Buchpreisbindung

Rund um’s Lesen: Buchpreisbindung

Sicherlich haben sich viele schon einmal gefragt, warum die Preise für Bücher eigentlich gesetzlich festgelegt sind. Schließlich gibt es auf kaum andere Dinge in Deutschland eine Preisbindung (außer vielleicht auf ein paar Kioskartikel). Buchpreisbindung bedeutet, dass ein Buch für einen bestimmten Zeitraum in einem bestimmten Gebiet (deutschlandweit beispielsweise) einen festen Preis kosten soll und zwar in jedem Laden, der das Buch verkauft. Deutschland hat die Preisbindung für Bücher festgelegt, aber darüber hinaus gibt es diese auch noch in ein paar anderen europäischen Ländern, allerdings gibt es auch einige Länder, in denen es keine Buchpreisbindung (mehr) gibt. Doch wofür gibt es die Buchpreisbindung?

Eine Buchpreisbindung soll gewährleisten, dass jeder Mensch die Möglichkeit hat ein Buch zu kaufen, da der Preis festlegt ist und sie soll dafür sorgen, dass kleine Buchläden im Preiskampf mithalten können, außerdem sollen feste Buchpreise für Qualität sorgen. Das sind natürlich große Ziele, die man gut in den Raum werfen kann, aber wie sieht es damit in der Realität aus?

Da die Preise für Bücher überall gleich sind, hat ein Discounter, der aufgrund großer Stückzahlen ein Buch preiswerter anbieten könnte, keinen Vorteil gegenüber einem kleinen, örtlichen Buchladen. Das führt dazu, dass es andere Unterscheidungen gibt, weshalb ein Kunde sein Buch an einer bestimmten Stelle und nicht an einer anderen kauft. Eine davon ist der Service. In einem kleineren Buchladen kann ein Kunde davon ausgehen, dass er beraten wird, wohingegen er, wenn er in einem Supermarkt seine Bücher kauft von keiner Beratung ausgehen kann. Außerdem ermöglicht ein kleiner Buchladen in der Regel eine sehr schnelle Lieferzeit. Das Buch ist bei einer rechtzeitigen Bestellung schon am nächsten Tag da und abholbereit. Auch sind die Preissteigerungen bei den Büchern nicht höher als bei anderen Einzelhandelssektoren, sodass die Buchpreisbindung hier keine negativen Auswirkungen zu haben scheint.

Ein weiterer wichtiger Punkt ist neben den Preisen und den damit einhergehenden Konsequenzen die Auswirkung auf die Buchkultur. Wenn es keine festen Preise für alle Bücher gibt, sind Preise frei gestaltbar. Dies führt dazu, dass die Preise aufgrund der Masse für manche Bücher sinken werden. Dies ist aber prinzipiell nur für diejenigen Bücher möglich, die in großer Stückzahl verkauft werden, also für Bestseller. Gleichzeitig würde das aber die Konsequenz haben, dass es weniger Bücher zu einem Thema geben würde, da die Verlage keine Mischkalkulationen mehr durchführen würden, sondern anders ihren Umsatz steigern müssten. Ein Verlag rechnet heute mit Büchern, die genug Gewinn einbringen, sodass sie auch Bücher verlegen können, die weniger einbringen wie beispielsweise Romane von neuen Autoren, Nischenliteratur, Gedichtbände (die ohnehin in kleinen Auflagen publiziert werden) und Fachbücher. Wenn sich diese Kalkulationen aber verschieben, führt das dazu, dass ein Verlag in solche Bücher kein Geld mehr investiert, der Buchmarkt leer sich, das Angebot wird kleiner, die kulturelle Vielfalt schrumpft. So ist es beispielsweise in Frankreich gewesen. Dort wurde nach nur drei Jahren die Buchpreisbindung aus genau den gleichen Gründen wieder eingeführt. In den USA gab es beispielsweise vor etwa 20 Jahren 49 Bücher „in print“ zum Thema Kirchengeschichte, während es in Deutschland 550 Bücher zum gleichen Thema gab.

Um die Buchpreisbindung zu umgehen, gibt es Mängelexemplare. Dabei ist nicht wirklich von Relevanz, ob die Bücher absichtlich beschädigt werden oder nicht, denn bei Mängelexemplaren gibt es keine Buchpreisbindung mehr. Jeder hat vermutlich auch schon einmal ein Mängelexemplar in der Hand gehabt, an dem er keine offensichtliche Beschädigung feststellen konnte, auch so etwas gibt es. Hier scheint die Buchpreisbindung aufgehoben zu sein, sodass die Bücher zu einem geringeren Preis verkauft werden können, aber wie die Remission von Büchern genau funktioniert, weiß ich leider nicht. Sobald ich dazu mehr weiß, wird es bestimmt auch dazu, einen Beitrag Rund um ’s Lesen geben.

Ich persönlich finde die Buchpreisbindung sinnvoll, obwohl viele kleinere Buchhandlungen unlängst aus dem Stadtbild getilgt werden. Kleinere Buchhandlungen können noch weniger mit großen Ketten mithalten, die die Bücher innerhalb weniger Tage nachhause liefern. Ich kann auch internationale Titel schnell beschaffen und muss dafür nicht aus dem Haus gehen und bei Büchern weiß man, ich zumindest, meistens was man gerne möchte. Vom Schreibtisch aus lässt sich aus das neuste Werke des Lieblingsautors viel besser recherchieren, also wozu in den örtlichen Buchhandel? Ganz einfach, weil diese sonst alles aussterben. Die örtlichen Buchläden sind oftmals schneller als große Ketten oder Onlinebestellungen, weil ich mein Buch schon am nächsten Tag in den Händen halten kann, wenn ich bereit bin, es vor Ort abzuholen. Ohne Buchpreisbindung könnten die großen Ketten Buchpreise noch besser bestimmen. Sie nehmen dem Verlag große Stückzahlen ab und haben so eine vorzügliche Verhandlungsposition und können die Buchpreise selbst bestimmen. Obwohl ich mir zwar nicht vorstellen kann, dass es wirklich so ist, bin ich bereit zu glauben, dass die Vielfalt der Bücher unter einer Aufhebung der Buchpreisbindung leidet, schließlich scheint es ausreichend Zahlen dazu zu geben, wobei diese (wie ich ja angedeutet hatte teilweise 20 Jahre alt sind) und somit könnten neuere Zahlen auch in Anbetracht der Tatsache von vielen kleinen Verlagen und Selfpublishing angebracht sein um die Vielfalt der Bücher zu überprüfen. Auch fällt es mir schwer, mir vorzustellen, dass die Bücher nicht dauerhaft preiswerter werden, aber auch dazu gibt es entsprechende Zahlen und so bin ich auch bereit, dies zu glauben. Deshalb finde ich, dass die Buchpreisbindung durchaus wertvolle Beiträge für den Buchmarkt und damit auch für den Leser bereithält, die nicht zu unterschätzen sind.

Was haltet ihr denn von der Buchpreisbindung? Findet ihr sie gut, oder seht ihr das Ganze mit eher gemischten Gefühlen?

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