Bei dem Roman Lieben Sie Brahms.. von Francoise Sagan handelt es sich um einen unglaublich traurigen, melancholischen Roman. Es geht wieder einmal um eine Liebesbeziehung doch dieses Mal wird nicht (wie beispielsweise bei Ein gewisses Lächeln) die Beziehung zwischen einem älteren Mann und einer jüngeren Frau thematisiert, sondern die Liebe zwischen einer älteren Frau und einem jüngeren Mann.
Fangen wir doch hinten an: Paule ist Ende 30 und führt eine Beziehung mit einem ungefähr 15 Jahre jüngeren Mann. Sie lebt während des Romans in zwei eher lockeren Beziehungen, bei denen es beide Mal nicht um die große Liebe und nicht um Heirat und Kinder kriegen geht. Die Beziehungen werden nur ein bisschen verurteilt. Das einzige Außenbild, das wir von diesen Beziehungen bekommen ist, dass Simons Mutter dafür ist, dass sein Sohn sich auf eine so viel ältere Frau einlässt. Und das andere ist, dass Paule sich am Anfang ihrer Beziehung zu Simon Gedanken darüber macht wie ihre Bekannten auf ihre Beziehung mit dem viel jüngeren Mann reagieren könnten. In einem Restaurant gibt es auch ein paar Kommentare in die Richtung, die aber nicht direkt an Simon und Paule adressiert werden, sondern schlichtweg so laut gesprochen werden, dass die beiden sie hören. Gerade deshalb finde, weil es sogar ein paar kritische Kommentare bei dieser Beziehung gibt, finde ich das Thema so wichtig. Zum einen finde ich den Altersunterschied zwischen den beiden nun auch wieder nicht so groß und zum anderen finde ich es nicht richtig, wenn Frauen für solche Beziehungen verurteilt werden, aber die Gesellschaft bei älteren Männern, die mit jüngeren Frauen zusammen sind, wird diese Beziehung nicht verurteilt.
Und nun dazu wie traurig dieser Roman ist. Dass die Romane von Francoise Sagan von Melancholie strotzen ist nichts neues und macht diese Romane bisweilen sogar besonders lesenswert. Warum sollte man nicht einmal einen solchen Roman lesen? Ich finde es auch gar nicht schlimm, wenn man mal etwas lesen möchte, das einen zum Nachdenken anregt, schließlich thematisiert Sagan meist Themen, die in irgendeiner Form gesellschaftlich relevant sind oder über die man zumindest mal nachdenken kann, was auch bei Lieben Sie Brahms.. der Fall war. Was mir aber bei diesem Roman aufgefallen ist: a) es passiert kaum etwas in diesem Roman (Paule geht mit Roger aus, Paule geht mi Simon aus, sie arbeitet von Zeit zu Zeit und macht den ein oder anderen Spaziergang/-fahrt) und b) dieser Roman ist dennoch unglaublich traurig (ich war irgendwann so niedergeschlagen von diesem Roman, dass ich ihn unterbrochen habe und ihn später weiterlesen musste). Natürlich ist solche Emotionalität auf der einen Seite gar nicht schlecht und es ist schön, dass einen geschriebene Zeilen so bewegen und die eigene Stimmung so beeinflussen können, auf der anderen Seite war ich ohnehin schon in trauriger Stimmung und konnte es gar nicht gebrauchen noch mehr traurig gemacht zu werden.
Insgesamt hat mir Lieben Sie Brahms.. eigentlich ganz gut gefallen, aber für mich war der Roman von Francoise Sagan nicht so stark wie die anderen Romane, die ich von ihr gelesen habe. Dennoch empfehle ich ihn, gerade auch wegen des immer noch tabuisierten Themas, gerne weiter.