhalb des Klosters findet, trifft Veronika eine Entscheidung…

Adventskalender 2019 ·Was in zwei Koffer passt von V. Peters

Rezension: Was in zwei Koffer passt von Veronika Peters

Dieser Erfahrungsbericht Was in zwei Koffer passt von Veronika Peters lief mir sozusagen zu – ich fand ihn in einem Bücherschrank. Kurzentschlossen nahm ich ihn mit und wusste gar nicht genau, worauf ich mich da einlasse. Das Buch lässt sich ziemlich gut runterlesen, es ist kurzweilig geschrieben und man kann sich meistens recht gut in die Erzählerin hineinversetzen.

Was mir aber an diesem Buch nicht so gut gefiel, war, dass der Autorin manchmal einige Jahre in die Zukunft springt und man als Leser, weil man oftmals gar nicht genau weiß, wie weit man gesprungen ist, überhaupt keinen Überblick über die Chronologie mehr hat. Ich habe mich oft gefragt, zu welchem Zeitpunkt ihres „Experiments“, wie die Autorin ihren Klosteraufenthalt selbst nennt, sich diese Gedanken und Vorgänge im Kloster zugetragen haben. Für all diejenigen, die sich mit dem Klosterleben nicht so gut auskennen, wie mich zum Beispiel, führt das unweigerlich zu Verwirrungen. Gleichzeitig ist dies natürlich verständlich, bedenkt man, dass sie vermutlich nicht von Anfang an geplant hat ihren Klosteraufenthalt in einem Buch zu beschreiben, sodass sie vieles aus ihren Erinnerungen rekonstruieren musste.

Außerdem hat mir gefehlt, dass die Autorin kaum reflektiert. Sie verweigert sich zum Beispiel ziemlich am Anfang des Buches der Beichte und spricht daraufhin nie wieder davon. Auch dem Zusammengehörigkeitsgefühlt scheint sie sich an vielen Stellen zu verweigern schließlich sind die Nonnen sich nicht sicher, ob sie sich in die Klostergemeinschaft vollständig einfügt und diskutieren auch deshalb über ihre Aufnahme ins Kloster. Dass sich Veronika auch mit ihrer Magistra, also ihrer Mentorin und Lehrerin in der Anfangszeit im Kloster, nicht gut stellt und mit ihr immer wieder aneinandergerät, fand ich ebenfalls komisch. Mir fehlte einfach an vielen Stellen die innere Einkehr, die Reflexion über ihre Verhalten und ihren Umgang mit den anderen und ihren Wunsch sich auf das Experiment komplett einzulassen. Ja, sie kommt nur mit sehr wenigen Habseligkeiten ins Kloster und ja, sie verschenkt irgendwann ihre Koffer, sie bricht viele Brücken nach außen ab, aber man hat immer das Gefühlt, dass so eine Art klösterliches Gefühl bei ihr ausbleibt. Sie erwartet, dass sie im Kloster unbehelligt ihren Traum von einem Leben ohne Geld und Wirtschaft leben kann, realisiert aber nicht, dass auch ein Kloster von irgendetwas leben muss. Und so sträubt sie sich auch gegen ihre neue Aufgabe als Leiterin des Buchladens. Sie soll dafür sorgen, dass dieser mehr abwirft und nicht nur hübsch aussieht, aber das will sie nicht, weil sie mit diesem wirtschaftlichen Kram (sie drückt das anders aus, aber im Grund scheint sie das zu meinen) nichts zu tun haben möchte. Sie will nicht auf’s Geld achten müssen, bedenkt aber nicht, dass Nonnen, die alt sind und nicht mehr arbeiten können auch von irgendetwas leben müssen. Ein Kloster ist eben ein Mikrokosmos, bei dem auch jeder seine Aufgabe hat und das Uhrwerk am Laufen halten muss, wenngleich mehr Pausen zum Beten, zur Einkehr und zum Gesang gemacht werden.

Ich hoffe, hier nicht zu sehr vorzugreifen, aber: Das Ende hat mir überhaupt nicht gefallen. Veronika Peters scheint alles vergessen zu haben, was sie während ihrer Zeit im Kloster gelernt hat und benimmt sich wie ein bockiges Kind. Mir fehlte bis zu einem gewissen Grad auch Ehrlichkeit in dem Buch, denn dass sie nicht über ihre Reflexion spricht kann ja auch bedeuten, dass sie zwar reflektiert hat, aber einfach nichts dazu schreibt und sie schreibt nicht, aus welchen Verhältnissen sie kommt. Ja, man weiß im Kloster – zumindest teilweise – aus welchen Verhältnissen sie kommt, aber sobald sie jemand, der es nicht weiß, darauf anspricht, blockt sie ab und offenbart auch dem Leser nichts, was diesem helfen könnte, ihr Buch besser zu verstehen.

Insgesamt ist Was in zwei Koffer passt – Klosterjahre von Veronika Peters zwar ein netter Erfahrungsbericht, von dem es in dieser Art wohl auch nicht so viele gibt, aber um wirklich gut zu sein, lässt sie den Leser einfach zu ratlos und mit zu vielen offenen Fragen zurück.