Miss Marple

Die Puppe der Schneiderin von Agatha Christie

In der Kurzgeschichte Die Puppe der Schneiderin von Agatha Christie gibt es keinen Detektiv wie Miss Marple oder Hercule Poirot, sondern nur die Protagonisten, die eine Puppe in ihrem Atelier finden. Sybil Fox und Alicia Coombe finden in ihrem Schneideratelier eine Puppe, die auffällig gut in ihr Zimmer passt. Die Puppe jagt einer der Kundinnen Angst ein, was die Frauen zu Anfang noch ein wenig amüsant finden; schließlich handelt es sich ja nur um eine Puppe. Die Frauen arbeiten weiter doch im Folgenden geschehen seltsame Dinge. Die ohnehin schon vergessliche Ms. Coombe vergisst immer mehr. Sie verlegt ihre Brille, sie vergisst, dass sie zu Veranstaltungen gehen wollte und sie verliert Schnittmuster oder Stoffbahnen, allerdings ergeht es Sybil auch nicht viel besser. Bei den Mädchen, die für sie nähen, gibt es schon Gerede. Und natürlich reden die Mädchen erst recht, als die Puppe sich im Zimmer hin und herbewegt. Sobald Sybil Fox und Alicia Coombe das Zimmer verlassen, bewegt sich die Puppe woanders hin. Sie wandert vom Sofa, an den Schreibtisch und egal wie häufig man sie zurück auf das Sofa legt, sie wandert immer wieder selbstständig zurück zum Schreibtisch, sodass es aussieht als ob sie Briefe schreiben würde. Die Mädchen, die befragt werden, ob sie sich einen Spaß daraus machen, die Puppe immer wieder an neue Plätze zu legen, reagieren ärgerlich darauf, dass sie mehrmals danach gefragt werden. Sybil und Ms. Coombe wird die Puppe immer unheimlicher, sodass sie sie irgendwann einschließen. Alicia beschließt, dass die Anproben auch in ihrem persönlichen Wohnzimmer vorgenommen werden können, dass das eigentliche Ankleidezimmer nicht mehr benötigt wurde und dass sie ja ein ausreichend großes Schlafzimmer habe um dort auch noch ihr Wohnzimmer einzurichten. Die Putzfrau ist froh darüber, dass sie nun nicht mehr in dem verschlossenen Zimmer sauber machen muss und die Mädchen finden das alles sehr lustig. Nach wenigen Wochen beschließen Alicia Coombe und Sybil Fox gemeinsam nachzusehen, ob die Puppe noch da wäre und ob es nun sehr staubig in diesem Raum war. Die Puppe ist noch da, doch nachdem sie die Tür geöffnet hatten, taucht die Puppe plötzlich auch in dem neuen Ankleidezimmer auf, und das obwohl die Tür abgeschlossen war. Ms. Coombe und Ms. Fox ist die Puppe so unheimlich, dass sie sie irgendwann aus dem Fenster werfen, denn sie haben Angst, dass sie ihnen zurückgebracht würde, wenn sie sie ganz normal in den Mülleimer werfen würden. Als sie die Puppe aus dem Fenster werfen, beobachtet sie ein Mädchen. Das Kind schnappt sich die Puppe, sagt aus, dass diese ja nur lieb gehabt werden wolle und macht sich schnell mit der Puppe davon.

Ich fand es am Anfang der Geschichte sehr verwirrend, dass es keinen richtigen Detektiv gab, denn normalerweise haben wir in den Kurzgeschichten von Agatha Christie einen Detektiv und meistens ist das bei den Miss Marple-Geschichten eben Miss Marple ( =D ). Dies war hier natürlich nicht der Fall, was auch damit zusammenhängt, dass es keine Miss Marple-Geschichte und auch keine Hercule Poirot-Geschichte ist, und gerade deshalb wird man ohne Leitfigur durch diese Geschichte geschickt. Man hat also keinen bekannten Protagonisten, an dem man sich in der Geschichte festhalten kann.

Damit in Zusammenhang steht, dass wir hier keine richtige Auflösung des Falles erhalten. Die Geschichte ist eher eine leicht phantastische Geschichte, die man so vielleicht nicht direkt, dafür erkennt man zu sehr Agatha Christie und ihre Erzählweise darin, aber so ähnlich auch in der Romantik finden könnte. Ein phantastischer Gegenstand, der in irgendeiner Form verflucht, oder verzaubert ist und der ein Eigenleben entwickelt. Es gibt auch keine richtige Auflösung oder Erklärung in dem Sinne, dass man eben rausfindet, dass sich die kleine Nachbarstochter einen Scherz daraus gemacht hat, die Puppe immer wieder an andere Orte zu legen. Und könnte man zu Anfang der Geschichte noch daran glauben, dass Alicia oder Sybil die Puppe hin- und herschieben und es dann einfach vergessen, scheint das spätestens mit dem abgeschlossenen Raum und der Puppe, die dennoch ihren Weg hinausfindet, nicht mehr möglich zu sein.

Insgesamt handelt es sich bei der Geschichte Die Puppe der Schneiderin von Agatha Christie also um eine phantastisch angehauchte Geistergeschichte, die keine richtige Fallauflösung hat, weil es weder einen Detektiv noch einen richtigen Fall gibt, sondern einfach nur eine geisterhafte Puppe, die durch ein Schneideratelier geistert. Und am Ende gibt es doch eine kleine Auflösung: Es handelt sich eben um einen leblosen Gegenstand, der nur geliebt werden möchte. Eine schöne Geschichte, die man wirklich mal lesen sollte.

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