Die Inhaltsangabe zum Roman Xanthippe von Robert Gordian findet ihr oben.
Die Charaktere des Romans gefielen mir Recht gut. Ich mochte Xanthippes Art sich nichts gefallen zu lassen und immer mit ihrem Mann über alles zu diskutieren, wobei man mehr das Gefühl hatte, dass die beiden streiten und nicht diskutieren und da ich da durchaus einen Unterschied mache, hat mich dieser Aspekt dann doch gestört. Eine taffe Frau, die ihrem Mann die Stirn bietet, klug argumentiert, witzig ist, Charme hat und gleichzeitig Temperament? Klingt cool. Eine Frau, die ständig mit ihrem Mann streitet und ihm aus Prinzip wiederspricht, obwohl ihr vollkommen egal ist, worum es geht oder sie davon ohnehin keine Ahnung hat? Nervt ziemlich. Wobei ich Xanthippe irgendwie mochte. Sie hatte es nicht leicht mit Sokrates. Wobei ich keine Ahnung habe, ob er überhaupt jemals verheiratet war, dann noch mit solch einer Frau und mit der Kinder hatte, aber er verhält sich ihr gegenüber ziemlich rücksichtslos und kümmert sich nicht vernünftig um sie und die Kinder, wobei man nicht sagen kann, dass er per se ein schlechter Vater ist, denn immer wieder kommt der Eindruck durch, dass er seine Kinder und auch seine Frau durchaus liebt, aber eben nicht dazu in der Lage ist, ihre Bedürfnis – vor allem nach Nahrung – zu erfüllen.
Was ich außerdem sehr gerne mochte, war die Erzählweise. Die Geschichte wird rückblickend von einem Nachbarn der Familie erzählt. Simon ist ein Freund von Sokrates und mag und schätzt Xanthippe, obwohl seine Frau und Xanthippe niemals Freundinnen wurden. Er erzählt von den Streits, die er so mitbekam und dem Leid, aber auch dem Glück und der Liebe dieser Familie. Ob diese Erzählweise wirklich konsistent ist, ob also der Erzähler wirklich immer nur so viel erzählt hat, wie er wissen kann, weiß ich gar nicht mehr so genau, aber die Idee mochte ich sehr gerne. Ein Ich-Erzähler, der nicht einer der Hauptcharaktere ist, das klingt doch gut, weil es nicht so alltäglich ist.
Was ich an solchen Romanen, die an historische Figuren angelegt sind, immer schwierig finde, ist, dass man nie weiß, was wahr und was erfunden ist. Wie ich schon des Öfteren schrieb, ist das vielleicht auch gar nicht so wichtig, aber neugierig bin ich dann schon. Hier scheint es ziemlich klar, zu sein, was wahr ist, denn über das Leben des Sokrates ist ein bisschen was bekannt. Sein Alter als er starb beispielsweise, seine Stellung zu Athen und den Lenkern der Stadt, aber auch das Gerichtsverfahren, das ihn das Leben gekostet hat, ist klar. Die Art und Weise wie dieser weise Mann zu Tode kam, durch den Schierlingsbecher, wird in dem Roman auch thematisiert. Ob er allerdings eine so temperamentvolle Frau hatte, ob er drei Kinder hatte, ob er einen Nachbarn hatte, mit dem er sich gut verstand und wie genau er zu Athen und deren Bürgern stand, ob er dort vielleicht Leute hatte, die hinter ihm und seiner Denkart standen, ist mir nicht bekannt und so könnten diese Sachen durchaus erfunden sein, sonst wäre es schließlich kein fiktiver Roman, sondern eine reale Biographie.
Alles in allem ist der Roman Xanthippe von Robert Gordian kein Glanzstück, aber letztendlich mal ganz lustig zu lesen und sicherlich ein amüsanter, wenn auch traurig endender Zeitvertreib, sodass ich den Roman, wenn auch nicht allzu überschwänglich, weiterempfehle.