Agatha Christie-Kurzgeschichten

Die spanische Truhe von Agatha Christie

In der Geschichte Die spanische Truhe von Agatha Christie ermittelt Poirot um herauszufinden, ob Mr. Clayton tatsächlich von seinem Freund Major Charles Rich ermordet wurde, denn Poirot wird von der Frau des Ermordeten zu dem Fall zugezogen, da sie nicht glauben kann, dass ihr Freund und ihre vermeintliche Affäre Charles der Mörder sein soll. Poirot wird also in das Haus einer Freundin von Mrs. Clayton bestellt und trifft sich dort mit dieser. Er ist sich nicht sicher, was er von dieser sehr naiv und kindlich wirkenden Frau halten soll und so beschließt er sich sein eigenes Bild zu machen: Dazu befragt er alle bei der Party Anwesenden: Mr und Mrs. Spence und Commander McLaren, außerdem spricht er mit der Polizei und den Anwälten von Rich und schließlich auch mit ihm. Abschließend geht er zu Burgess, dem Diener von Rich, denn dieser ist der zweite Tatverdächtige, wobei Rich in Untersuchungshaft sitzt. Poirot findet heraus, dass Mr. Clayton am Abend der Party eigentlich nach Schottland reisten musste, aber zuvor noch einen Drink und eine kleine Mahlzeit mit McLaren einnimmt und dann zu Rich fährt um diesem eine Nachricht zu hinterlassen. Rich ist nicht zuhause, dafür aber der Diener, der nicht hört wie Clayton wieder geht. Am nächsten Morgen wird der erstochene Mr. Clayton in einer spanischen Truhe aufgefunden. Diese Truhe steht im gleichen Raum, in dem am Abend zuvor die Party stattgefunden hat. Vor der Party hätten also nur der Diener und Major Rich die Tat verüben können, denn nur sie hatten Zugang zur Wohnung. Doch wenn beide ihre Unschuld beteuern. Wer ist dann der Täter?

Tatsächlich ist die Geschichte von Poirot um Die spanische Truhe recht lang, sodass sehr viel passiert. Für mich war es sehr verwirrend wie er von einem Zeugen zum nächsten ist um alle zu befragen, was gar nicht mal so sehr an der Anzahl der Zeugen liegt. Es sind schließlich nur drei direkte Zeugen und seine Auftraggeberin, aber da waren eben auch noch die Anwälte, der Diener, die Polizei und der Verhaftete. Viel schwierig war es herauszudestillieren welcher Zeuge genau was ausgesagt hat.

Ich fand das an dieser Stelle sehr beeindruckend wie Poirot im Fall der spanischen Truhe ermittelt hat. Er bekommt die Aussagen von allen Augenzeugen bzw. Zeugen, die am Abend vor der Entdeckung der Leiche mit dem Täter Zeit verbracht haben und sie sagen alle leicht unterschiedliche Dinge aus. Poirot muss nun entscheiden, was die jeweiligen Zeugen nur hinzugedichtet haben und muss den Rest in ein stimmiges Bild bringen. Das ist eine total interessante Sache und ich finde Christie hat sich hier mal wieder selbst übertroffen.

Auch für den Leser ist ziemlich schnell klar, dass einer der beiden, die zur mutmaßlichen Tatzeit im Haus waren, der Täter sein muss. Zum einen ist da der dringend Tatverdächtige Major Rich und zum anderen sein Diener Burgess. Einer von beiden muss es eigentlich gewesen sein, doch sie beteuern beide ihre Unschuld und da Poirot erst am Ende zum Diener geht um sich auch den Schauplatz des Verbrechens einmal genauer anzusehen, rechnet der Leser ständig damit, dass Poirot am Ende dann den Diener überführen wird, aber dem ist nicht so. Am Ende scheint Poirot genauso ratlos wie der Leser bis ihm noch eine andere Möglichkeit zum Tathergang einfällt. Danach folgt dann recht rasch die Auflösung.

Abgesehen von den Zeugenaussagen bleibt dem Detektiv aber nicht sonderlich viel um den Täter zu ermitteln, denn es gibt keine Fingerabdrücke, keine Faserspuren und keine DNS-Spuren. Natürlich liegt das wohl auch mit daran, dass das zum einen gar nicht zu Christies Stil passt aber zum anderen liegt es auch daran, dass es viele dieser Dinge in der heutigen Form damals noch gar nicht gab. Die DNA-Analyse wird beispielsweise erst seit den 1980er Jahren überhaupt als Beweis zugelassen. Wieso sollte Christie also diese Dinge in ihren Krimis erwähnen, wenn Christie in den späten 70er Jahren bereits verstarb.

Ich persönlich finde gerade dieses ermittelnde Element in den Christie-Krimis immer sehr schön und hier ist die Befragung eben dieses Element. Anhand der Informationen aus den Befragungen manche Aussagen oder Teilaussagen ausschließen zu müssen und die Wahrheit am Ende herauszufinden, dies macht Die spanische Truhe von Agatha Christie zu einer Geschichte, die ich jedem Krimi-Fan gerne weiterempfehle.

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