Die Sonne bleibt nicht stehen von G. Beyerlein

Rezension: Die Sonne bleibt nicht stehen von Gabriele Beyerlein

Dieses Buch Die Sonne bleibt nicht stehen ist in Kooperation von Gabriele Beyerlein und Herbert Lorenz entstanden, der einzige Unterschied, der mir allerdings auffiel, findet sich im letzten Kapitel, in welchem die Autorin oder ein Historiker immer erläutert, was von dem im Buch beschriebenen, wirklich passiert sein könnte und was der Phantasie entsprungen ist. Dieser Teil umfasst meistens etwa 20 Seiten (hier sind es 25), was ich schon recht viel fand, was aber ganz in Ordnung war. Dieses Mal fand ich dieses letzte Kapitel aber nicht so besonders schön, weil dort ein langes Bibelzitat verwendet wird, um die Frage zu stellen, ob der Schritt zu Ackerbau und Viehzucht wirklich ein Fortschritt war. Ich bin sicher, dass man unter vielen verschiedenen Aspekten darüber streiten kann, ob das ein Fortschritt war oder nicht, aber ein Bibelzitat anzuführen um diese These zu untermauern, hat in einem historischen Kinderbuch nichts zu suchen. Und ich hatte, wobei ich mich da irren kann, nicht den Eindruck, dass es verwendet wurde um ein Problem darzustellen oder ein Gefühl dafür zu vermitteln, dass diese Unterschiede bestanden haben, sondern man hat eher das Gefühl, dass es wirklich als Argument verwendet wird.

Davon abgesehen mochte ich die Geschichte sehr, sehr gerne. Mich hat vor allem die damalige Problematik fasziniert. Dazu gehören, dass Dilgo durchaus seine eigenen Wurzeln wertschätzt. Er weiß woher er kommt, und findet ganz und gar nicht alles gut, was die Bauern tun, aber er ist ebenfalls fasziniert von dem, was sie können und er möchte lernen. Er will verstehen, warum die Bauern tun, was sie tun und wie das, was sie tun, funktioniert. Und diese kulturellen Unterschiede fand ich sehr faszinierend. Auch, dass man gezeigt hat, dass die eigenen Werte als das Wahre angesehen werden und die anderen die Bösen, die Feinde sind, die man sehr skeptisch behandeln muss. Das sieht sowohl Dilgos Sippe als auch Mirtanis Dorf so. Interessant ist auch der Aspekt, dass erst die Anhäufung von Besitz zu Kriegen und Auseinandersetzungen geführt haben könnte. Wenn allen alles gehört, gibt es ja keinen Grund sich darüber zu streiten, man streitet dann vermutlich über andere Dinge, wie die beste Jagdmethode, Mädchen oder den besten Schlafplatz, aber man streitet zumindest nicht um Essen, wobei ich mir vorstellen könnte, dass vor allem unter jungen Männern in solchen Sippen durchaus Hackordnungen entstanden, in die man sich einzuordnen hatte und die dann auch zu Rangeleien führten, aber nicht in dem Ausmaße, wie der Überfall auf Mirtanis Dorf beschrieben wird. Fraglich ist, ob die vielen Dinge, die Dilgo kann, Mirtani schon nicht mehr konnte, denn sie stammen ja offenbar von den gleichen Vorfahren ab. Wobei ich gelesen habe, dass dieser Wechsel vom Nomadendasein zum den sesshaften Bauern nicht innerhalb von wenigen Jahrhunderten (also in wenigen Generationen) von statten ging, sondern sich schon etwas länger hinzog, aber dann stellt sich mir wieder die Frage, weshalb die jüngeren von Dilgos Sippe von diesen seltsamen Menschen mit ihrer komischen Art zu leben noch nicht gehört hatten, aber natürlich kann es sein, dass, wenn sie so isoliert leben, ihnen einfach das Bauerndasein nicht bekannt war.

Wie dem auch sei wurden von der Autorin in diesem Roman wieder viele interessante Aspekte der damaligen Zeit aufgegriffen, die man vielfach auch auf die aktuelle Zeit übertragen kann und somit auch für heute noch interessant sind. Man kann viel von Dilgo und Mirtani lernen und mir haben die beiden Figuren auch darüber hinaus gut gefallen, weil sie einfach authentisch rüberkommen. Die Geschichte fand ich auch interessant, wenn auch seltsam, dass das Buch auf fast ein dreiviertel Jahr verteilt spielt, wobei es mittendrin einen großen Sprung gibt. Vom Frühling, der sehr detailliert wird, machen wir einen großen Sprung in den Herbst. Aber insgesamt eine nette Erzählung, die viele Aspekte aufgreift, viele Waffen und Werkzeuge beschreibt und vor allem bei den Bauern sogar die Gebäude erahnen lässt. Und auch die Liebesgeschichte zwischen Mirtani und Dilgo hat mir gut gefallen. Insgesamt also ein durchaus lesenswertes Buch der Autorin und auf jeden Fall weiterzuempfehlen.

Ein Gedanke zu „Rezension: Die Sonne bleibt nicht stehen von Gabriele Beyerlein

  1. Ich fand das Buch ganz wunderbar, weil es die zwei Lebensformen interessant darstellt, andererseits macht es mich auch traurig, weil es zeigt, dass unsere Zivilisation auf Besitz, Gewalt und letztlich Zerstörung gründet. Das sehen wir ja alle derzeit an der fortlaufenden Zerstörung der Natur, damals war es nur die Zerstörung des Waldes und die (beabsichtigte) Ausrottung von Tieren.

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