Der Roman Liebe wird aus Mut gemacht von Catharina Junk soll angeblich – das habe ich an einigen Stellen gelesen – ein Jugendbuch sein, ist vom Verlag aber wohl nicht so intendiert. Ich finde das Buch hat zwar eine recht junge Note, was an der Erzählinstanz liegt, ist aber nicht explizit für ein jugendliches Publikum.
Ich vermute mal – die Danksagung lässt so etwas ahnen – dass das Buch auf autobiographischen Erlebnissen beruht. Ich glaube, dass das bei einem Buch mit einer solchen Thematik ganz gut ist, weil man so die Emotionen gut rüberbringen kann. Auch die Gefühle der Familie und Freunde von Nina lassen sich so leichter transportieren.
Nina Schilder beschreibt ihre eigene Geschichte. Sie erzählt die Geschichte in zwei verschiedenen Zeiten und so wechseln sich die Kapitel, zumindest am Anfang, immer in der Zeit ab. Man erfährt so parallel von der Zeit im Krankenhaus und ist bei allen Dingen dabei, obwohl es sich ja zeitlich gesehen eigentlich um Rückblenden handelt. Diese werden aber nicht als solche behandelt, sondern wirken – eben durch die Nähe der Erzählinstanz – als wäre man als Leser dabei. Auch die Rückschläge, die am Anfang der Therapie folgen, werden dem Leser ziemlich hautnah mitgeteilt.
Gleichzeitig lernt man aber Nina in der Gegenwart kennen. Man weiß eigentlich, dass sie die Krankheit erst einmal gut überstanden hat und man keine Angst haben müsste, dass die Protagonistin irgendwann im Krankenhaus stirbt; aber das vergisst man irgendwie immer wieder und fiebert eben doch mit. Aber zur Gegenwart: Nina kommt nachhause in ein Zimmer voller Umzugskartons, denn die Wohnung in Münster, wo sie gerade erst ihr Studium aufgenommen hatte, scheint gekündigt. Ihre Sachen sind alle wieder in Varrendorf, einem kleinen Dorf in der Nähe von Bremen. Wie es jetzt beruflich weitergehen soll, weiß sie nicht. Soll sie weiter studieren oder doch lieber eine Ausbildung machen? Und die eigentliche Frage: Lohnt sich das eigentlich? Wer sagt ihr, dass der Krebs nicht bald wiederkommt?
Auch die Beziehungen zu ihrer Familie und ihren Freunden muss sie überdenken. Isabelle und sie haben sich auseinandergelebt. Die Erlebnisse mit ihr machen ihr keinen Spaß und sie fühlt sich zu allem gedrängt oder ist die Spaßbremse. Bahar und Nina haben keinen Kontakt mehr, weil sie während ihrer Krankheit anderer Meinung waren und diese nicht ausräumen konnten. Für Ninas Eltern gab es in der Zeit ihrer Behandlung nur Ninas Krankheit und es ging immer nur um ihre Werte, darum wann es ihr besser geht und wann nicht und was die nächsten Therapieschritte sein würden. Darunter hat natürlich auch Theo, Ninas Bruder gelitten, der sich vollkommen alleine fühlt und sich deshalb einer religiösen Gruppe angeschlossen hat. Nun muss Nina mit all diesen Menschen wieder umgehen und es schaffen wieder eine normale Beziehung abseits der Krankheit führen. Das ist einer der Punkte, die ich an diesem Roman so mochte: Eine junge Frau wird aus ihrem Alltag gerissen und muss nach einer schwierigen Erfahrung zurück ins Leben finden und ihre Ziele neu stecken und ihre Lebensentwürfe neu überdenken.
Aber auch das Thema Liebe (wie man sich nach dem Titel ja denken konnte) kommt nicht zu kurz und Nina muss eben auch lernen, dass man manchmal mutig sein muss, um Liebe zu finden. Interessant finde ich ja, dass es hier nicht darum geht die eine große Liebe zu finden (wie das ja sonst in Liebesromanen so üblich ist), sondern es geht eher darum, dass Nina sich traut sich zu verlieben und nicht immer Angst hat, dass alles schief gehen könnte.
Interessant und prototypisch für den Roman fand ich folgenden Ausschnitt: „‘Aber was, wenn das Auto schlappmacht?‘ […] ‚Ja, und was, wenn nicht? Wer weiß das schon?‘“ So unterhält sich die Protagonistin mit einer anderen Figur über ihr altes, klappriges Auto. Aber diese Sätze lassen sich ganz wunderbar – sonst hätte die Autorin sie vermutlich nicht in ihren Roman geschrieben – auf Ninas Körper übertragen, bei dem sie immer Angst hat, dass er neue Krebszellen bildet.
Nina muss in Liebe wird aus Mut gemacht (das HC hieß Auf Null) von Catharina Junk lernen zurück ins Leben zu finden. Neue Verbindungen zu ihrer Familie knüpfen und vor allem ganz neue Bindungen zu Männern und ihren Freunden und muss so lernen, wo ihre Reise hingehen könnte, und dass sie noch nicht vorbei ist. Deshalb hat mir der Roman sehr gut gefallen und ich kann ihn gerne weiterempfehlen.