Sherlock Holmes Kurzgeschichten

Die verschwundene Braut von Sir Arthur Conan Doyle

Die verschwundene Braut von Sir Arthur Conan Doyle ist eine Kurzgeschichte, in welcher Lord St. Simon zu Holmes und Dr. Watson kommt um ihnen mitzuteilen, dass seine Braut am Hochzeitstags verschwunden ist. Seine Braut freut sich seit Tagen auf die Hochzeit und weicht nicht von seiner Seite. Auch am Hochzeitstag ist sie guter Laune, sogar in der Kirche noch bis sie dort ihren Blumenstrauß fallen lässt und einen Mann in einer der Stuhlreihen sieht. Nachdem sie zurück sind und beim Hochzeitsessen sitzen, verschwindet sie kurz, weil sie sich nicht gut fühlt und taucht daraufhin nicht wieder auf. Sherlock Holmes weiß gleich, weshalb die Braut wohin verschwunden ist. Holmes geht los um einige Dinge in die Wege zu leiten und kommt später wieder. Er bestellt sowohl den Lord als auch zwei weitere Personen zu sich. Wie sich herausstellt, dass die junge Frau noch nicht so lange in England ist, sodass sie hier den Mann, von dem sie in der Kirche so erschreckt wurde, nicht in England kennengelernt haben kann, sondern ihn aus den USA kennen muss. Weiterhin geht Holmes davon aus, dass eine Frau nicht einfach so mit irgendeinem Mann mitgegangen worden wäre und ein Mann, der sie so erschrecken kann, jemand sein muss, den sie gut kannte. Es steht also für ihn fest, dass die Frau einen Geliebten oder gar einen anderen Ehemann (von sich) getroffen haben muss. Wie sich dann relativ schnell herausstellt, wohnt der entsprechende Mann in der Nähe in der Stadt, sodass Holmes ihn und seine Frau besuchen geht. Er stellt sich heraus, dass Hatty Doran, die verschwundene Braut, die eigentlich aus San Francisco stammt, dort mit einem Mann verheiratet war. Sie heirateten damals heimlich und Frank, ihr Ehemann, wollte erst einmal Geld verdienen bevor er seine Ansprüche offenlegt. Als Hatty die Nachricht erhält, dass ihr Ehemann bei einem Unglück starb, ist sie totunglücklich, heiratet einige Zeit später aber in England Lord St. Simon, oder hat er zumindest vor bis sie ihren Ehemann in England wiedertrifft. Dieser, weil sie sich erst in der Kirche zur Trauung wiedertreffen, bittet sie heimlich, Lord St. Simon zu heiraten bevor sie am Abend danach zu ihrem Ehemann geht. Lord St. Simon ist natürlich nicht begeistert, als er davon erfährt, doch er akzeptiert diese Entwicklung, da er ohnehin keine andere Wahl hat.

Der Titel dieser Kurzgeschichte von Sir Arthur Conan Doyle erinnerte mich ein bisschen an den Stil E.T.A. Hoffmanns, wobei es hier auch auf die Übersetzung ankommt. Insgesamt aber ein passender Titel. Eine junge Frau heiratet gegen den Willen ihres Vaters, ihr Mann will sich die Hand seiner Frau erst noch verdienen, obwohl er sie schon geheiratet und damit ja eigentlich sicher hat. Als sie glaubt, er sein tot, lernt sie einen Engländer kennen, der zwar Adelig aber ohne Geld ist, aber dennoch den Schein bewahrt. Sie als Tochter eines reichen Mannes, allerdings ohne Adelstitel, hat genauso viel von der Verbindung wie er, wenn nicht sogar weniger als der Lord, der es mit Hilfe des Reichtums seiner Braut schaffen könnte, sein eigenes Leben und die Besitztümer seiner Familie wieder neu zu sichern. Als sie ihren eigentlichen Ehemann in der Kirche trifft, will sie doch wieder bei ihm sein. Ich muss ganz ehrlich zugeben, dass ich diese Verwicklungen, so logisch die Schlussfolgerungen von Holmes in diesem Fall auch sein mögen, auf den ersten Blick nicht nachvollziehen kann. Ich habe es in der Inhaltsangabe erwähnt, aber irgendwie finde ich es auch hier schwierig zu glauben, dass die Schlussfolgerungen von Holmes die einzig möglichen sind. Wenn man ihn mit heutigen Kriminalisten und Detektiven vergleicht, merkt man schnell, dass die heutigen Helden immer etwas länger brauchen um auf die richtige Lösung zu kommen, was wohl auch mit daran liegt, dass es heute mehrere Möglichkeiten für das Verhalten geben könnte, die es damals nicht so einfach gab. Interessant finde ich hier besonders die Beschreibungen der Recherche. Der Klient kündigt sich an, und Holmes lässt sich erst einmal von Watson darüber informieren, was in dieser Geschichte bisher schon bekannt ist, indem es eben über Zeitungen veröffentlicht wurde. Nachdem er all diese Informationen zusammen hat, scheint er den Fall schon halb gelöst zu haben und braucht nur noch ein paar Beschreibungen des Lords um den Fall abschließen zu können. Dieses Gehabe erscheint mir auch für damalige Verhältnisse ein bisschen idealisiert, aber ich wollte eigentlich auf die Recherchemethode raus. Heute würde man wohl vermutlich auf das Internet zurückgreifen und damals eben auf Zeitungsausschnitte. Dies einmal mitzuerleben, fand ich total spannend auch wenn es das damalige Publikum unter Umständen nicht so fasziniert hat wie heutige Rezipienten.

Insgesamt ist Die verschwundene Braut von Sir Arthur Conan Doyle aber durchaus lesenswert und hat mir besser gefallen als die vorherige Geschichte, sodass ich diese Kurzgeschichte gerne weiterempfehle.

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