Der Hofmeister von J.M.R. Lenz

Rezension: Der Hofmeister von J.M.R. Lenz

Der Hofmeister oder Vorteile der Privaterziehung von Jakob Michael Reinhold Lenz ist ein Drama aus dem Jahr 1774. Es wurde zu Anfang anonym veröffentlicht und so wurde einige Zeit vermutet, dass Goethe der Verfasser des Stücks sein könnte; was sich allerdings als falsch herausstellte, zumal er selbst auch schrieb, dass er nicht der Verfasser sein könne, denn der Titel würde nicht zu ihm passen.

Das Stück entspricht vom Aufbau her einem klassischen Drama. Im ersten Akt werden die Umstände beschrieben. Die beiden Modelle Stadtschule und Hofmeister werden gegenübergestellt und die Figuren werden vorgestellt. Außerdem werden die ersten Probleme deutlich, die ihre Schatten über den weiteren Verlauf des Stücks werden werden. Im zweiten Akt geht alles so weiter und es entwickelt sich so langsam eine Zuspitzung, die dann im dritten Akt erfolgt. Gustchens Schwangerschaft wird entdeckt, sie läuft weg und Läuffer flieht. Im vierten Akt scheint erst einmal alles verloren, doch dann wird nach und nach klar, dass es eine Lösung für alle Probleme gibt, die sich dann im fünften Akt offenbart. Am Ende erfolgt nicht die Katastrophe (wie es bei einer Tragödie wäre), sondern die glückliche Auflösung.

Die Zeit entspricht insgesamt etwa drei oder vier Jahren. Fritz geht auf die Uni, Gustchen bleibt mit dem Hofmeister zuhause. Sie verliebt sich und lässt sich verführen und bekommt das Kind. Es handelts ich also in diesem Sinne nicht um ein klassisches, geschlossenes Drama. Auch die Einheit des Ortes bleibt nicht bestehen, da das Stück an verschiedenen Orten spielt. Diese Aspekte passen dazu, dass es sich hier nicht um eine Tragödie, sondern eben um eine Komödie handelt. Die Figuren sind bürgerlich und von daher passt auch dies zu einer Komödie.

Das einzige, was ich an diesem Theaterstück wirklich witzig fand, war, dass der zweite Titel recht ironisch ist. Vorteile der Privaterziehung impliziert, dass es hier um die Vorteile geht, doch der Junge, der in der Stadtschule war (also eine öffentliche Schule besucht hat), ist ein gut erzogener, christlicher Freund und Helfer (er nimmt Gustchen und deren Kind an, er unterstützt seinen Freund Pätus). Gustchen hat sich von ihrem Privatlehrer verführen lassen (was sicherlich auch mit der „Schwachheit ihres Geschlechts“ zusammenhängt) und Seiffenblase versucht die Tochter Rehaar zu verführen und verhält sich somit auch nicht rechtsmäßig.

Ich weiß nicht genau, woran es lag, aber ich hatte ziemliche Schwierigkeiten in dieses Stück gut hereinzukommen. Vielleicht weil es, trotz der Tatsache, dass es sich um eine Tragödie handelt, nicht besonders lustig ist. Vielleicht auch deshalb, weil ich es über einen längeren Zeitraum gelesen habe. Aber es war nicht so unterhaltsam wie andere Stücke.

Insgesamt ist die Komödie Der Hofmeister von J.M.R. Lenz ein gekonntes Drama der Aufklärung und Fritz zieht am Ende sogar offen die Konsequenzen: Er wird seinen Sohn nicht von einem Hofmeister erziehen lassen.

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